In Pappenheim ist Showdown-Zeit

26.2.2020, 07:04 Uhr
In Pappenheim ist Showdown-Zeit

© Peter Prusakow

Amtsinhaber Sinn tritt für eine dritte Amtszeit an. Und er zieht ordentlich gerüstet in den Kampf. Als einzige Partei in Pappenheim haben seine Sozialdemokraten alle 16 Plätze auf der Liste mit Kandidaten besetzt. Man hat zudem die meisten Frauen (sieben) an Bord, und sämtliche Stadträte der Sozialdemokraten gehen erneut ins Rennen.

Der 37-jährige Florian Gallus ist im Kampf um den Bürgermeisterstuhl der Herausforderer. Als Fraktionsvorsitzender der CSU war er die vergangenen sechs Jahre einer der führenden Köpfe im Gremium. Auch wenn er rund ein Jahr lang in keiner Sitzung gewesen sei, wie ihm die Sozialdemokraten genüsslich vorhalten. Gallus absolvierte in dieser Zeit eine berufliche Fortbildung. Politisch aktiv war er trotzdem, insofern als er hinter den Kulissen den Kurs der "Oppositions-Koalition" mit Freien Wählern und Bürgerliste abstimmte.

Auch Gallus geht stark vorbereitet in den Wahlkampf. Bürgerliste und Freie Wähler erklärten ihn zu ihrem Kandidaten und stellten sich früh und deutlich hinter ihn. Auch der Pappenheimer Dekan Wolfgang Popp schlug sich öffentlich auf seine Seite.

In Pappenheim ist Showdown-Zeit

© CSU Pappenheim

Die Kritik des Gallus-Lagers an Amtsinhaber Sinn ist klar: Es werde nicht sauber informiert, an Absprache würde sich nicht gehalten und es mangele an Transparenz. Damit hat Gallus auch sein Wahlkampfthema gefunden. Er stehe für eine Änderung der politischen Kultur, erklärt er. Im Wahlkampf habe er festgestellt, das die Menschen ein großes Bedürfnis nach Harmonie hätten. "Hört auf mit dem Streit", habe es immer wieder geheißen.

Dafür will Gallus sorgen. "Ich möchte, dass wir im Stadtrat wieder ein Team werden", so der CSU-Kandidat. Das gelinge aus seiner Sicht mit einer offeneren Kommunikation. "Als Bürgermeister würde ich mich als einen Dienstleister für den Stadtrat sehen." Es gehe darum, die Alternativen von Entscheidungen sauber zu präsentieren, damit die Stadträte wüssten, welche Szenarien ihnen zur Auswahl stehen. Er wolle im Vorfeld von Entscheidungen stärker das Gespräch mit Betroffenen und Anwohnern suchen, um auch deren Sicht berücksichtigen zu können. Teil dieser neuen politischen Kultur soll es sein, Konzepte und Entwicklungsstrategien in den verschiedensten Feldern zu haben und diese stetig zu aktualisieren. "Im Moment reagieren wir immer nur, weil wir mitunter zu wenig Informationen haben, wo wir stehen", kritisiert Gallus.

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© Robert Renner

Die SPD kontert in ihrem Wahlkampfheft "Rotstift" derlei Kritik mit einem Bild. Abgelichtet sind die Sitzungsniederschriften der Jahre 2011 bis 2017. Klar zu erkennen ist: Mit jedem Jahr werden die Bände dicker. Die Botschaft der SPD: So viel Unterlagen, so viel Information, so viel Diskussion war nie. In puncto Streit verweist Sinn darauf, dass man Auseinandersetzungen eben auch führen müsse. Sinn: "Schämen hätten wir uns müssen, wenn wir die Forderungen der Grafschaft in Sachen vier Quadratmeter zum Schaden der Stadt erfüllt hätten."

Als Beleg der eigenen Verdienste führt der Bürgermeister die finanzielle Lage der Stadt an. Rechnete man zu Sinns Amtsantritt 2008 Rücklagen und Verbindlichkeiten gegeneinander, blieben Schulden in Höhe von 900.000 Euro. Die gleiche Rechnung fällt am Ende des Jahres 2019 deutlich erfreulicher aus. Es bleibt ein Vermögen von 4,5 Millionen Euro.

Sinn half dabei die wirtschaftliche Großwetterlage, aber auch sein Verhandlungsgeschick, wie er betont. Über zehn Millionen Euro an Fördergeldern seien in seinen beiden Amtszeiten nach Pappenheim geflossen. So sei es gelungen, neben der finanziellen Konsolidierung eine ganze Reihe an großen Projekten umzusetzen. Ganz oben stehe dabei der Einstieg in die Sanierung der Innenstadt.

Die Deisingerstraße sei weitgehend fertig, Graf-Carl-Straße und Bauhofstraße würden folgen und Sinns Auffassung nach müssten auch die Planungen für die Sanierung des Marktplatzes zeitnah umgesetzt werden. "Nur wenn wir unsere Stadt in einen guten Zustand bringen, findet man auch Investoren, die sich hier engagieren, und Fachkräfte, die mit ihren Familien zu uns kommen."

Außerdem habe man die Grundschule in Pappenheim saniert, das Dorfgemeinschaftshaus in Osterdorf eingerichtet, in Bieswang den Hauptkanal der Hauptstraße erneuert und die Kläranlagen Neudorf, Geislohe und Göhren zusammengelegt. Die millionenschwere Neugestaltung der Bahnunterführung Niederpappenheim werde gerade durchgeführt, ein Kita-Neubau sei beschlossen und die Einrichtung einer ambulanten Wohnbetreuung für Senioren im Bieswanger Schulhaus werde umgesetzt.

Die positive Finanzlage der Stadt will Gallus nicht abstreiten, hält aber entgegen, dass sie mit einem Investitionsstau erkauft worden sei. "Die vergangenen zehn Jahre ist teilweise zu viel gespart worden." Etwa im Feuerwehrwesen wie der Bieswanger CSU-Kandidat feststellt. Man habe hier enormen Nachholbedarf, sowohl bei den Fahrzeugen der Wehren als auch beim Pappenheimer Feuerwehrhaus, für das man in naher Zukunft einen Neubau brauchen werde.

Auch bei den Straßensanierungen gebe es Nachholbedarf, meint Gallus. Einen inhaltlichen Schwerpunkt setzt der 37-Jährige zudem noch auf Veranstaltungen in der Stadt. In den vergangenen Jahren seien immer mehr etablierte Veranstaltungen wie die Burgweihnacht, die Ritterspiele oder der Michaelimarkt verschwunden, hier brauche es neue Initiativen, um das Leben in der Stadt wieder zu fördern. Die Stadt müsse hier der Partner von Vereinen, engagierten Bürgern und auch der Jugend in der Stadt werden.

Interessant werden die Wahlen nicht nur in puncto Bürgermeister, sondern auch bezüglich der Zusammensetzung des Stadtrats. Die Grünen haben sich in Pappenheim neu gegründet und bewerben sich als fünfte Gruppierung um Sitze in dem 16-köpfigen Gremium. Die Bürgerliste hat dagegen ihre beiden Stimmenkönige bei der Wahl von vor sechs Jahren verloren. Alex Lämmerer ist verstorben, Holger Wenzel hat sich nicht mehr aufstellen lassen. Größere Veränderungen in der Statik des Stadtrats scheinen nicht ausgeschlossen.

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