Im Mai wird das Barnert-Gebäude belegt

21.1.2017, 06:04 Uhr
Im Mai wird das Barnert-Gebäude belegt

© Renner

Beraten wurde über einen Sachkos-tenzuschuss für die Asylsozial- und Migrationsberatung. Deren Träger ist im Landkreis das Diakonische Werk, weshalb Geschäftsführer Martin Ruffertshöfer in den Hauptausschuss eingeladen war. Er berichtete, dass die Flüchtlinge nach der Erstaufnahme in Zirndorf nach Weißenburg kommen.

30 Asylbewerber sollen in Kattenhochstatt und bis zu 180 im ehemaligen Barnert-Gebäude in Weißenburg unterkommen. Sie mit den zwei vorhandenen Asylsozialarbeitern auch noch zu betreuen, ist Ruffertshöfer zufolge nicht möglich. Empfohlen sei ein Mitarbeiter pro 150 Flüchtlingen. Derzeit liege der Schlüssel im Landkreis aber schon bei rund eins zu 400. Der Diakonie-Geschäftsführer: „Jetzt kommen noch mal 210 hinzu, das ist nicht mehr zu machen.“

Daher sollen zwei weitere Asylsozialarbeiter eingestellt werden, für die die Diakonie einen Sachkostenzuschuss von 16000 Euro bei der Stadt beantragt hat. Ruffertshöfer rechnete vor, dass staatlicherseits nicht einmal die Lohnkosten komplett übernommen werden, sodass hier schon ein Defizit von bis zu 30 Prozent zu tragen ist. Das werde allerdings von der Evangelischen Landeskirche aufgefangen. Eine Vollzeitstelle eines Asylsozialarbeiters schlägt übrigens mit knapp 60000 Euro zu Buche.
Die Sachkosten in Höhe von gut 10000 Euro pro Berater könne die Diakonie aber auch nicht schultern, weshalb sie die Stadt und den Landkreis um die Übernahme bat. Der Hauptausschuss votierte einstimmig dafür, 16000 Euro bereitzustellen. 5000 Euro trägt der Landkreis.

Das Geld wird für die EDV- und Büroausstattung, Mobiltelefone, das Mitnutzen des Fahrzeugpools der Diakonie, Fortbildungen und Supervision sowie die Raummiete benötigt. Die Berater könnten ohne eigene Büros keine vernünftige Arbeit leisten, denn erfahrungsgemäß funktioniere die Sozialarbeit nicht in den Unterkünften direkt. „Die bessere Beratung findet statt, wenn die Leute zu uns kommen“, begründete Ruffertshöfer das Anmieten von Räumen.

Die Zuschusszusage der Stadt gilt vorerst für ein Jahr, denn auch die Stellen für die beiden Asylsozialarbeiter sind auf ein Jahr befristet. Sie sollen zum 1. April ihre Arbeit aufnehmen. Auf Nachfrage von Wolfgang Hauber (Freie Wähler) räumte Ruffertshöfer allerdings ein, dass qualifizierte Mitarbeiter nicht einfach zu bekommen sind. Für „Berufsanfänger direkt von der Uni“ seien die Stellen kaum geeignet. Ideal wären „ein gestandenes Mannsbild oder eine gereifte Frau“.

Signal an die Helfer

Er machte auch deutlich, dass die Flüchtlingsbetreuung nur mit ehrenamtlichen Kräften nicht zu leisten ist. Hauptamtliche könnten, wenn nötig, härter durchgreifen. Und auch für  schwierige Situationen, beispielsweise wenn es um Abschiebung gehe oder bei der Betreuung von psychisch be-lasteten Menschen, sei ein Sozialarbeiter besser gerüstet.
Im Hauptausschuss herrschte Einigkeit darüber, den Zuschuss zu be­zahlen. Oberbürgermeister Jürgen Schröppel sieht dies auch als Signal an die ehrenamtlichen Helfer, dass die Stadt sie schätzt und unterstützt, indem sie sich an der Finanzierung  hauptamtlicher Kräfte beteiligt. Der OB: „Wir dürfen die Ehrenamtlichen nicht sehenden Auges verbrennen.“ Außerdem sei es im Interesse der Stadt, dass die Asylbewerberunterkunft an der Nürnberger Straße, als größte weit und breit, von Anfang gut laufe.
Katrin Schramm (Bündnis ‘90/Die Grünen) ist eine „gute Betreuung der Flüchtlinge wichtig“. In Weißenburg laufe die ehrenamtliche Arbeit seit anderthalb Jahren zwar gut, hauptamtliche Kräfte seien aber nötig, damit es „so problemlos bleibt“. Andre Bengel pflichtete dem bei. „Wir müssen an dieser Stelle aushelfen“, meinte der SPD-Fraktionsvorsitzende, wenn auch die Zuständigkeit nicht bei der Stadt liege.

Gute Rahmenbedingungen nötig

Sein Parteifreund Gerhard Naß brachte seinen Unmut darüber, dass  der Staat die Kosten nicht komplett trägt, zum Ausdruck. Aus fachlicher Sicht könne man den Antrag aber nur unterstützen, meinte der Psychotherapeut. Gute Rahmenbedingungen seien für die Mitarbeiter nötig. Für Naß ist dies außerdem ein „Signal an die Bürger in Weißenburg“, dass sich die Stadt um einen reibungslosen Ablauf in den Unterkünften bemüht.

Auch Wolfgang Hauber sieht die finanzielle Unterstützung als „unbedingt erforderlich“ an. Er machte aber deutlich, dass es sich um eine freiwillige Leistung der Stadt handelt. Der Freie Wähler sieht es als „absolut falsch“ an, dass die Kosten auf die Kommunen abgewälzt werden. Dieser Meinung könne man sein, sagte Klaus Drotziger. Der CSU-Fraktionschef  sieht die Flüchtlingsbetreuung aber als „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, weshalb Schuldzuweisungen an dieser Stelle nichts brächten.
Den Zuschuss des Landkreises hat  der Kreisausschuss in seiner jüngsten Sitzung abgesegnet. Weißenburg-Gunzenhausen übernimmt bis zu 10000 Euro der Sachkosten für die Asylsozial- und Migrationsberatung des Diakonischen Werks pro Jahr. Für jede Vollzeitstelle gibt der Landkreis 2500 Euro, also reicht das Geld für die zwei bestehenden sowie zwei neue Stellen.

Joachim Federschmidt, der Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag, merkte an, dass vier Stellen eigentlich zu wenig seien. Landrat Gerhard Wägemann sieht die Personalausstattung ebenfalls als „nicht üppig“ an. Doch die Erfahrung zeige, dass „man es damit hinbekommen kann“. Einmal mehr dankte der Landrat den vielen ehrenamtlichen Helfern, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren. „Ohne sie ginge es nicht.“

Die Asylsozialberatung leistet praktische Hilfe vor Ort, erläuterte Sebas-tian Münch vom Landratsamt auf Nachfrage von Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Es gehe beispielsweise darum, sich beim Einwohnermeldeamt oder Kinder in Schule und Kindergarten anzumelden oder Taschengeld zu beantragen. Eine Rechtsberatung findet aber nicht statt, betonte Landrat Wägemann.

Keine Kommentare