"Gemeinsam den Blutkrebs wegfeiern"

2.9.2019, 11:01 Uhr

© Foto: Deborah Weber

"Tja, eine kleine Benefizveranstaltung wollten wir auf die Beine stellen." Jonas Schmidt zuckte mit den Schultern und erntete grinsende Zustimmung vom zweiten Initiator David Hoyer. Klein war der DKMS-Abend nun wirklich nicht: Auf dem Weißenburger Marktplatz wimmel-te es Freitagabend von deutlich mehr Besuchern, als die beiden jungen Organisatoren erwartet hätten.

Für ihr Motto war das nur allzu gut: "Wir wollen gegen den Krebs kämpfen und Weißenburg einen schönen Abend bescheren!", begrüßte Hoyer die Menge. Feiern und zugleich Gutes tun – keine schlechte Mission.

© Foto: Deborah Weber

Inmitten der Menschenmenge tauchten immer wieder die roten T-Shirts der über 50 Helfer auf, bewaffnet mit klappernden Spendenbüchsen und klein gefalteten Loszetteln. Bei der Tombola mit fünfzigprozentiger Gewinnchance zückten die meisten kurzerhand ihren Geldbeutel, und spätestens beim umherziehenden Duft nach Pizza, Flammkuchen und Leberkäse konnten die wenigsten widerstehen, ein paar Euro auszugeben. Das Motto: Alles für den guten Zweck. Denn sowohl Essens- und Ausschankwägen als auch alle anderen Programmpunkte wie Fotoshooting, Kinderschminken oder Klebetattoos spendeten einen Anteil des Gewinns an die DKMS. Zudem hatten sich im Vorfeld über 20 Unternehmen aus dem Landkreis als Sponsoren bereit erklärt, den Red Day finanziell oder praktisch zu unterstützen.

Zur großzügigen Spende regte auch Weißenburger Oberbürgermeister Jürgen Schröppel an: Sein kurzes Grußwort enthielt den augenzwinkernden Appell, die Scheine fliegen und die Münzen stattdessen lieber in der Tasche zu lassen. "Rascheln ist ein schöneres Geräusch als Klimpern!"

Der Schirmherr des Benefiz-Events hatte nur ein paar Meter Fußweg von seinem Büro bis zur großen Bühne. Die teilten sich über den Abend verteilt drei Live-Bands: Den Anfang machten "Diana Live and Acoustic ft. Felix Walcz Musik" mit akustischen Coversongs und anschließend waren die "Chubby Hedgehogs" an der Reihe, bei denen Initiator Schmidt kurzerhand die organisatorische Verantwortung gegen das Schlagzeug austauschte.

Mit der Dämmerung kam dann der Weißenburger Sänger Michael Gabler zum Zug, der mit der Band "The Groove Connection" extra für den Abend in neuer Konstellation auftrat. Die spätsommerlich-ausgelassene Stimmung erinnerte ans Weißenburger Altstadtfest: So einige Gäste nutzten nochmal eine der letzten Gelegenheiten, zu Freilichtmusik in die Sommernacht hineinzutanzen. Und spätestens bei "Bayern 3 DJ Tonic" konnten sich nicht mal überzeugte Tanzmuffel das verstohlene Fußwippen verkneifen.

Zahlreiche Neue in der Kartei

Im bunten Abendprogramm gab es eine Konstante, die zugleich den Unterschied zu herkömmlichen Feiern darstellt: Ein großes Typisierungszelt, auf dem die vier Buchstaben DKMS prangten. Der kämpferische Beweggrund, der dem Event die Vorsilbe "Benefiz" und das Prädikat "sinnvoll" verlieh. Hier konnte jeder mit einem Formular, drei Wattestäbchen und wenigen Minuten seinen Beitrag im Kampf gegen den Krebs leisten und sich typisieren lassen.

Denn die Zahl an Blutkrebspatienten ist beängstigend hoch: Statistisch gesehen erkrankt in Deutschland alle 15 Minuten jemand an der tödlichen Krankheit. Die einzige Heilungschance besteht oft in einer Stammzellenspende – vorausgesetzt, Erbmaterial von Spender und Empfänger stimmt exakt überein. Daher sammelt die Deutsche Knochenmarkspenderdatei DKMS so viele Daten wie möglich, um die "genetischen Zwillinge" zu finden.

Für die Kampfmission gegen den Blutkrebs war der Abend ein voller Erfolg: Die aufs Spitaltor projizierten Echtzeit-Zahlen von Stammzellen- und Geldspenden stiegen stetig. Insgesamt hatte die DKMS am Weißenburger Red Day 201 neue Typisierun-gen zu verzeichnen – 201 potenzielle Lebensretter.

Und dass diese Zahl nicht noch höher ist, liegt nicht an der Spendenbereitschaft der Weißenburger, sondern einzig und allein an der DKMS: Die gemeinnützige Organisation hatte nur eine begrenzte Anzahl an Wattestäbchen geschickt und den Spenderandrang damit um einiges unterschätzt. Somit mussten Schmidt und Hoyer nach vier Stunden spontan umdisponieren. Plan B: Die übrigen 150 Interessierten konnten immerhin das Formular ausfüllen und sich das Typisierungsset nach Hause bestellen.

Die Spendenbereitschaft betraf jedoch nicht nur Stammzellen, sondern auch Geldbörsen und Sparschweine: Die finanziellen Spendeneinnahmen des Abends belaufen sich auf insgesamt 9000 Euro. Ein beachtliches Ergebnis, das die beiden jungen Initiatoren eingefahren haben – in gerade mal eineinhalb Monaten konkreter Planung.

Schreit eine derart gelungene Premiere nach Wiederholungsbedarf? "Cool wär’s schon – vielleicht mit ein paar Organisatoren mehr", so Schmidts Fazit. Wer die Red-Day-Premiere verpasst hat und dennoch etwas zum Kampf gegen den Krebs beitragen möchte, kann sich auch auf Eigeninitiative als Stammzellenspender registrieren lassen: Auf der offiziellen DKMS-Website lassen sich die Registrierungssets mit ein paar Klicks nach Hause bestellen: "Stäbchen rein, Spender sein!"

 

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