Neue Planung fürs Weißenburger Krankenhaus bringt viele Vorteile

23.4.2021, 16:45 Uhr
Neue Planung fürs Weißenburger Krankenhaus bringt viele Vorteile

© Foto: Robert Maurer

Die neue Idee ist, das Funktionsgebäude links vom Haupteingang auf dem südlichen Teil des Grundstücks zu bauen. Der ursprüngliche Plan sah vor, hinter dem Funktionstrakt im Norden anzubauen. Allerdings sind dort die Platzverhältnisse sehr knapp und vor allem müsste man über voraussichtlich neun Jahre eine Baustelle ertragen.

Wegen der gestiegenen Geburten- und Operationszahlen sind nun ein zusätzlicher Kreiß- und ein OP-Saal erforderlich. Außerdem galt es, Erkenntnisse der Corona-Pandemie in die Planung einfließen zu lassen. Deshalb hat das auf Krankenhäuser spezialisierte Architekturbüro Ludes mit Sitz in Recklinghausen und München die Planung noch einmal überarbeitet. Geschäftsführer Maximilian Ludes zeigte im Kreisausschuss auf, dass die erforderlichen Flächen gerade so in dem Anbau unterzubringen wären.

Allerdings mit Abstrichen, wie einem in die Länge gezogenen OP, was für die Abläufe nicht gut wäre. Außerdem verwies er mehrfach auf die Problematik der zahlreichen kleinen Bauabschnitte und die lange Bauzeit. "Das ist alles relativ kompliziert."

Die Planung neu aufgerollt

Deshalb hat sich das Büro eine Alternative überlegt. Im Bereich der Wendeschleife könnte ein neues Gebäude errichtet werden. Dort könnten alle Funktionsbereiche untergebracht werden: Notaufnahme, Ambulanz, Sterilgutversorgung, Operations- und Kreißsäle, Intensivstation, Personalumkleiden und Haustechnik.

Durch die optimierte Gestaltung wäre auch die sogenannte "Same Day Surgery" möglich. Damit ist gemeint, dass der Patient direkt zu seinem Eingriff kommt und nicht erst ein Tag vergeht, in dem er auf Station aufgenommen werden muss. Das ist ein klarer Trend im Gesundheitswesen.

"Die Funktionalität ist optimal", stellte Ludes zufrieden fest. Außerdem ließe sich der Bau hinstellen, ohne den laufenden Betrieb zu stören und es ginge auch noch deutlich schneller. Bei einem Baubeginn in 2023 könnte 2026 umgezogen werden. Bei der ursprünglichen Planung würde zwar schon nächstes Jahr gebaut, doch dafür würde es mindestens bis Mitte 2029 dauern, bis alles fertig ist.


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Wenn man dann noch in einem zweiten Bauabschnitt den Bettentrakt nicht einfach saniert, sondern die beiden Finger um 45 Grad nach Süden dreht und neu baut, hat man am Ende "ein komplett neues Haus" am alten Standort, stellte Ludes fest. Die Frage des Bettentraktes muss aber noch nicht jetzt entschieden werden. Erst mal kann man sich um den Funktionstrakt kümmern.

Ein weiterer Vorteil der Südvariante: Die gynäkologische Praxis könnte zu einem späteren Zeitpunkt in den Bereich der jetzigen Notaufnahme umziehen. Am jetzigen Standort wird mittelfristig eine Sanierung erforderlich, machte Maximilian Ludes deutlich.

Etwa 80 Millionen Euro

Was die Kosten angeht, liegen die Erweiterung im Norden und im Süden etwa gleichauf – nach aktuellem Stand sind das 79 Millionen Euro für die ursprüngliche und 80 Millionen für die neue Variante. Wobei davon auszugehen ist, dass sich der Vergleich noch zugunsten der Südvariante verbessert, weil die Baukosten von Jahr zu Jahr steigen und sich dann die kürzere Bauzeit niederschlägt.


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Der Freistaat würde davon nach dem vorliegenden Förderbescheid 49,6 Millionen Euro übernehmen. Das ergibt sich aus der ursprünglichen Kostenschätzung von 62 Millionen. Die zugesagte Förderung über das Krankenhausbauprogramm ist nur zu einem gewissen Grad nach oben anpassbar, wie Stefan Link von der Projektmanagementfirma Hitzler Ingenieure in Nürnberg im Kreisausschuss erläuterte.

Der Eigenanteil, den Landkreis und Klinikum stemmen müssten, wäre also für den ersten Bauabschnitt rund 30 Millionen Euro. Insgesamt vier Millionen hat der Landkreis schon im vergangenen und in diesem Jahr fürs Krankenhaus reserviert.

Komplizierte Förderung

Alternativ gäbe es die Möglichkeit, einen neuen Förderantrag zu stellen. Das würde aber bedeuten, dass nach Stand der Dinge ein neuer Bescheid vermutlich frühestens für 2025 Fördermittel in Aussicht stellen würde. Der erhoffte Zeitgewinn wäre wieder zunichte. Link machte sich deshalb für einen Zwischenweg stark, bei dem durch das Aufteilen in Bauabschnitte mit den Arbeiten zeitnah begonnen und parallel dazu die Fördermittelanträge angepasst werden könnten.

Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) warb deutlich für die neue Planung. Er hätte gerne die ganz große Lösung, mit dem ebenfalls erneuerten Bettentrakt. Aber darüber werde später entschieden.

Die Modernisierung des Krankenhauses sei "ein Generationenprojekt". Nachdem sich nun gezeigt habe, dass die ursprüngliche Planung nur eine "suboptimale Funktionalität" brächte, müsse der Landkreis aus der "schon aufgesetzten Planung" auch wieder aussteigen.

Die grüne Wiese ist keine Lösung

FW-Kreistagsfraktionschef Josef Miehling, der nach der Kurzvorstellung im Kreistag um eine nochmalige Behandlung des Projekts im Kreisausschuss gebeten hatte, schloss sich der Bewertung Schröppels an. Die Bauzeit sei bei der Südvariante überschaubar und die Eingriffe in den laufenden Betrieb gering.

Ein Bau auf der grünen Wiese, nach dem sich die Freien Wähler auch erkundigt hatten, ist nach Erkenntnis der Planer übrigens keine Alternative. Ein kompletter Neubau werde vom Ministerium in der Regel abgelehnt, machte Link deutlich. Außerdem gebe es ja Infrastruktur, die gut weitergenutzt werden könnte, wie das Versorgungszentrum mit der Tagesklinik oder der Parkplatz.

Zu guter Letzt hat eine Modernisierung am bestehenden Standort den Vorteil, dass die Kosten auf mehrere Bauabschnitte verteilt und gestreckt werden könnten. Das erleichtere die Finanzierung für Klinikum und Landkreis, aber auch für den Freistaat deutlich. Abgesehen davon sei der nun gefundene Weg deutlich nachhaltiger, betonte OB Schröppel. "Das Krankenhaus ist ja keine Ruine."

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