Führungswechsel: Maximilian Hetzner leitet Kirchweihausschuss

25.5.2020, 05:54 Uhr
Es hat sich ausgejubelt: Andre Bengel war als Kirchweihausschussvorsitzender mit Leib und Seele bei der Sache, was nicht zuletzt auch bei seinen Moderationen des Steinhebens zum Ausdruck kam. Nun wurde er nicht mehr auf diesen Posten gewählt
 
  

© Foto: Robert Renner Es hat sich ausgejubelt: Andre Bengel war als Kirchweihausschussvorsitzender mit Leib und Seele bei der Sache, was nicht zuletzt auch bei seinen Moderationen des Steinhebens zum Ausdruck kam. Nun wurde er nicht mehr auf diesen Posten gewählt  

Eklat im Weißenburger Kirchweihausschuss. Der bisherige Vorsitzende Andre Bengel (SPD) wurde abgewählt. CSU und Grüne nutzten ihre neue Mehrheit und wählten mit sechs zu vier Stimmen Maximilian Hetzner zum neuen Vorsitzenden. Mancher in der Stadtpolitik spricht gar von einem "Putsch".

Der Kirchweihausschuss ist ein besonderes Konstrukt, besteht seit 1921 und dient dazu, das größte Volksfest im südlichen Mittelfranken ehrenamtlich auf die Beine zu stellen. Das Vorschlagsrecht für die zehn Mitglieder liegt beim Stadtrat. Ausgezeichnet hat den Ausschuss über viele Jahre hinweg aber, dass dort ungeachtet jeglicher Parteizugehörigkeit zusammengearbeitet wurde.

Nach der jüngsten Kommunalwahl wurde der Ausschuss, wie alle Gremien des Stadtrates, neu besetzt. Dabei spiegelt sich natürlich das Wahlergebnis in der Sitzverteilung wider. Und so stammen nun vier Mitglieder von der CSU sowie jeweils zwei von der SPD, den Freien Wählern und den Grünen. Zuvor waren es fünf Christsoziale, vier von der SPD benannte Vertreter und ein Freier Wähler.

Dem Ausschuss gehören aktuell Artur Auernhammer, Karl-Heinz Degen, Maria Schneller, Sonja Strunz (alle CSU), Maximilian Hetzner, Katrin Schramm (Grüne), Heinz Gruber, Manuela Mühlöder (Freie Wähler) sowie Elisabeth Pecoraro und Andre Bengel (SPD) an.

Doch bei letzterem muss es eigentlich heißen, dass er dem Ausschuss angehörte, denn er legte sein Mandat nieder, nachdem er nicht wiedergewählt wurde. Bengel, das bestätigen viele, hat das Amt mit großem Engagement begleitet und ist nun zutiefst enttäuscht. "Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe", sagte er auf Anfrage unserer Zeitung. "Ich habe im Ausschuss niemanden schlecht behandelt."

Die konstituierende Sitzung war nichtöffentlich, doch es dauert nicht einmal einen Tag, bis die Nachricht in unserer Redaktion gelandet war. Das Thema Kirchweih interessiert in Weißenburg eben viele Menschen und so mancher äußerte sein Bedauern über Bengels Abwahl.

Dem tut der Zuspruch gut, denn er ist vor allem menschlich von jenen Ausschussmitgliedern enttäuscht, mit denen er bisher aus seiner Sicht vertrauensvoll zusammengearbeitet hat. Vor allem kann er nicht nachvollziehen, dass ihm keine Begründung für die Abwahl genannt wird.

Maximilian Hetzner ist neuer Kirchweihausschusschef.

Maximilian Hetzner ist neuer Kirchweihausschusschef. © Foto: Privat

Bengel, der auch SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat ist, sieht einen politischen Schachzug hinter der Sache. CSU und Grüne seien eine Allianz eingegangen, um der SPD und ihrem Oberbürgermeister Jürgen Schröppel die neuen Machtverhältnisse im Stadtrat zu demonstrieren. Auch ein Insider der Weißenburger Kommunalpolitik sieht dies so. Er spricht gar von einer "krummen Tour."

Bengel selbst bedauert "es sehr, dass aus dem Kirchweihausschuss ein politischer Ausschuss gemacht wurde. Bisher haben wir immer versucht, hier die Parteipolitik rauszuhalten", sagt er. Dass Hetzner als Neuling im Ausschuss gleich den Vorsitz haben wollte, hält er für "vermessen". Der Grüne wisse nicht, "was auf ihn zukommt."

