In Altmühlfranken werden die Lehrer knapp

7.9.2017, 09:51 Uhr
In Altmühlfranken werden die Lehrer knapp

© WT-Archiv/Techniker Krankenkasse

Wann hat es das schon einmal gegeben, dass der Schulamtsleiter zu Pressevertretern sagt: „Vielleicht können Sie das etwas herausstellen: Wer als Lehrer arbeiten möchte, soll mich anrufen. Der Lehrermarkt ist komplett leer gefegt. Wir habend die paradoxe Situation, das genügend Geld da wäre, aber es keine Bewerber gibt.“ So äußerte sich am Mittwoch Dr. Eduard Gradl im Weißenburger Landratsamt. Neben dem fachlichen Leiter nahm Landrat Gerhard Wägemann als rechtlicher Leiter des Schulamtes an dem Pressegespräch teil.

Trotz allem klingt die Schilderung zunächst dramatischer, als die Lage tatsächlich ist. Alle 26 Schulen im Schulamtsbezirk sind für den Start ins Schuljahr 2017/2018 gerüstet und mit 510 Lehrern zunächst ausreichend versorgt. Eltern müssen sich also keine Sorgen machen und Schüler brauchen sich keine Hoffnungen zu machen, dass am Dienstag vor einer Klasse keine Lehrerin oder kein Lehrer steht.

Der Mangel wird erst deutlich, wenn man auf die mobile Reserve blickt, also jene Lehrkräfte, die einspringen, wenn ein Kollege ausfällt und die Gradl in seiner Präsentation mit einem Rettungsring illustriert hat. Gemäß den Vorgaben soll die mobile Reserve für den Schulamtsbezirk mit 478 Lehrerstunden gebildet werden. Tatsächlich können aber „lediglich 335 durch Personal abgedeckt werden“, machte Gradl deutlich. 

Doch der Schulamtsdirektor setzt darauf, dass sich noch geeignete Kräfte finden: „Es besteht aber die Hoffnung, dass diese fünf bis sechs Lehrerstellen noch durch Lehrkräfte auf Arbeitsvertrag abgedeckt werden können.“ Wer Interesse hat, kann sich  auf der Internetseite www.regierung.mittelfranken.bayern.de/stellen/index.php informieren.

„Der Klassiker“ wären „Gymnasial- oder Realschullehrer, die keine Anstellung finden“, meinte Eduard Gradl auf die Frage nach der notwendigen Qualifikation. Aber auch Bewerber mit nur dem ersten Staatsexamen könnten zum Zug kommen. Und es gebe die sogenannte Drittkraft. Doch auch das müsste jemand sein, „der etwas mit Schule und Kindern am Hut hat“, schilderte der Schulamtsleiter. Die Stewardess, die angeblich vor ein paar Jahren in München unterrichtete, habe es nie gegeben.

Deutlich besser sei die Situation im Fachlehrerbereich, wo insgesamt Kräfte für 65 Wochenstunden statt der geforderten 47 zur Verfügung stehen.

Im neuen Schuljahr werden 3202 (Schuljahr 2016/2017 = 3179) Mädchen und Jungen in 149 (150) Klassen in den Grundschulen unterrichtet. Das sind durchschnittlich 21,5 (21,2) Kinder pro Klasse. Die Mittelschule besuchen 1798 (1811) Schüler in 88 (89) Klassen, was einen Klassendurchschnitt von 20,6 (20,3) ergibt. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich damit die Gesamtschülerzahl um zehn auf 5000 erhöht. Gradl und Wägemann freuen sich über die – wenn auch langsam – so doch stetig steigenden Schülerzahlen.

Mit den zugeteilten 7807 Lehrerstunden können Gradl zufolge in den Grund- und Mittelschulen im Landkreis alle Stunden für den Pflichtunterricht abgedeckt werden. Darüber hinaus erhalten die Schulen Stunden für Differenzierungs- und Fördermaßnahmen.

Nach wie vor stellt das Fördern und Beschulen von Kindern mit Migrationshintergrund eine große Herausforderung dar, auch wenn die Zahl der entsprechenden Schüler etwas gesunken sei. Sogenannte Übergangsklassen, die Schülern mit Migrationshintergrund und wenig Deutschkenntnissen möglichst schnell ausreichende Sprachkenntnisse in Deutsch vermitteln sollen, gibt es an der Grundschule Treuchtlingen, an der Stephani-Mit­telschule Gunzenhausen und an der Mittelschule in Weißenburg .

Das Interesse an gebundenen Ganztagsangeboten, bei denen der reguläre Unterricht und Ruhephasen über den gesamten Tag verteilt und so besser getaktet werden können, ist nach Gradls Angaben „leicht rückläufig“. Es gibt sie in Weißenburg-Gunzenhausen nur noch an drei Grundschulen sowie an zwei Mittelschulen. Ein offenes Ganztagsangebot mit der klassischen Aufteilung von Unterricht am Vormittag und Betreuung am Nachmittag machen hingegen sechs Grund- und sieben Mittelschulen im Landkreis. „Flexible Grundschulen“ sind jene von Gnotzheim, Markt Berolzheim, Alesheim-Emetzheim sowie jene in Döckingen. Dort ist es möglich, die Klassen 1 und 2 je nach dem individuellen Tempo des Schülers in einem, zwei oder drei Jahren zu absolvieren.

Dem Schulamtsbezirk wurden 20 neue Lehrer zugewiesen, um die durch Pensionierung und Versetzung frei gewordenen Stellen wieder zu besetzen. 16 Lehramtsanwärter werden nächste Woche die zweite Phase der Lehrerausbildung in Weißenburg-Gunzenhausen antreten. Außerdem gibt es vier neue Grundschul­leiter: Christian Wagner (Pleinfeld), Jens Nienaber (Pappenheim), Cornelia Klaus (Gnotzheim) und sIngrid Pappler (Gunzenhausen, Grundschule Süd).

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