Konfirmation in Weißenburg: "Jetzt erst recht!"

2.11.2020, 09:15 Uhr
Konfirmation in Weißenburg:

© Foto: Jürgen Leykamm

Doch nicht allen der 42 Konfirmanden wollte diese Vorgehensweise schmecken. Drei von ihnen verschoben ihren großen Tag kurzerhand auf das kommende Jahr. "Jetzt erst recht!", dachten sich indessen wohl die verbliebenen jungen Gläubigen.

In der ersten Gottesdienstrunde empfingen 18 von ihnen den göttlichen Segen, in der zweiten, eine Fußballhalbzeit später, waren es dann 21. Beide Veranstaltungen wurden zudem auf DVD aufgezeichnet – zum Nacherleben für diejenigen, die nicht mit dabei sein konnten oder durften.

Zum Startschuss schon war die Allgegenwart der Corona-Thematik deutlich zu spüren. Schon vor den Kirchentoren hatten viele der Kirchgänger Masken aufgesetzt – im Inneren waren diese ohnehin Pflicht.

Streng lehnten sich die Verantwortlichen in der Weißenburger Andreaskirche an die Vorgaben der Landeskirche an. Sie sahen aber auch vor, dass die Mitglieder eines Chores bei Auftritten in den Gotteshäusern keinen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen.

Und so blieb vor der Maskenpflicht auch das Ensemble "CoCo" verschont – ein singendes Ensemble, das sich auf Initiative von Kirchenmusikdirektor Michael Haag unter anderem aus den Reihen der Verwandten und Freunde der Konfirmanden eigens zusammengefunden hatte.

"Hygieneteam" half bei der Orientiertung

Bevor es losging hieß es natürlich für jeden Besucher sich die Hände zu desinfizieren. Auch hier galt eine besondere Abstandsregelung: nämlich die Hände zehn Zentimeter von der Düse fern zu halten – sonst löste der Sensor nicht aus.

Nach dem Verreiben der Flüssigkeit wiesen nicht Pfeile den Weg an den Platz, sondern die Vertreter des Hygieneteams, das sich aus dem Kirchenvorstand rekrutierte: Doris Eckerlein (Vertrauensfrau), Susanne Burkhardt (Stellvertreterin), Sarah Engeler und Annette Reuter. Nicht zu vergessen natürlich Mesner Stefan Scharrer.

Die Bänke waren mit den jeweiligen Familiennamen gekennzeichnet und durften mit maximal fünf Personen pro Konfirmand belegt werden. "Wir haben alles genau durchorganisiert", so Eckerlein im Gespräch mit unserer Zeitung.

Nicht jeder Gast war gleich einsichtig

Doch was tun, wenn nicht jeder Einsicht zeigt? Leider passierte auch dies. Ein Herr wollte seine Hände in Runde eins beispielsweise nicht desinfizieren. Ein zweiter, der mit ihm kam und zur Hochrisikogruppe gehörte, tat es ihm gleich und verzichtete obendrein gar auf eine Maske – eine völlig unnötige Provokation. Nachdem er Platz genommen hatte, besann er sich dann doch eines besseren.

Dass solcher stiller Protest allerdings auch nachvollziehbar ist, machte das Bild deutlich, dass sich kurz darauf bot: Eine Besucherschar, die durch die Maske hindurch singen sollte – und eine Konfirmandengruppe auf Abstand, die einheitlich schwarz maskiert war. Was einfach bedrückend wirkte.

Konfirmation in Weißenburg:

© Foto: Jürgen Leykamm

Der Chorgesang, die Predigt, die Zusagen der Konfirmationssprüche, der zugesprochene Segen: All dies löste die Stimmungsanspannung aber dann wieder auf. Ebenso wie der Zuruf Eckerleins an die Konfirmanden: "Lasst Euch Euer Fest nicht vergällen!" rief die Vertrauensfrau den Mädchen und Jungen zu.

Gäbe es doch nichts geringeres zu feiern als eine feste Verbindung zu Gott: "Wie durch ein Seil, das nicht reißt!" Zur Untermauerung ihrer Worte hatte Eckerlein ein besonders Geschenk dabei: ein in hygienisch in Klarsichthülle eingetütetes Gebet – der Psalm 23 in einer modernen Fassung.

Einmal kräftig lüften

Nach Gottesdienst Nummer eins galt es dann erst einmal kräftig zu lüften, die Namensschilder an den Kirchenbänken auszutauschen und diese selbst zu desinfizieren. Danach war Teil zwei angesagt. Der ebenso in den Genuss der Predigt von Diakonin Ramona Leibinger kam.

Sie stellte das "Vater unser" sowie das Glaubensbekenntnis als zwei der wichtigsten Texte der Christenheit heraus, die als Inhaltsangabe des christlichen Glaubens "den Nagel auf den Kopf treffen". Es gehe allerdings sogar noch zusammengefasster. Nachzulesen war dies auf Bierdeckeln, die auf den Bänken verteilt waren.

Darauf standen drei Kernbotschaften aus dem Neuen Testament, die Leibinger noch kommentierte: Liebe Gott (und lerne ihn dazu erst einmal kennen), liebe Dich selbst (egal, was Dein Spiegel zu Dir heute morgen gesagt hat) und liebe andere (lasse Dich dabei aber nicht ausnutzen, sondern finde die Balance).

Solche Inhalte bewirken oft eine "Lust auf mehr". Und genau dies hoffe sie mit dem Konfirmandenunterricht geweckt zu haben, so die Diakonin.

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