Raitenbucher Windpark wurde verkauft

19.9.2018, 08:09 Uhr
Raitenbucher Windpark wurde verkauft

© Foto: Limes-Luftbild.de

Vor nicht einmal einem Jahr wurde der Windpark an der Grenze der beiden Landkreise Weißenburg-Gunzenhausen und Eichstätt offiziell eingeweiht – und schon ist er verkauft, wie die Regensburger Ostwind-Gruppe mitteilte. Hinter Ostwind steht die Firmengruppe Max Bögl, mit der zusammen das Projekt entwickelt und verwirklicht wurde.

Die insgesamt 16 Rotoren erzeugen pro Jahr rund 107 Millionen Kilowattstunden an elektrischer Energie, hieß es im Oktober 2017 bei der Einweihung. Damit können rein rechnerisch 38 000 Haushalte mit Strom versorgt werden – über den Daumen gerechnet sind das 40 Prozent der Haushalte in den beiden Landkreisen.

Über den Preis für die rund 200 Meter hohen Windkraftanlagen sowie das für die Einspeisung nötige Umspannwerk hüllten sich Käufer und Verkäufer in Schweigen. Ostwind will in das Projekt rund 100 Millionen Euro investiert haben, hieß es damals bei der Einweihungsfeier zum Windpark.

In einer Pressemitteilung betont die Ostwind, dass sich durch den Verkauf an die Schweizer Stiftung für die Menschen und Gemeinden vor Ort nichts ändere. Die Service- und Wartungsarbeiten an den Anlagen sollen weiter von lokal und regional ange­siedelten Unternehmen durchgeführt werden. „Wir zeigen damit nicht zum ersten Mal, dass Windparks in Süddeutschland im Einvernehmen mit den umliegenden Gemeinden gebaut und wirtschaftlich betrieben werden können“, erklärt Bernd Kiermeier, Vorstand der Ostwind AG und gemeinsam mit Michael Bögl Geschäftsführer der Max Bögl Ostwind GmbH (MBO).

Über den Grund für den Verkauf ließ Kiermeier nichts verlauten, außer: „Wir werden unseren Teil der Einnahmen aus dem Verkauf nutzen, um mit Ostwind auch zukünftig in Windenergieprojekte in Deutschland zu inves­tieren.“

Gemeinden bekommen Geld

Die zunächst in der Projektplanungszeit versprochene Bürgerbeteiligung – über die beiden Gemeinden Raitenbuch und Schernfeld war der Erwerb je eines Windrades angedacht – ist mit dem Verkauf des gesamten Parks erst einmal passé. Eine „wirtschaftliche Teilhabe der Bürger vor Ort“, wie einst angekündigt, ist nun nicht mehr möglich. Beteiligen an dem Großprojekt wollte sich auch der Landkreis Eichstätt.

Auch das ist nicht mehr möglich. Bei den Verkaufsverhandlungen ist es aber zu einer Einigung gekommen, wie die beiden Bürgermeister Josef Dengler (Raitenbuch) und Josef Mayinger (Schernfeld) bekundeten. Beide Kommunen sollen „ angemessen finanziell berücksichtigt werden“, so Dengler gegenüber dem Eichstätter Kurier. Über die Höhe dieser Entschädigung könne er jedoch keine Auskunft geben. Aber: „Wir haben hier genau abgewogen und festgestellt, dass der Verzicht auf den Kauf eines Windrades im Endeffekt günstiger für uns ist“, ließ Dengler verlauten. Er selbst sei überrascht gewesen vom Verkauf des Windparks. Unter den gegebenen Umständen sei „eine sinnvolle Lösung“ gefunden worden.

Das sagt auch Schernfelds Rathaus-Chef Mayinger: „Große Schmerzen bereitet’s nicht.“ Denn neben der Entschädigung erhalten die beiden Gemeinden auch Gewerbesteuer. Und: „Keine Beteiligung am Windpark bedeute eben auch kein Risiko.“ Nur sind die Rotoren nicht mehr in regionaler oder lokaler, sondern in internationaler Hand.

Auch Mayinger hat noch nicht mit einer Veräußerung des Windparks gerechnet. Unter dem Strich habe die Gemeinde Schernfeld aber ihr Ziel erreicht: die Produktion von regenera­tivem Strom in großem Stil zu ermöglichen.

Die Schweizer Käufer kommentierten den Deal „hocherfreut“, so der IST3-Projektleiter Dr. Stefan Weissenböck. „Ein fertig errichteter Windpark dieser Größenordnung im nahe gelegenen Bayern, der noch dazu über langjährige feste Einspeisetarife und weitgehend fixierte Betriebs- und Erhaltingskosten verfügt, erfüllt unsere langfristigen Investitionsziele und ergänzt unser bestehendes Infrastrukturportfolio in optimaler Weise.“ Eine Sicht, die die Max Bögl Ostwind GmbH offensichtlich nicht mehr teilte oder gewinnbringend verkaufte.

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