Landkreis feierte Geburtstag

9.7.2012, 08:42 Uhr
Landkreis feierte Geburtstag

© Renner

Es war ein dem Anlass angemessenes, zwangloses und absolut gelungenes Fest, das rund um und in der Kreisbehörde in Weißenburg gefeiert wurde. Freilich waren Ehrengäste eingeladen, doch man verzichtete bewusst auf einen Festakt mit Reden und Buffet, sondern gab dem Landratsamt die Gelegenheit, sich und den Landkreis bürgernah vorzustellen. Ein Konzept, das aufging, was nicht nur die Besuchermasse am Nachmittag, sondern auch die große Gästezahl  bei der Feierstunde am Morgen zeigte.

Unter ihnen waren die beiden Altlandräte Karl Friedrich Zink und Georg Rosenbauer, der frühere Vizepräsident des Europaparlaments, Ingo Friedrich, Ex-Bundesminister Carl-Dieter Spranger, der frühere Kultusstaatssekretär Rudolf Klinger und Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer. Letzterer fand an dem Hoffest großen Gefallen und lobte Wägemann für die Idee.

„Straffere Strukturen“

Der Landrat blickte nochmals kurz auf die Entwicklungsgeschichte seit 1802 und die Gebietsreform vor 40 Jahren zurück, als aus den bis dato 143 bayerischen Landkreisen mit durchschnittlich 41000 Einwohnern und 482 Quadratkilometern Fläche 71 neue Landkreise wurden. Sie haben durchschnittlich 126000 Einwohner und 967 Quadratkilometer Fläche. Durch die Reform seien in den Kreisverwaltungen „straffere Strukturen“. Das Landratsamt habe sich zwischenzeitlich zum Dienstleister entwickelt „und sei „vorwiegend beratend tätig“.

Doch Wägemann blickte nicht nur in den Rückspiegel, sondern zeigte auch auf, wo die Reise hingehen soll. Auf den zwar schon länger bekannten, aber vor gut anderthalb Jahren offiziell eingeführten Namen „Altmühlfranken“ wird noch stärker als bisher gesetzt. Er soll den Landkreis bekannter machen und mehr Identität stiften. Symbolisch dafür enthüllte Wägemann mit Rosenkönigin Mareike Steinbauer und Rosenprinzessin Madlen Kehrstephan ein Landkreisstraßenschild mit dem Zusatz „Altmühlfranken“. Überall an den Kreisgrenzen sollen solche nun montiert werden.
Von so viel einender Symbolik war man in Weißenburg-Gunzenhausen vor 40 Jahren freilich weit entfernt. Damals hatte Karl Friedrich Zink als erster das Amt des Landrats übernommen. Damit empfahl er sich jetzt natürlich als Festredner. Der Zuschnitt des damals neuen Landkreises sei „keineswegs Bürgerwille“ gewesen, erinnert er sich. Und „Vorbehalte, Ablehnungen und Ängste vor Überfremdung durch den Partner“ hätten sich lange gehalten.

Doch mit der Zeit habe man neben Trennendem auch Gemeinsamkeiten gefunden. Zink: „Und wo Unterschiede bleiben, da werden sie als Ausdruck eines anderen Lebensgefühls empfunden – und akzeptiert.“ Als Beispiel nannte er schmunzelnd die Feste „etwa eines Bürgermeisters in einer Gemeinde des mittleren Altmühltals und den Geburtstag eines Kreisrats auf dem Jura. Hier der fränkisch-schwäbische Witz, dort das pralle altbayerische Lebensgefühl.“ Diese Unterschiede hätten aber letztlich dafür gesorgt, dass die Menschen aufeinander zugegangen seien“.

„Beglückende Erfahrung“

Mittlerweile besuchten sich Nachbarn, lernten sich bei Festen kennen, interessierten sich für Tracht, Tänze und Brauchtum der anderen, sowie deren Dialekt und ihre Sitten. „Dieses Aufeinanderzugehen zu erleben, gehört zu den beglückenden Erfahrungen meiner Landratszeit“, freute sich Zink, der es bestens verstand in einer kurzen kultur- und baugeschichtlichen Rückschau Besonderheiten und Schätze Altmühlfrankens zusammenzufassen.

Der Altlandrat ist überzeugt, dass in dieser Kulturlandschaft „ein großes Potenzial für den Tourismus“ steckt. Sie sei aber auch „ein Stück von uns selbst, denn wir sind Kinder dieser Landschaft“. Zink: „Diesen Reichtum sollten wir daher in erster Linie für uns selbst ausschöpfen, wir sollten uns in dieser Landschaft selber finden, unsere Identität entdecken. Nur das kann schließlich auch der Maßstab dafür sein, wie wir mit diesem Gut umzugehen haben.“

Zuvor schon hatten Dekanin Ingrid Gottwald-Weber (Weißenburg) und Pfarrer Matthias Fischer (Treuchtlingen), unterstützt von den Posaunenchören Weißenburg und Weimersheim mit einer Andacht das Jubiläum bereichert. Die Dekanin ging dabei auf die Zahl 40 ein und verwies darauf dass 40 Jahre in der Bibel „die Zeit einer Generation“ gewesen sei. Heute sei 40 „irgendwie die Mitte“.

Sie wünschte daher dem Landkreis, dass er nun „in der Mitte seiner Epoche steht“ und merkte dazu an, was in einem Artikel unserer Zeitung zum Landkreisjubiläum zu lesen stand. Epochen werden scheinbar immer länger. (In unserer morgigen Ausgabe
berichten wir ausführlich über das Hoffest am Weißenburger Landratsamt.)

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