Gute Noten fürs Römerfest

20.11.2015, 09:26 Uhr
Gute Noten fürs Römerfest

© Renner

Der OB lobte ausdrücklich Museumsleiter Dr. Mario Bloier und dessen Mannschaft für das Engagement. Man habe bei Bloier auch bei der Präsentation jetzt im Kulturausschuss gemerkt, dass ihm die Sache „eine Herzensangelegenheit“ sei. Der Museums­chef selbst zeigte sich mit der ersten Auflage des Römerfestes ebenfalls zufrieden, räumte aber ein: „Verbesserungspotenzial ist vorhanden.“

Wo seiner Lesart nach unbedingt Handlungsbedarf besteht, ist bei der Akzeptanz unter den Einheimischen. Zu wenige Weißenburger seien an den beiden Festtagen aufs Kastellgelände gekommen. Bloier stützte sich bei seinen Aussagen auf Beobachtungen seiner Mitarbeiter, Rückmeldungen von Teilnehmern, eigene Erfahrungen und auf eine Umfrage. Letztere ist zwar nicht repräsentativ, weil nur 27 Fragebögen zurückkamen. Gewisse Tendenzen sind dennoch daraus zu ersehen.

Erfahren haben vom Römerfest über die Zeitung 38,3 Prozent. Den zweit-höchsten Wert mit 27,9 Prozent erreichte die Mundpropaganda. 40 Prozent jener, die die Fragebögen ausfüllten, kamen aus Weißenburg und fast genauso viele, nämlich 37 Prozent, aus Orten in mehr als 50 Kilometern Entfernung. Das dürften wohl die gleichen 37 Prozent gewesen sein, die angaben, eigens wegen des Festes nach Weißenburg gekommen zu sein.

Selbst von den Anwohnern des Kas­tellgeländes, die im Vorfeld angeschrieben wurden und 20 Prozent Nachlass auf den Eintrittspreis erhielten, kam nur rund die Hälfte. Die Rücklaufquote lag bei 47 Prozent.

Die Eintrittspreise erachteten übrigens 88,9 Prozent als in Ordnung. Die Auswertung der Kassen ergab, dass am Samstag die letzten Besucher um 18.00 Uhr kamen. Das lag aber wohl vor allem an der Kälte. Als weitere Erkenntnis zog Bloier aus den Zahlen: „Der Samstag ist für die Weißenburger ein klassischer Einkaufstag.“ Erst gegen 15.00 Uhr sei die Besucherzahl gestiegen. Am Sonntag habe der Zustrom ab der Mittagszeit eingesetzt und bis zum Kaffeetrinken angehalten. Insgesamt kamen an beiden Tagen 3 954 zahlende Besucher.

Am Kirchweihplatz gesucht

Probleme gab es mit der Beschil­derung und der Parksituation. Daran  müsse beim nächsten Mal gearbeitet werden. „Manche haben das Fest am Kirchweihplatz gesucht“, berichtete Bloier und schob nach: „Auch Weißenburger.“ Das sorgte im Kulturausschuss freilich für Heiterkeit. „Wenn es ums Feiern geht, kennen die eben nur einen Weg“, kommentierte OB Schröppel spaßhaft.

Viel gelobt wurde von den Besuchern das abwechslungsreiche Programm und die Qualität der beteiligten Gruppen. Dass die Akteure bereitwillig Auskunft gaben und detailreich   Tätigkeiten und Ausrüstungen erklärten, kam besonders gut an. An diesem Punkt will der Museumschef auch keinesfalls sparen. Die Kosten hier zu senken, würde die Attraktivität mindern.

Mario Bloier schlüsselte mit dem Verweis darauf, dass sich die Stadt mit dem Konzertbüro Augsburg einen professionellen Organisator zur Seite geholt hatte, dem Kulturausschuss die Ausgaben und Einnahmen auf. OB Schröppel fasste die Zahlen prägnant zusammen: „45 000 Euro Minus waren kalkuliert, 50 000 sind es geworden. Ich denke, damit können wir leben.“

Dies sehen die Ausschussmitglieder offenbar genauso. Heinz Gruber (Freie Wähler) gab lediglich Kritik weiter, die an ihn herangetragen wurde. Zum einen seien die Verpflegung und die WC-Situation nicht optimal gewesen. Dem pflichtete Bloier bei. Zum anderen sei der Termin als nicht ideal empfunden worden. Hier entgegnete der Museumsleiter, dass man sich an den Termin in Aalen angelehnt habe, weil das Römerfest ja mit dem dortigen im zweijährigen Wechsel stattfinden soll. Außerdem wäre es als Neuling im Kreise der Veranstalter wohl nicht geschickt gewesen, parallel zu einem etablierten Römerfest oder kurz danach anzutreten.

Besser eingebunden werden sollen künftig Weißenburger Kindergärten und Schulen. Schon diesmal wurden zwar im Vorfeld zum Römerfest in Tagesstätten Kartonhelme zum Selbstgestalten verteilt. Die wurden auch eifrig genutzt, weshalb sie im nächstes Jahr im Museum und im Museumscafé in den Verkauf kommen. Doch die Kinder, die mit ihren Helmen zum Festbeginn kamen, hätten „besser integriert“ werden müssen, meinte Katrin Schramm.

Dem stimmte Mario Bloier zu. Mit dem früheren Einbeziehen von Schulen und Tagesstätten will er auch dem generellen Ziel, die einheimische Bevölkerung besser zu motivieren, näherkommen. Es müsse ein „Wir-Gefühl für die Römerstadt“ entstehen, meinte OB Schröppel und unterstrich: „Wir sind die Römerstadt in Bayern. Das muss bei jedem ankommen.“

„Völkerwanderung zum Nordtor“

Vor diesem Hintergrund kann das Stadtoberhaupt auch nicht nachvollziehen, wenn sich „Einheimische einen sportlichen Wettbewerb daraus machen, kostenlos aufs Festgelände zu gelangen“. Bloier berichtete nämlich von einer „kleinen Völkerwanderung zum Nordtor“, wo keine Kasse stand. Der Museumsleiter ist sich sicher: „Es müssen Einheimische gewesen sein. Ortsfremde kennen die Schleichwege nicht.“

Auch wenn es keinen Beschluss gab, war sich der Kulturausschuss einig, dass eine zweite Auflage stattfinden soll. Viele empfanden es wohl wie Stadträtin Schramm: „Das Areal ist ein Traum. Fast schon kitschig, wie schön das war mit der Andreaskirche und der Wülzburg im Hintergrund. Dieses Juwel muss man besser herausstellen.“

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