Pappenheims Vitalisierung

31.10.2019, 05:49 Uhr
Pappenheims Vitalisierung

© Foto: Peter Prusakow

Über einen voll besetzten Vortragsraum im vereinseigenen Haus des Kunst- und Kulturvereins Pappenheim konnten sich die Verantwortlichen freuen. Für Frosch – er ist auch Vorsitzender des Kunst- und Kulturvereins – geht es bei der Vitalisierung um die Anpassungsfähigkeit an die Lebensumstände und damit um die Zukunftsperspektive.

"Bei uns trifft sich die Jugend Bayerns", stellte Frosch mit Blick auf das Evangelische Bildungs- und Tagungszentrum (EBZ) in Pappenheim fest und wies auch auf die jungen Leute des Maibaumvereins hin, die sich gesellschaftlich immer wieder einbringen, aber beklagen, dass sie in Pappenheim keine Perspektive hätten. "Diese Leute müssen wir für die Zukunft im ländlichen Raum gewinnen und ihnen Perspektiven aufzeigen", sagte Clemens Frosch, wobei er mehrfach unterstrich, dass für eine Vitalisierung die aktive Mitwirkung der Bürgerschaft unerlässlich ist.

Die Gemeinde selbst könne nur im öffentlichen Raum und mit eigenen Immobilien gestalten, so betonte er. Die bestehende Bausubstanz dürfe nicht nur verwaltet, sondern müsse aktiviert werden, bekamen auch die interessiert zuhörenden Fraktionsvorsitzenden aus dem Pappenheimer Stadtrat, Florian Gallus (CSU), Gerhard Gronauer (SPD) und Walter Otters (FW), zu hören.

Pappenheims Vitalisierung

© Foto: Peter Prusakow

Und in puncto Bausubstanz liege speziell in der Kernstadt Pappenheims der Hase im Pfeffer. Denn, so machte Clemens Frosch deutlich, die meisten großen Immobilien, die in Pappenheim das Stadtbild prägen, "gehören einigen wenigen, die viel blockieren können".

Das gelte gleichermaßen für Geschäftshäuser, gastronomische Betriebe und Gästeunterkünfte, wobei Clemens Frosch besonders die Leerstände des Hotels Krone und der Pension "Zum Goldenen Hirschen" auf dem Marktplatz zur Sprache brachte. In der Altstadt sei es notwendig, die Rückräume der Stadthäuser freizuräumen und zu erschließen. Denn junge Leute mit und ohne Familien haben eigene Ansprüche. "Ihr müsst nicht so leben wie Eure Eltern", stellte der Architekt fest.

In den Dörfern sei es wichtig, dass die bestehende Struktur nicht von neuen Baugebieten am Ortsrand überlagert wird. Deshalb brauche es insbesondere in den Pappenheimer Grafendörfern eine bauliche Balance zwischen Denkmal- und Ensembleschutz und zeitgemäßer Wohnkultur. Der Siedlungsdruck aus den Ballungsräumen auf den ländlichen Raum hat schon eingesetzt und wird sich auch in Pappenheim verstärken, betonte Clemens Frosch. "Da muss man vorbereitet sein."

Glücklicherweise gibt es in Pappenheim und den Dörfern einige sehr positive Beispiele für eine gelungene Vitalisierung. So läuft derzeit in Bieswang die Dorferneuerung auf der Grundlage starken bürgerschaftlichen Engagements, und der Umbau des Schulhauses zu einer Senioreneinrichtung wird voraussichtlich im Frühjahr 2020 beginnen. In der Pappenheimer Innenstadt ist die Umgestaltung der Deisingerstraße abgeschlossen und der Umbau der Bauhofstraße, die Sanierung der Graf-Carl-Straße, der Herrenschmiedgasse und des Platzes am ehemaligen Lämmermannhaus stehen kurz bevor. Auf dem Marktplatz ist mit öffentlichen Mitteln das vormalige Wieserhaus zum Europäischen Haus und zur Touristinformation umgebaut worden, die als zentraler Anlaufpunkt auch für die Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Land gut funktioniert.

Positivbeispiele

Als ein herausragendes Beispiel für Vitalisierung durch privates Engagement in Pappenheim nannte Frosch die Erweiterungsmaßnahmen des Hotels "Sonne". Hier habe man das "Stickmuster der Stadt genutzt" und im Rückraum ein Gebäude und eine Terrassenerweiterung geschaffen. Demnächst soll in der Stöbergasse noch ein Gästehaus angefügt werden. Auch die Sanierung des vormaligen Büchelehauses zum K14 durch den Kunst- und Kulturverein und Maritas Art Café in der Klosterstraße sowie der Erwerb und Umbau der vormaligen Gaststätte Ritterstube in der Deisingerstraße durch einen privaten Investor seien wichtige Bausteine auf dem Weg zur Vitalisierung Pappenheims.

Ganz besondere Vitalisierungsprojekte zeigte Clemens Frosch mit dem privaten Mehrgenerationenhaus in Göhren und dem Dorfgemeinschaftshaus in Osterdorf auf, was als Paradebeispiel für die Vitalisierung der Provinz hergenommen werden kann. Das Bürgerschaftliche Engagement war es, was dieses Haus auf den Weg und zur Umsetzung gebracht hat, das sich einer täglichen Nutzung erfreuen kann.

In den Osterdorfer Vereinen sind rund 240 Mitglieder organisiert, die sich vor dem Bau aus rechtlichen Gründen zu dem Dachverband "Die Osterdorfer" zusammengeschlossen haben. Mit klar formulierten Vorstellungen und Angeboten und Forderungen sind sie "Die Osterdorfer" in persona von Stadtrat Walter Otters an die Kommune herangetreten und haben letztlich mit enormer Energie ihr Dorfgemeinschaftshaus gebaut.

"Natürlich war das keine Selbstläufer", erklärte Otters, der Vorsitzende des Dachverbandes "Die Osterdorfer". Es habe immer jemanden gebraucht, der die Fäden in der Hand hatte und die wichtigen organisatorischen Dinge regelte.

Einen solchen "Kümmerer" brauche es unbedingt, betonte Frosch, wenn die Vitalisierung erfolgreich vorangetrieben werden soll. Insbesondere dann, wenn in Pappenheim und seinen Dörfern mit planerischen Maßnahmen die Vitalisierung fortgesetzt werden soll.

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