Nach 24 Jahren wird das Pappenheimer Rathaus wieder schwarz

16.3.2020, 15:08 Uhr
Nach 24 Jahren wird das Pappenheimer Rathaus wieder schwarz

© Foto: Rainer Heubeck

Denn die Pappenheimer Briefwähler hatten – anders als 2008 und 2014 – den CSU-Kandidaten gewählt. 324 Stimmen fielen hier auf Florian Gallus, nur 176 Wähler hatten den seit zwölf Jahren amtierenden Uwe Sinn angekreuzt. Insgesamt war das Ergebnis unerwartet deutlich mit 1242 zu 863 Stimmen ausgefallen. Die Wahlbeteiligung lag bei 68,26 Prozent, wobei vor allem die Briefwahl überaus rege genutzt wurde. 1332 Wahlberechtigte hatten ihre Kreuzchen schon vorab gemacht – bei 3154 Wahlberechtigten in Pappenheim und den Ortsteilen immerhin eine Quote von gut 40 Prozent.

Und die Briefwähler machten den von CSU, Freien Wählern und Bürgerliste propagierten Wechsel auf dem Chefsessel im Rathaus real. Das sah auch Florian Gallus so, der vor allem über das deutliche Ergebnis innerhalb des Stadt-Wahlbezirks überrascht war. Als er mit der CSU-Führung und der Familie ins Rathaus kam, war der Jubel erst einmal groß. "Wir haben es geschafft", freute sich der CSU-Vorsitzende Marcus Wurm lautstark mit dem neuen Bürgermeister.

Für Frau Nadine und Tochter Emma gab es Küsschen und Umarmungen vom Wahlsieger, der überglücklich strahlte und auf der großen Leinwand im Obergeschosss des Rathauses das Ergebnis unbedingt vor den eigenen Augen haben wollte. Auch dort feierten die CSU-Anhänger den Erfolg, während es bei der SPD enttäuschte Mienen gab.

Auch ein SPD-Sitz weniger

Dann die hatte nach 24 Jahren nicht nur den Bürgermeisterposten verloren, sondern auch noch einen Platz im Ratsgremium. Vier Sozialdemokraten werden dort sitzen – und wohl neben den beiden Grünen Bettina Balz und Astrid Weddige die Opposition bilden. Ihr gegenüber sitzt eine deutliche Mehrheit (zehn Stadträte plus CSU-Bürgermeister), auf die Florian Gallus künftig bauen kann: Wie bisher stellt die CSU fünf Stadträte, und auch die Freien Wähler sind wieder mit drei Männern im Rat vertreten. Einen Sitz verlor die Bürgerliste, der die bisherigen Stimmenmagneten Holger Wenzel und der verstorbene Alexius Lämmerer natürlich fehlten.

Ihren Sitz und den der SPD eroberten die Grünen, die nun als fünfte Fraktion am bunter gewordenen Tisch im Sitzungssaal Platz nehmen. Eigentlich hatten die erst im Herbst in Pappenheim gegründeten Grünen mit drei oder vier Mandaten gerechnet. 10,39 Prozent aller Stadtratsstimmen sind für die kommunalpolitischen Neulinge aber durchaus respektabel.

Beachtlich ist, dass im 16-köpfigen Gremium sechs künftige Stadträte aus dem Ortsteil Bieswang kommen – darunter auch Markus Gegg als Inhaber jener Zimmerei, deren Erweiterungspläne in den vergangenen zwei Jahren für enormen Zwist im Dorf wie im Stadtrat gesorgt hat. Mit der Grünen-Stadträtin Astrid Weddige ist allerdings auch eine Vertreterin der Bieswanger Bürgerinitiative gewählt worden. Bemerkenswert ist die Wahl von sechs Bieswanger Stadträten auch deshalb, weil aus der Kernstadt nur sechs Frauen und Männer in das Gremium gewählt wurden.

Uwe Sinn nimmt sich Bedenkzeit

Nach 24 Jahren wird das Pappenheimer Rathaus wieder schwarz

Wer für die SPD künftig im Stadtrat sitzen wird, ist noch mit einem Fragezeichen behaftet, denn ob der abgewählte Bürgermeister Uwe Sinn, der bei den Sozialdemokraten die zweitmeisten Stimmen nach Anette Pappler auf sich vereinigen konnte, das Mandat annehmen wird, steht noch nicht fest. "Ich weiß es noch nicht", sagte er gestern im Gespräch mit dem Weißenburger Tagblatt. Er will sich noch ein paar Tage Bedenkzeit nehmen. Nachrücken würde für Sinn der bisherige SPD-Stadtrat Günther Rusam.

Offen ist auch seine berufliche Zukunft. Der 55-Jährige hatte natürlich mit einer weiteren Amtsperiode gerechnet, weshalb es auch keinen "Plan B" gibt. Sprich er hat sich noch nach keiner Anstellung in der freien Wirtschaft (aus der er 2008 auf den Bürgermeisterposten wechselte) um-
gesehen. Sinn steht damit vor einer kompletten beruflichen Neuorientierung, "denn ich kam ja nicht aus der Verwaltung". In diesen öffentlichen Dienst könnte er jederzeit wieder zurückkehren, doch diese Option besteht nicht.

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