Harald Dösel führt die Kreis-SPD

30.4.2012, 08:00 Uhr
Harald Dösel führt die Kreis-SPD

© Maurer

„Das ist ja fast wie bei Honecker“, scherzte er hinterher im Gespräch mit unserer Zeitung über das hervorragende Abschneiden. 14 Jahre ist Dösel inzwischen SPD-Mitglied, seit sechs Jahren arbeitet er im Kreisvorstand mit. Zwei Jahre war er stellvertretender Vorsitzender. Zudem gehört er seit zwei Jahren als Beisitzer dem mittelfränkischen SPD-Bezirksverband an.

Der 39-jährige Lehrer aus Weißenburg empfahl sich mit einer kraftvollen Rede. Er schilderte launig, was ihn antrieb, sich in der SPD und gewerkschaftlich zu engagieren. Als Zivildienstleistender in der Behinderteneinrichtung Auhof in Hilpoltstein erfuhr er, welch enorme gesellschaftliche Bedeutung soziale Berufe inne haben und wie schlecht die Menschen dafür bezahlt werden. Als Student jobbte er in einem Multiplexkino in Regensburg und ärgerte sich über die miese Bezahlung. Als er den Versuch unternahm, einen Betriebsrat zu gründen, hatte er sofort die Kündigung und ein Hausverbot im Briefkasten liegen. Zwei prägende Erlebnisse.

Für Harald Dösel zeigen solche Beispiele, dass es „trotz 150 Jahren SPD“ noch immer „politischen Handlungsbedarf“ gebe. Dabei seien gute Löhne für gute Arbeit auch volkswirtschaftlich sinnvoll. Sie stärken die Binnenkonjunktur und – was langfristig gedacht noch wichtiger ist – die Sozialsysteme, weil sie Altersarmut verhindern. „Immer nur am Lohn zu sparen ist eine volksökonomische Milchmädchenrechnung betriebsblinder Betriebswirtschaftler“, rief Dösel in die Versammlung.

Natürlich durfte auch die Bildungspolitik in der Bewerbungsrede des Lehrers nicht fehlen. Er wetterte gegen das gegliederte Schulsystem in Bayern, das aus seiner Sicht ein „ständestaatlicher Überrest aus dem 19. Jahrhundert“ ist. Die von der SPD propagierte Gemeinschaftsschule sei hingegen eine funktionierende Alternative, die auch das Sterben der Mittelschulen auf dem Land aufhalten könne.

Gegen die Basta-Politik

Seine Aufgabe als Kreisvorsitzender sieht Dösel vor allem darin, die SPD nach außen zu repräsentieren und sich in politische Diskussionen im Landkreis einzumischen. Ausdrücklich distanzierte sich Dösel von der Basta-Politik eines Gerhard Schröder. Richtiger sei es, die Stimmungen der Bevölkerung wahrzunehmen und die Bürger zur Mitarbeit aufzurufen. Als besonders gutes Beispiel hierfür erwähnte er die Bahnhofsaktion der Weißenburger SPD, die einen enormen Anklang fand.

Dösel zur Seite steht auch eine reichlich umgebaute Stellvertreterriege. Ute Grimm (Solnhofen), die 14 Jahre stellvertretende Vorsitzende im SPD-Kreisverband war, kandidierte auf eigenen Wunsch nicht mehr. Regina Birke-Zimmermann (Ortsverband Gunzenhausen, seit 2010 im Amt) wurde mit 47 von 48 abgegebenen Stimmen bestätigt. Neu als stellvertretende Kreisvorsitzende sind Peter Krauß (Pappenheim, 48 von 48) und Gerhard Naß (Weißenburg, 46 von 48) dabei. Für Naß ist es eine Rück­kehr – er war bereits bis 2008 stellvertretender Vorsitzender.

Der vierte Stellvertreterposten, der durch den Rücktritt von Uwe Döbler im November frei geworden war, wurde nicht besetzt. Eigentlich war hierfür Marion Beck aus Haundorf vorgesehen, doch hatte es im Vorfeld heftigen Protest und eine Unterschriftensammlung gegen die 47-jährige Kreisvorsitzende des Bayerischen Elternverbandes gegeben. Hintergrund ist vor allem Becks öffentlich geäußerte Kritik an der Arbeit des Haundorfer Kindergartens, die die übrigen Eltern als völlig deplatziert werten.

Marion Beck verzichtete

Beck, die selbst nicht anwesend war, zog die Konsequenzen und verzichtete auf eine Kandidatur als Stellvertreterin. „Sie möchte nicht, dass die persönlichen Anfeindungen gegen sie Auswirkungen auf die SPD haben“, begründete die bisherige Kreisvorsitzende Christa Naaß diesen Schritt. Beck bleibt aber Beisitzerin im SPD-Kreisverband.

Bemerkenswert auch: Während Ute Grimm feierlich aus dem Vorstand verabschiedet wurde, gab es zum Ausscheiden von Uwe Döbler bei der Versammlung kein einziges Wort. Dabei galt er bei seiner Wahl zum Stellvertreter im Jahr 2010 noch als potenzieller Kandidat für die Nachfolge von Christa Naaß. Auch Uwe Döbler arbeitet aber als Beisitzer weiter im Vorstand der Kreis-SPD mit. Zudem führte er als Vorsitzender des Tagespräsidiums am Freitagabend souverän durch die Neuwahlen.

Mit Doris Schröppel (der Frau des Weißenburger Oberbürgermeisters) gibt es einen weiteren Neuzugang im Vorstand der Kreis-SPD. Sie erhielt 48 von 48 Stimmen und ist damit neue Kassiererin. Das Amt übernimmt sie von Oskar Rohrmann aus Gunzenhausen, der es fünf Jahre inne hatte. „Er hat aus dem Chaos wieder eine geordnete Buchführung gemacht“, lobte Kassenprüfer Peter Krauß. „Er war der Retter. Wir haben alle nicht mehr durchgeblickt.“ Karl Heinz Stumpe (Langlau) macht als Kassenprüfer weiter, den Posten von Peter Krauß übernimmt Angela Schmidt. Im Amt bestätigt wurden Susanne Enderle (Treuchtlingen, 46 von 48) und Wilfried Seuberth (Treuchtlingen, 40 von 48) als Schriftführer. Für die Öffentlichkeitsarbeit ist Bastian Seifert verantwortlich.

Als Beisitzer wählte die Versammlung (49 gültige Stimmzettel) Marion Beck (Haundorf, 39), Uwe Döbler (Weißenburg, 42), Thomas Eischer (Gunzenhausen, 34), Sven Emmerling (Weißenburg, 37), Joachim Federschmidt (Gunzenhausen, 46), Matthias Franz (Markt Berolzheim, 36), Daniel Hinderks (Gunzenhausen, 40), Anette Lederhos (Weißenburg, 40), Christa Naaß (Haundorf, 46), Cornelia Röhl (Gunzenhausen, 43) und in einem gesonderten Wahlgang Aligül Yildiz (41 von 41 Stimmen). Der Weißenburger ist für das Aufgabengebiet Migration und Integration zuständig.

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