Museum Solnhofen startet in die Saison

24.3.2015, 13:00 Uhr
Museum Solnhofen startet in die Saison

© Museum

Der von Museumsleiter Dr. Martin Röper konzipierte „Paläozoo“ im Solnhofener Museum ist damit komplett: Vom Ammoniten bis zum Archäopteryx können Besucher in die verschiedenen Lebensräume in der tropischen Lagune vor 150 Millionen Jahren eintauchen: Von den Tiefsee-Bewohnern geht es über Flachwasser- und Lagunenbereiche zu den einstigen landbewohnenden Tieren. „Das Konzept vereint die klassische Sichtweise eines Naturkundemuseums mit der eines Tierparks. Fachbegriffe der Geologie und Paläontologie treten dabei in den Hintergrund. So kann sich der Betrachter voll und ganz auf die Tiere konzentrieren, die uns durch die Fossilfunde zugänglich geworden sind“, beschreibt Röper.

Im Eingangsbereich wird das urzeitgeschichtliche Fenster der Solnhofener Lagune erläutert. Aufstieg, Blüte und Untergang dieser Lagunenlandschaft dauerten etwa 2,3 Millionen Jahre. Danach geht es zu den Fossilien, die in den Plattenkalken der Formation Solnhofen (diese reicht bis Painten) lebten. Etliche sind ausgestorben, andere  sind die Ahnen der heutigen Pflanzen und Tiere. Röper: „In unserem Paläozoo sind alle bedeutenden Tierarten des Solnhofener Archipels zusammen mit der Vegetation  präsent.“

Im Vordergrund stehen die Gewinner der Evolution: im Meer Seelilien, Tintenfische, Raubfische und die großen Meersaurier, an Land inselbewohnende Echsen, Flugsaurier sowie befiederte und vogelartige Raubdinosaurier. Die Nahrungsketten im Fossilbericht des Paläozoo zeigen zudem, wer wen gefressen hat. Die Gliederung nach Lebensräumen wird auch durch Modelle und das Farbkonzept unterstrichen: Von der dunkelblauen Tiefsee geht es durch türkisfarbene, hellblaue und grüne Räume in den gelben Raum, in dem das Leben „unter tropischer Sonne“ dargestellt wird. Dieser Raum „gibt Einblicke in die historische Biodiversität des Lebens auf dem Land und der Luft“, erläutert Röper. Besucher erfahren hier, wie verschiedene Wirbeltiere lernten, den aktiven Flug zu beherrschen. Hier stehen das „Drama der Urzeit“, der Raubdinosaurier Sciurumimus und der vogelartige Dinosaurier Archäopteryx im Mittelpunkt.

An zwei Touchscreen-Bildschirmen kann die „Verschiebung der Kontinente“ nachvollzogen werden. Diese macht Röper zufolge deutlich, wo auf der Erde das Solnhofener Archipel vor 150 Millionen Jahren im Vergleich zum heutigen Solnhofen lag. Damit werde auch die zentrale Frage beantwortet, warum der Archäopteryx bislang nur im Naturpark Altmühltal und sonst nirgends auf der Welt gefunden wurde: „Der Archäopteryx lebte in einem eigenen, wie für ihn geschaffenen Inselreich“, beschreibt Röper. 

Durch die Kontinentalverschiebung hat sich aus dem Solnhofenarchipel mit seinen Archäopteryxwelten in Millionen von Jahren die heutige Steinbruchlandschaft gebildet. Dieser widmet sich die Abteilung „Solnhofen, die Welt in Stein“ im Obergeschoss des Museums. Dort wird auch auf die Bedeutung des Solnhofener Steins als Baumaterial (Jurahaus) und die Druckgeschichte eingegangen. Vor über 200 Jahren hat Alois Senefelder die „Lithografie“ erfunden. Diese ist nur mit den extrem feinporigen und harten Plattenkalken aus den Solnho-fener Schichten möglich.

Dieser Steindruck war das erste „chemische“ Druckverfahren und der Vorläufer des heutigen Offset-Dru-ckes. Er ermöglichte damals die kos-tengünstige Vervielfältigung etwa von Notenblättern oder Büchern. Die Erfindung begründete zudem den wirtschaftlichen Aufstieg Solnhofens:

Die Drucksteine wurden in alle Welt exportiert, die dünneren Steine als Dach-, Boden- oder Wandbelag sowie als Baumaterial vielfältig genutzt.

Neu im Museum ist ein multifunktionelles Audioguide-System. Der  „Basic“ bietet alle wichtigen Informationen zur Ausstellung. Fortgeschrittene Fossilienfreunde finden im Programm „Medium“ viele zusätzliche Fachinformationen über die Forschung, die hinter der Ausstellung steht. Einzigartig in einem Fossilienmuseum werden im dritten Bereich „Expert“ auch die einzelnen Exponate mitsamt ihrer Fund- und Sammlungsgeschichte erläutert. Für Röper ist dies „ein einzigartiges Fachlexikon“ im Museum.

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