"Keine leichte Zeit für Landwirte"

6.11.2016, 06:00 Uhr

© dpa

Kreisbäuerin Helga Horrer ließ sich sogar zu diesem Statement hinreißen: „Ihr seid der Rückhalt des Landkreises.“ Das ist vielleicht etwas zu schmeichelhaft, aber auch die Sta­tistik belegt, dass der Landkreis noch immer landwirtschaftlich geprägt ist. 2015 waren im Kreisgebiet insgesamt 1 620 landwirtschaftliche Betriebe ansässig. Etwa 549 Betriebe arbeiten im Haupterwerb, der Rest im Nebenerwerb.

Die landwirtschaftliche Fläche umfasst 48 200 Hektar, davon sind 33 000 Hektar Ackerland und 15 200 Hektar Dauergründland. Das sind rund 37 Prozent der Kreisfläche. Zahlen, die eines belegen: Die sogenannte „Grüne Branche“ ist noch immer eine feste Bank und immerhin der drittgrößte Wirtschaftsfaktor in Bayern – wenngleich die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe erneut abgenommen hat. Um 1,1 Prozent im Freistaat, wie CSU-Landtagsabgeordneter Manuel Westphal in seinem aktuellen Bericht aus dem Landtag anmerkte. Zudem seien auch die Gewinne um 19 Prozent zurückgegangen, und der „Kampf um die Fläche“ habe weiterhin zugenommen.

Westphal hatte aber auch gute Nachrichten aus dem Maximilianeum mitgebracht: Für das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) stünden im nächsten Doppelhaushalt 520 Millionen Euro zur Verfügung – ein Plus von rund 69 Millionen Euro. Wie künftig die Ausgleichszahlungen für benachteiligte Gebiete genau funktionieren sollen, könne man derzeit noch nicht genau sagen. Die Einflussmöglichkeiten des Landtags seien aber, weil es ein EU-Thema ist, leider begrenzt.

Auernhammer klagte in seinem Bericht aus Berlin darüber, dass die Marktsituation für die Bauern alles andere als befriedigend sei. Während des gesamten Sommers habe ein Thema dominiert: der Milchpreis, über den es seit dieser Woche endlich einmal wieder positive Nachrichten gibt, weil Aldi seinen Milchpreis um über 40 Prozent erhöht hat. Leider komme die Erhöhung noch nicht bei den Milchbauern an, bedauerte der Politiker. Er erwarte aber, dass auch die anderen Lebensmittelhändler nachziehen werden. Einige Molkereien zahlten bereits jetzt 31 Cent für den Liter Milch.

Abkommen mit den Briten

© Markus Steiner

Um den Landwirten zu helfen, habe die Politik verschiedene Maßnahmen verabschiedet, wie zum Beispiel das Verteilen der Einkommenssteuer auf mehrere Jahre, sodass es zu keinen Steuernachzahlungen mehr kommt und die Einkommensschwankungen besser ausgeglichen und die Liquidität erhöht werden könnten. Das Milchmengenreduzierungsprogramm bezeichnete Auernhammer als „für mich der falsche Schritt“. Insgesamt hoffe er, dass jetzt das „Tal der Tränen“ durchschritten sei. Wie lange dieser Zustand andauere, lasse sich aber nicht sagen. Auernhammer sprach sich für eine bessere Vernetzung der Molkereigenossenschaften aus, die sich untereinander mehr abstimmen müss­ten, um mit Mitbewerbern besser konkurrieren zu können.

Im Zusammenhang mit dem Brexit, dem EU-Austritt Großbritanniens, plädierte der Oberhochstatter für ein „vernünftiges Handelsabkommen“ zwischen Deutschland und Großbritannien: „Ich hoffe, dass die Engländer noch zur Vernunft kommen.“ Schließlich wanderten von Deutschland Agrarprodukte, vor allem Schweinefleisch und Milchprodukte, im Wert von drei Milliarden Euro auf die Insel.

Weitere Themen, die der Bundestagsabgeordnete anriss: die Düngeverordnung, die letztlich so komme, wie seit zwei Jahren bereits diskutiert, das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) und der Klimaschutz, der auch für die Landwirte neue Auflagen mit sich bringen wird. Sorgen, bekannte Auernhammer, bereiteten ihm skandalträchtige Berichte in den Medien, in denen fragwürdige Tierschutzorganisationen mit teilweise illegalen Methoden Bauern an den Pranger stellen. Als Beispiel nannte der Politiker einen Bericht des TV-Magazins Panorama, für den sich ein Filmteam illegal Zugang in einen Schweinestall des Bundestagsabgeordneten und Landwirts Johannes Röring verschafft hatte und dort Bilder von vermeintlichen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz aufgezeichnet hat.

Inzwischen gibt es eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Hamburg, die es dem NDR verbietet, den Beitrag weiterzuverbreiten. Für diese Art von Journalismus habe Auernhammer kein Verständnis. Auch weil er die Diskussion teilweise scheinheilig findet: „Wer mehr Umwelt- und Tierschutz fordert, der muss auch bereit sein, die Mehrkosten an der Supermarktkasse zu bezahlen.“ Alles in allem sei es keine leichte Zeit für Landwirte, gemeinsam im Konsens könne man aber gute Lösungen finden, meinte der CSU-Politiker, der allen Mitgliedern im BBV abschließend alles Gute und Gesundheit für das kommende Jahr wünschte.

Kreisbäuerin Helga Horrer dankte den Kreisobmännern für den zahlreichen Besuch und lobte ebenfalls das gute Klima im Bauernverband: „Es geht nicht jeder Kreisbäuerin im Land so gut wie mir.“

Keine Kommentare