Hightech aus dem Seenland

Gore produziert seit 40 Jahren in Pleinfeld

26.10.2021, 12:14 Uhr
Die Ansiedlung von Gore hat die Gemeinde Pleinfeld vor 40 Jahren zum Hightech-Standort gemacht. Es ist ganz besonders dem Einsatz des damaligen Bürgermeisters Otto Feil zu verdanken, dass das US-Unternehmen in die mittelfränkische Provinz kam.

© Adam Renner, NN Die Ansiedlung von Gore hat die Gemeinde Pleinfeld vor 40 Jahren zum Hightech-Standort gemacht. Es ist ganz besonders dem Einsatz des damaligen Bürgermeisters Otto Feil zu verdanken, dass das US-Unternehmen in die mittelfränkische Provinz kam.

Damals herrschte Vollbeschäftigung in Bayern und es war entsprechend schwer, geeignete Mitarbeiter zu finden. Weil das amerikanische Unternehmen, das Spezialkabel für die Medizintechnik, Raum- und Luftfahrt herstellt, expandieren wollte, wurde in ganz Bayern nach geeigneten Standorten Ausschau gehalten.

Grünsteudel fuhr deshalb eines Tages durch den Landkreis und sah sich nach Gemeinden um, die für eine Ansiedlung von Gore infrage kommen. „Irgendwann bin ich dann bei Otto Feil in Pleinfeld gelandet“, erzählte Grünsteudel kurz vor seinem Ruhestand vor knapp drei Jahren. Der damalige Pleinfelder Bürgermeister zeigte ihm dann möglicherweise geeignete Grundstücke für das Gore-Werk. Und Feil legte sich mächtig ins Zeug, um die Firma in Pleifeld anzusiedeln.

Die Firma Gore in Pleinfeld ist ein echtes Hightechunternehmen. Am Standort Pleinfeld werden vor allem Spezialkabel für die Medizintechnik und die Raumfahrt hergestellt.

Die Firma Gore in Pleinfeld ist ein echtes Hightechunternehmen. Am Standort Pleinfeld werden vor allem Spezialkabel für die Medizintechnik und die Raumfahrt hergestellt. © Gore, NN

Kurze Zeit später schauten sich auch der Putzbrunner Geschäftsführer und die Familie Gore den potenziellen Standort in Pleinfeld an und waren ebenfalls sofort begeistert. Einen maßgeblichen Anteil daran hatte Otto Feil, der etliche Weichen stellte, so dass Gore bereits ein halbes Jahr später mit dem Bau anfangen konnte baute. 1980 kamen kurz vor Weihnachten die ersten Maschinen an, die im Werk I aufgestellt wurden. Und 1981 im Februar fuhr Werkleiter Grünsteudel im 7,5-Tonner höchstpersönlich den letzten Transport von Putzbrunn nach Pleinfeld.

Volker Gronauer aus Weißenburg ist Division Leader (Geschäftsführer) von Gore Deutschland und von Gore Europa.

Volker Gronauer aus Weißenburg ist Division Leader (Geschäftsführer) von Gore Deutschland und von Gore Europa. © Markus Steiner, NN

Ralf Tilmanns, der leider schon verstorben ist, war der erste Geschäftsführer in Pleinfeld. Danach folgte Theo Baumann, und aktuell ist Volker Gronauer Geschäftsführer von Gore Deutschland und Europa.

Gerne hätte er im Juni mit dem neuen Werkleiter Pascal Wucher und den rund 400 Beschäftigten am Pleinfelder Standort das 40-jährige Bestehen gefeiert. Denn in der Firma, die als Firmenphilosophie einst den Slogan „No ranks, no titles“ (Keine Hierarchie, keine Titel) prägte, spielt die Unternehmenskultur und das Teamgefühl eine wichtige Rolle.

Online-Grillparty zum Geburtstag

Die Feier einfach ausfallen lassen, wollte also keiner und so wurde gemeinsam überlegt, wie man Corona-konform und sicher den 40. Geburtstag feiern kann. Das Resultat war eine ziemlich pfiffige Online-Grillparty via Microsoft-Teams, die von einem Online-Radiosender betreut wurde und bei der man sich Songs wünschen durfte, Geräusche erraten konnte und bei der jedes Team ein Grillpaket nach Hause geliefert bekam.

