„Ich wittre süßen Weiberduft“

8.8.2012, 10:24 Uhr
„Ich wittre süßen Weiberduft“

© Leykamm

Knapp 500 Besucher zog es zur Aufführung des Eduard-von-Winterstein-Theaters Annaberg-Buchholz. Dass das Ensemble es verstand, die Zuschauer von Beginn an in den Bann zu ziehen, ist ein Erfolg mit vielen Vätern. Einer von ihnen heißt Naoshi Takahashi, der die musikalische Leitung innehatte und die Musiker der Erzgebirgischen Philharmonie Aue zu Höchstleistungen anspornte. Das schlichte, aber wirkungsvolle Bühnenbild, die schicken Kostüme sowie das gekonnte Spiel mit dem Bühnenareal trugen ebenso zum Gelingen bei.

In erster Linie aber ist der Erfolg den Darstellern an Revers und Kleid zu heften. Mit Charisma und Schelmensinn verstand es Jason-Nandor Tomory, die Figur des Don Giovanni mit Leben zu füllen. Das Gesicht dezent weiß geschminkt, Koteletten, Pferdeschwanz: Ein bisschen Harlekin, ein bisschen Mephisto, ein bisschen Romantiker – allerdings in schlechtestem Sinn. Denn mit dem vollzogenen Koitus erlahmt Don Giovannis Interesse an der jeweiligen Dame auf der Stelle.

„Ich wittre süßen Weiberduft“

© Leykamm

Kein Sinn für Moral

So geht es gleich zu Beginn Donna Anna (Bettina Grothkopf): Bis sie ganz erwacht ist, hat der längst ihren Vater (Max Lembeck) umgebracht. Sie will natürlich Rache – wie so viele in Mo­zarts Meisterwerk. Da wäre etwa Donna Annas Verlobter Don Ottavio (Frank Unger), den seine Gemahlin in spe für ihren Feldzug gewinnt, oder Donna Elvira (Tatjana Conrad), eine von dessen verlassenen Eroberungen. Und natürlich Masetto (Leander de Marel), dessen Braut Zerlina (Madelaine Vogt) ihm Don Giovanni ausgerechnet an der Hochzeitsfeier wegschnappt.

Seine Motivation bringt der Bösewicht selbst auf den Punkt: „Ich wittre süßen Weiberduft“, sagt er. Und diese luftigen Lockstoffe vernebeln ihm je­den Sinn für Moral. Auch dann noch, als der Ermordete persönlich bei ei­nem Festmahl erscheint und zur Reue ruft. Don Giovanni verweigert sich – und fährt zur Hölle.

Doch bis es so weit war, konnten sich die Besucher im Bergwaldtheater bester Unterhaltung mit ergreifenden Momenten erfreuen. Denn nicht nur der Antiheld wusste zu begeistern, sondern auch die, die sich an ihm rächen wollen, überzeugten durch schauspielerische und gesangliche Stärke. Die Bandbreite reichte von atemberaubenden Wechselgesängen mit Orchester bis hin zu leisen Me­lodien, nur von einem auf der Bühne versteckten Spinett begleitet. Am Ende zeigte sich das Publikum zufrieden mit dem Gesehenen beziehungsweise Gehörten und zollte langen Applaus.

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