Kompromiss für Weißenburger Baugebiet

27.5.2020, 11:04 Uhr
Kompromiss für Weißenburger Baugebiet

© Foto: limes-luftbild.de

Das künftige Baugebiet am westlichen Stadtrand im Anschluss an die Ludwig-Thumshirn-Straße hat es im Februar während des Kommunalwahlkampfes zu einiger Bekanntheit gebracht und für Schlagzeilen gesorgt. Es war sogar von Enteignung die Rede, und das Thema lief natürlich in den sozialen Netzwerken im Internet. Ein Kommentator schrieb dort von "Gutsherrenart". Eine Nutzerin sprach von einer "Frechheit . . . still und heimlich . . . unglaublich".

Doch festgezurrt war seinerzeit noch gar nichts. Der Stadtrat hatte lediglich im Dezember die Bebauungsplanaufstellung beschlossen und das Stadtbauamt beauftragt, ein Bebauungskonzept zu erarbeiten. Mit diesem hatte sich der Bauausschuss im Februar dann einverstanden erklärt.

Aufgrund der heftigen öffentlichen Proteste veranlasste Oberbürgermeister Jürgen Schröppel aber die Verwaltung, zusätzlich zwei alternative Bebauungskonzepte zu entwickeln, die Anträge sowohl der CSU- als auch der SPD-Fraktion aufgreifen sollten. Christoziale und Sozialdemokraten baten, die drei strittigen Gärten entlang der Gunzenhausener Straße aus dem Bebauungsplan herauszunehmen. Die CSU wollte darüber hinaus die Riegelbebauung an den Rändern reduziert sehen und mindestens zehn Bauplätze für Einfamilienhäuser haben.

Auf dieser Grundlage hat das Bauamt nun drei Varianten entwickelt. In allen sind fünf Mehrfamilienhäuser mit 57 Wohnungen eingearbeitet. Variante 1 sieht darüber hinaus drei Einfamilienhäuser, sechs Doppelhaushälften und 43 Reihenhäuser vor, macht zusammen 109 Wohneinheiten. Nummer 2 enthält sechs Einfamilienhäuser, zwei Doppelhaushälften und ebenfalls 43 Reihenhäuser, ergibt 108 Wohnungen. Und auf 106 Wohneinheiten kommt Variante 3 mit zehn Einfamilien- und 39 Reihenhäusern. Hier wird auf Doppelhäuser verzichtet.

Ursprünglich 128 Wohnungen

Zum Vergleich: Die ursprünglichen Pläne hatten bei zwei Einfamilienhäusern, vier Doppelhaushälften, 50 Reihen- und sechs Mehrfamilienhäusern Platz für 128 Wohnungen beinhaltet.

OB Schröppel ließ jetzt im Bauausschuss der Reihe nach über die drei neuen Konzepte abstimmen. Und siehe da, es fand sich für keines eine Mehrheit. "So können wir das nicht stehen lassen", meinte das Stadtoberhaupt, einen Empfehlungsbeschluss für den Stadtrat brauche es schon. "Jetzt hat jeder seine Maximalposition vertreten, wir sollten nun überlegen, ob wir uns nicht zusammentun können und einen für eine Mehrheit tragbaren Kompromiss finden", meinte er und unterbrach für eine Fraktionsvorsitzendenbesprechung die Sitzung, was zum Erfolg führte.

Die CSU sei immer für das Schaffen von Bauland gewesen und sehe "großen Nachholbedarf". Daher wolle sich seine Fraktion nicht dem Kompromiss verschließen, machte Klaus Drotziger deutlich. Bei der Gesamtzahl der Wohneinheiten ergäbe sich ja "kein wesentlicher Unterschied".

Flexibilität gefordert

Wenn sich allerdings eine größere Nachfrage nach Einfamilienhäusern abzeichne, müsse die Flexibilität gewährleistet sein, das Konzept zu ändern, um mehr Parzellen für die Häuslebauer zu schaffen, knüpfte er eine Bedingung an die Zustimmung der CSU.

Maximilian Hetzner von den Grünen meinte, er könne mit der Variante 2 mit sechs Einfamilienhäusern leben, und sprach sich ebenfalls für "eine gewisse Flexibilität" aus. Und auch Andre Bengel stimmte zu, schließlich sei nicht abzusehen, wie lange sich der Rechtsstreit um das geplante Wohnbaugebiet "Stadtnah im Grünen" am alten Umspannwerk in Hattenhof noch hinziehe.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende machte zugleich deutlich, dass es gelte, "den maximalen Nutzen aus den Flächen herauszuholen, die wir versiegeln", sprich eine "möglichst kompakte Bebauung" zu realisieren. Dem pflichtete auch Hetzner bei. Außerdem müsse man "die Leute im Blick behalten, die sich ein Einfamilienhaus nicht leisten können", meinte der Grüne. Er forderte zudem mehr Begleitgrün entlang der Straßen und kann sich auch vorstellen, diese als Spielstraße einzustufen.

Grundsätzliche Bedenken äußerte Heinz Gruber: "Ich frage mich, von wem das alles bebaut werden soll." Der Freie Wähler befürchtet, dass "über den Bedarf hinaus erschlossen wird", und wies darauf hin, dass auch die Regierung von Mittelfranken einen Bedarfsnachweis fordere.

Der Bedarf sei gegeben, hielt OB Schröppel dem entgegen, und Sebastian Linsenmeier vom Bauaumt verwies auf den zwölfseitigen Bedarfsnachweis, den die Stadt geführt hat. Auch Tobias Kamm widersprach Gruber. Weißenburg habe in Sachen Bauplätze für Einfamilienhäuser "einiges nachzuholen", meinte der Christsoziale.

Gegen die Stimmen von Heinz Gruber, Alexander Kohler (beide Freie Wähler) und Gerd Meyer (Grüne) wurde Variante 2 als Kompromiss angenommen. Nun gilt es für den Stadtrat bei seiner Sitzung am morgigen Donnerstag, ab 17 Uhr im Kulturzentrum Karmeliterkirche endgültig zu entscheiden, ob ein entsprechender Bebauungsplanvorentwurf ausgearbeitet werden soll.

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