Praktische Helfer für unterwegs

1.8.2012, 16:54 Uhr
Praktische Helfer für unterwegs

© Kunze

Wie viele iPhones Holger Frank besitzt, weiß er auf Anhieb nicht. „Es sind fünf, nein, eigentlich sind es sechs“, lacht der Weißenburger und sucht auf seinem großen Schreibtisch die Geräte zusammen und reiht sie ordentlich nebeneinander auf. Alle paar Minuten brummt und klingelt eines der Telefone. Für viele Menschen wäre das eine Zumutung. Holger Frank sitzt entspannt in seinem Bürostuhl und freut sich über die mobile Geräuschkulisse. „Das ist mein Leben“, sagt er begeistert.

Mit iPhones verdient er – indirekt – Geld. Er programmiert und vertreibt Apps, die jeder iPhone-Besitzer über den Online-Shop der Firma Apple oder direkt über sein Mobiltelefon herunterladen kann. Apps sind kleine Programme, die das Leben leichter machen können. Jeder, der ein Smartphone besitzt, kann sich zusätzliche Funktionen herunterladen und sich so sein individuelles Handy zusammenbasteln. Eine App kann zum Beispiel ein Wecker sein, ein Spiel, ein Navi­gationssystem oder ein Kalender.

Werbung im US-Radio

Mit einem Terminplaner, dem „miCal“ verbuchte Frank seinen bislang größten Erfolg als App-Entwick­ler. In einer Radiosendung in den USA stellte Kult-Moderator Howard Stern die App vor. Einfach so. Binnen einer Stunde luden 2500 Nutzer die App. Durch die Werbung kletterte das Helferlein in die Hitlisten der App-Verkaufscharts. „miCal“ ließ sich einfach bedienen und sprach optisch an. „Ich war sehr stolz und habe mich wahnsinnig gefreut“, sagt der 37-jährige Familienvater.

Dieser Erfolg bestätigte ihn und treibt ihn bis heute an. In den Verkaufs-Listen ist er mit seinen Produkten regelmäßig in den Top 100 vertreten, sowohl in Deutschland, als auch in Europa – obwohl es allein für das iPhone 650000 Apps gibt.

Das Geschäft mit den Apps lief so gut, dass sich der diplomierte Informatiker 2009 selbstständig machte und seitdem nur noch programmiert. Er gründete eine App-Entwickler-Firma, die „entwicklungsschmiede“ mit zwei Angestellten in München. Seit Kurzem betreibt er ein Startup namens „Streetspotr“ mit ei­nem Geschäftspartner auch in Nürnberg. Frank lebt aber in Weißenburg und hat sich über seiner Wohnung ein Büro eingerichtet.

Als Frank 1994 als Abiturient die Passwörter der Lehrer am Weißen­burger Gymnasium knackte und diese dann in der Abi-Zeitung veröffentlichte, ahnte er noch nicht, dass er eines Tages ein Unternehmen leiten würde. Von Computern war er schon immer fasziniert und bastelte in jeder freien Minute. Mit den Passwörtern habe er nichts Böses vorgehabt, so Frank. Er habe einfach probieren wollen, sei neugierig gewesen.

Die Neugier und der Spaß am Ausprobieren erleichterten den Einstieg ins App-Geschäft. Holger Frank stieß im Internet auf eine Apple-Seite. Dort konnte man sich kostenlos registrieren. Dann wurde eine Software bereitgestellt, mit der der aufgeschlossene, fröhliche Mann seine erste Applikation programmierte. „Das war 2008, als der Hype um die iPhones so richtig startete“, erinnert sich der 37-Jährige.
Eine Idee für eine App hatte er schnell: Ein Programm, das jederzeit anzeigt, wie hoch die Handyrechnung aktuell ist. Seinen App-Kunden versprach Frank damit Kostenkontrolle ohne großen Aufwand. Die App „MobileButler“ spülte in nur vier Tagen mehr als 1000 Euro in seine Kasse.

Eine Summe, die unglaublich hoch klingt. Doch hinter den Entwicklungen steckt viel Arbeit und Geduld. Bis eine App fertig ist, dauert es normalerweise mehrere Monate. Einen ge­regelten Tagesablauf kennt Frank – wie zahlreiche andere Selbstständige auch – nur vom Hörensagen. Wie viel er mit Apps umsetzt, verrät er nicht. Nur so viel: Wenn ein Kunde eine Applikation für 79 Cent kauft, landen davon 48 Cent auf seinem Konto.

Hohe Entwicklungskosten

Demgegenüber stehen hohe Ent­wicklungskosten. Beim Kalender „miCal“ lagen sie im sechsstelligen Bereich. Die Summe steigt zudem kontinuierlich an. Denn ist eine App auf dem Markt, müssen Vertrieb und Marketing permanent vorangetrieben werden. Die Entwickler liefern zudem regelmäßig Updates. Da der Markt bei Apple groß ist, hat sich Frank vornehmlich auf Apps für iPhones spe­zialisiert. Einige seiner Apps können aber auch Besitzer eines Android-Telefons laden.

Holger Frank hat nebenbei ein Entwickler-Buch veröffentlicht und en­gagiert sich auch in einem App-Ent­wickler-Verband. Der hat allein in Deutschland 250 Mitglieder. „Der Markt ist hart umkämpft“, sagt er.

Die Ideen gehen dem quirligen Weißenburger so schnell nicht aus. Inspiration holt er sich unter anderem bei den rund 500 Apps, die er auf seinen eigenen iPhones hat. Den Überblick über diese Programme hat er längst verloren. Doch seine Lieblings-App findet er schnell: Es ist ein Spiel.

An Spielen für Smartphones bastelt Frank auch gern. Und wer weiß, vielleicht geht mit einem sein größter Wunsch in Erfüllung: einmal auf dem ersten Platz der US-Hitliste zu landen.

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