"Nicht in die zweite Reihe"

Hetzner habe ihn am Morgen vor der Sitzung telefonisch über seine Kandidatur informiert. Ab diesem Zeitpunkt sei ihm klar gewesen, dass er abgewählt werden soll. Als dies Realität war, habe er seine Austritt aus dem Ausschuss erklärt. Natürlich sei es eine demokratische Wahl gewesen, und das Ergebnis habe er so zu akzeptieren. Er könne sich aber nicht "in die zweite Reihe" setzen, dafür habe er das Amt mit zu viel Herzblut ausgeübt. Für Bengel wird seitens der SPD Uwe Döbler, in den Kirchweihausschuss einziehen. Er hat ebenfalls jahrelange Erfahrung in dem Gremium.

Tief enttäuscht von ihren Ausschusskollegen ist auch Bengels Parteifreundin Elisabeth Pecoraro. Ihr sei noch in der Sitzung "der Kragen geplatzt", schilderte sie auf Anfrage unserer Zeitung. Sie zeigte sich von ihren Ausschusskollegen, vor allem von jenen der CSU, "menschlich enttäuscht", und das habe sie ihnen auch gesagt. "Peinlich war es ihnen", schob sie nach.

Die Abwahl sei "eine Missachtung" von Bengels Arbeit und Verdiensten. Kurz habe sie überlegt, auch aus dem Ausschuss auszutreten, aber es gehe ihr um die Sache und darum, für die Weißenburger eine schöne Kirchweih zu organisieren. Auch sie spricht von einer politische Machtdemonstration. Pecoraro: "Die haben eine Basis, die gut war, mit Parteipolitik zerstört."

Dies sehen Maximilian Hetzner und der wiedergewählte Kirchweih-ausschussgeschäftsführer Karl-Heinz Degen (CSU) nicht so. Das Gremium habe eine gesellschaftliche und keine politische Aufgabe, sagt Hetzner. Er habe sich im Vorfeld mit Degen unterhalten und sich dann für die Kandidatur entschieden, weil es "nicht schlecht" sei, auch in dieses Gremium "frischen Wind hineinzulassen".

An der Arbeit Bengels gebe es nichts zu kritisieren. "Ich will ihm nichts vorwerfen, er hat die Sache gut gemacht," sagt Hetzner, der bedauert, dass Bengel sich zurückgezogen hat. "Ich hätte ihn gerne noch dabei gehabt", versichert der neue Vorsitzende. Dass sein Vorgänger von der Abwahl nicht begeistert sei, sei klar. Er habe aber nicht damit gerechnet, dass dieser "so reagiere". Hetzner: "Das war nicht Sinn und Zweck der Sache."

Der Grüne gibt sich zugleich zuversichtlich, die Aufgabe bewältigen zu können. Er sei nicht unerfahren in Vereinsarbeit und habe auch den Elternbeirat am Gymnasiums lange Jahre geführt. Außerdem stehe ihm mit Karl-Heinz Degen ein erfahrener Geschäftsführer zur Seite. "Da schaukeln wir das Kind schon", ist Hetzner überzeugt.

Dass die Wahl eine Machtdemonstration von Grünen und CSU sei oder gar ein Signal für eine künftige Koalition im Stadtrat, weist er von sich. Die Grünen seien eine eigenständige Partei und würden sachbezogen entscheiden. Der Fraktionsvorsitzende: "Wir verteidigen mit Zähnen und Klauen unser Unabhängigkeit."

"Es gab keine Probleme"

Auch Karl-Heinz Degen kann keinen Grund für die Abwahl Bengels benennen. Bei den beiden waren die Fäden in Sachen Kirchweih in den vergangenen Jahren zusammengelaufen und es hatte, den Anschein als würden sie harmonisch zusammenarbeiten. "Es gab keine Probleme und keinen Streit", versichert denn auch Degen.

Hetzner habe sich zur Wahl gestellt, die sei vollzogen worden. "Und dann war jeder doch etwas überrascht, dass es so gelaufen ist", schildert der Geschäftsführer die Situation nach der Ergebnisbekanntgabe. Auch er bedauert dass Bengel sich aus dem Ausschuss zurückzieht: "Er war voll hinter seiner Aufgabe gestanden", sagt der Geschäftsführer.

Andre Bengel bleibt indes bei seiner Sichtweise. Es habe eine Absprache und eine CSU-interne Order gegeben. "Das war der letzte Nachbrenner dieser Kommunalwahl." Anders könne er sich die Sache nicht erklären. "Ich habe nichts falsch gemacht. Doch eines, ich bin bei der SPD."

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