Handreichungen für ein gelungenes Leben

13.12.2019, 06:01 Uhr
Handreichungen für ein gelungenes Leben

© Foto: Peter Schafhauser

Umgeben von gediegener Wohnzimmeratmosphäre, beeindruckte Hacke mit Episoden aus seinem neuesten Buch sowie mit Berichten aus seinem reichen Kolumne-Schatz. Wer kennt ihn nicht, den Autor vom "Weißen Neger Wumbaba"?

Es sind nicht nur die amüsanten Geschichten – auch den Autor dazu muss man geradezu gern haben. Salopp-leger erscheint er auf der Bühne. Unter dem Arm ein Stapel Bücher und Hefte, um gleich eingangs zu bekennen, dass er daraus nun vorzulesen gedenkt – "in seiner Lieblingsstadt Weißenburg". Erster Heiterkeitserfolg!

Die – pardon – grauenhafte Stehlampe, die man ihm als stubenmäßige Deko zur Seite stellte, deutet er flugs als Trockenhaube aus verstaubten Zeiten. Nächstes gelungenes Warming-Up. Dann kann es losgehen.

In einem ältlichen Captainchair macht es sich nun der Herr in immer noch besten Jahren bequem. "Einen Monolog wollte ich schreiben", sagt er, um gleich danach darauf hinzuweisen, dass sein neues Buch "Wozu wir da sind . . ." zunächst nur aus dieser Grundidee bestand. Erst nach und nach, und inspiriert von Ehefrau Ursula, entwickelten sich die darin enthaltenen "Handreichungen für ein gelungenes Leben."

Absurd und melancholisch

Mit spitzbübischer Freude las Hacke daraus im ersten Teil des Abends vor. Als Walter Wemut schreibt er eigentlich Nachrufe für die Zeitung – in der Rubrik "Die Toten der Woche". That’s life, wie Hacke befindet. Nun aber soll Wemut eine Rede zum 80. Geburtstag einer Freundin halten. Es entstehen heitere, besinnliche, absurde, melancholische, analytische, ironisch gefärbte Episoden. Mit angenehm sonorer Stimme – zwei Stunden lang empathisch und fehlerlos artikuliert – versenkt der charmante Vorleser die Zuhörer in seine Geschichten.

Es sind gedankliche Experimente, die ihn leiten. Es ist die Suche nach dem, was man aus dem Leben machen könnte. Ein Buch also, so sagen Rezensenten, das für Leute geschrieben ist, die sich das gern selbst überlegen würden.

Im zweiten Teil wird es fast kabarettistisch. Einige von Tausenden Kolumnen, geschrieben für die Süddeutsche Zeitung, sind nun dran. Wie zufällig ausgewählte Geschichten. Doch auch das hat bei Hacke Methode. Die weihnachtlich orientierten Erzählungen sind sorgfältig ausgewählt. Auch hier weckt die feine Art, wie er sie vorträgt, Erinnerungen an Loriot, den Altmeister des subtilen Humors.

Axel Hacke liest im Weißenburger Wildbadsaal milde, mal kraftvoll, wenn es die Pointe erfordert – doch stets ohne eitle Effekte. Man wäre bereit, ihm noch stundenlang zuzuhören. Wahrscheinlich ist er wie Loriot ein Pedant der Semantik. Es scheint ihm auf jede an die richtige Stelle gesetzte Silbe anzukommen. "Meine Angst vor einer Neuerscheinung", hat er in einer Talksendung einmal bekannt, "kommt erst, wenn das Manuskript beim Verlag ist, wenn ich keinen Einfluss mehr darauf habe."

Folgt man der SZ, sieht der Journalist, Kolumnist, Schriftsteller, Sorgennehmer Axel Hacke seine Aufgabe darin, Woche für Woche aus dem Schweren des Alltags etwas Leichtes zu machen. Mal ernst, meistens aber heiter geht es um die Wirrnisse unseres Lebens, um große Politik, um Gefahren beim Niesen oder um das Sexleben des Nubischen Steinbocks. Hacke liest einfach auf allen Gefühlsebenen.

Summa summarum: Es war ein äußerst vergnüglicher Abend. Wer einen "Hacke" unter den Weihnachtsbaum legt, kann sicher nicht viel falsch machen.

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