Pfiffige Lösungen sind eben eine Spezialität von Gore. Vielleicht ja mit der Hauptgrund, warum sich auch das Pleinfelder Werk in den 40 Jahren prächtig entwickelt hat. „Wir sind ein echtes Hightech-Unternehmen und bei den aktuellen Megatrends voll dabei“, sagt Gronauer. Weil die Chipherstellung und die Halbleiterindustrie derzeit boomen, ist auch das Pleinfelder Werk gut augelastet.

Produktion wie im Reinraum-Labor ist bei Gore in Pleinfeld problemlos möglich.

Produktion wie im Reinraum-Labor ist bei Gore in Pleinfeld problemlos möglich. © Gore, NN

Die Spezialkabel, die in der Luftfahrtindustrie, Medizintechnik und sogar in jedem 5G-Handy verbaut werden, sind mehr als gefragt. Kein Wunder also, dass selbst während der Pandemie oder dem Lockdown hier keine einzige Stunde Kurzarbeit gefahren wurde, sondern sogar Überstunden anfielen.

„Wir denken langfristig und sind langfristig ausgelastet“, sagt Gronauer. Gore sucht deshalb derzeit auch weitere Mitarbeiter für die Montage und den Fertigungsbereich, wie zum Beispiel Kabelwerker oder auch Ingenieure. Werkleiter Wucher, der aus der Nähe von Bamberg kommt, weiß um die Vorteile, die der Standort Pleinfeld für die Mitarbeiter mit sich bringt: „Wir sind ein lokales Unternehmen, das global vernetzt ist und bei uns gibt es große Entwicklungsmöglichkeiten, die es nur in einem Weltunternehmen gibt.“

Ein großartiger Arbeitsplatz

In der Firma stimme zudem auch die heute für so viele Mitarbeiter wichtige „Work-Life-Balance“. Dass hier etliche mal kurz in der Mittagspause zum Joggen oder Schwimmen gehen, sei normal. Das Betriebsklima habe einen „sehr guten Ruf“, der Firmenname ist überall bekannt und so kommt es nicht von ungefähr, dass die Mitarbeiterfluktuation sehr gering ist und viele seit 30 oder 40 Jahren dabei sind. Der Durchschnitt liegt bei über 17 Jahren.

Volker Gronauer ist seit 1987 mit an Bord und findet, dass Gore noch immer ein „Great place to work“ (beim gleichnamigen Wettbewerb hat das Unternehmen mehrfach vorderste Plätze belegt), ein großartiger Arbeitsplatz also, ist. „Wichtig ist, dass man sich mit seiner Arbeit identifiziert“, findet auch Pascal Wucher, der es schätzt, dass sich hier alle „auf Augenhöhe“ begegnen und duzen.

Basis für viele Gore-Produkte ist die halbdurchlässige Membran, die man aus modernen Outdoor-Klamotten kennt.

Basis für viele Gore-Produkte ist die halbdurchlässige Membran, die man aus modernen Outdoor-Klamotten kennt. © Gore, NN

Der persönliche Kontakt und der Austausch unter Kollegen habe unter der Pandemie, in der jedem von Anfang an Homeoffice ermöglicht wurde, gelitten. Man habe die Pandemie aber sofort sehr ernst genommen und auch deshalb bislang keine einzige Infektion in der Firma gehabt.

Inzwischen hat Gore in Pleinfeld ein „Hybrid-Modell“. Das heißt, das man drei Tage daheim und zwei Tage in der Firma arbeiten kann. Hier sucht man übrigens vergeblich in den Büros nach Telefonen, die ganz abgeschafft wurden. Die Kommunikation läuft komplett über Microsoft Teams. Ein Beleg, dass Gore es wirklich auch selbst ernst nimmt mit der Digitalisierung.

„Wir wollen noch mehr in Richtung Connectivitiy und Automatisiertes Fahren gehen“, sagt Gronauer, der gemeinsam mit Werkleiter Wucher an einer „Zehn-Jahres-Vision“ bastelt, in der weiterhin gesundes Wachstum und eine wertschätzende Unternehmenskultur eine wichtige Rolle spielen werden. „Wir sind gut aufgestellt für den Markt und die Zukunft. Unser breiter Mix hat sich auch in der Krise bewährt“, sagt Wucher.

In den 40 Jahren habe sich Pleinfeld zu einem echten Hightech-Standort entwickelt, an dem unter anderem „Skyflex“ entwickelt wurde. Eine hochelastische Dichtung, die weltweit in Flugzeugen dafür sorgt, dass Luken und Schleusen dicht sind – echte Hightech made in Pleinfeld.

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