Schutzimpfung für den Wald

31.3.2015, 13:00 Uhr
Schutzimpfung für den Wald

© Archivfoto: Renner

Landratstellvertreter Robert Westphal unterstrich in seinem Redebeitrag die Wichtigkeit des Waldes. Dabei gab er zu, sich in der eigenen Landwirtschaft bisher eher für den Ackerbau interessiert zu haben, die Waldarbeit liege ihm weniger. Aber die Aufmerksamkeit für den Wald sei gewachsen, denn dieser ist unsere Lebensgrundlage, er bindet Kohlenstoffdioxid und ist Lieferant von Sauerstoff und Wasser. Außerdem ist der Wald ein elementarer Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Westphal wünschte sich deswegen, dass die Relevanz des Waldes auf breiter Basis Beachtung findet.

Anschließend stellte die Klimaschutz-Expertin Jennifer Plabst das Projekt „Schutzimpfung für den Wald“ im Detail vor. Unter „impfen“ hat man sich das punktuelle Einbringen von seltenen Baumarten in den Wäldern des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen vorzustellen. Das erhöhe zum einen die Artenvielfalt und zum anderen die Anpassungsfähigkeit des Waldes. Denn wenn sich aufgrund des Klimawandels die Umweltbedingungen ändern, braucht es in unseren Wäldern einen widerstandsfähigen Baumbestand.

Die „Schutzimpfung“

Dafür sollen sogenannte „Klima-bündel“ gepflanzt werden, wie Plabst erläutert. In diesen Bündeln finden sich heimische Raritäten wie Eibe, Wildapfel oder Elsbeere. Oder Arten, die neben ihren bekannteren „Schwes-tern“ bisher wenig Beachtung fanden. So verträgt beispielsweise der Spitzahorn einen trockeneren Boden als der weitverbreitete Bergahorn. Die Sommerlinde kann an bestimmten Standorten der üblichen Winterlinde überlegen sein. Und auch Bäume aus fremden Ländern könnten bei uns zukünftig eine neue Heimat finden: Die aus Nordamerika stammende Küsten­tanne kann sich auch in Mitteleuropa wohlfühlen. Die Esskastanie, ursprünglich in West- und Südeuropa verbreitet, liefert nicht nur die bekannten Maroni, sondern ist auch ein bevorzugter Lebensraum zahlreicher Insekten.

Ziel ist es, 100 Maßnahmen bis zum kommenden Frühjahr 2016 durchzuführen. Angesprochen sind Waldbesitzer: Wer an dem Projekt teilnehmen will, kann sich anmelden und nach einer individuellen Beratung bis zu zwei Bündel, das sind insgesamt 50 Bäumchen, verpflanzen. Es ist aber auch eine reine fachliche Unterstützung, ohne anschließende Pflanzung, möglich.

Plabst hebt hervor, dass die Waldimpfung ein großes Gemeinschaftsprojekt ist. Ohne die Partner (Forstbaugemeinschaft Franken Süd, Landkreis, Bayerischer Bauerverband, Untere Naturschutzbehörde Altmühlfranken), den Bereitstellern von Material und Dienstleistungen (Botanikum Weißenburg, Baumschule Gracklauer, Forst- und Gartentechnik Dinkelmeier, Zimmerei König und Zimmerei Ortner & Stöhr) und die Spender (Sparkassen, Raiffeisenbank, Druckerei Kipfmüller, Ostwind) sei dieses Vorhaben nicht zu stemmen.

Die angepeilten 100 Maßnahmen haben einen Gegenwert von 10000 Euro. Bisher sind bereits 3600 Euro zusammengekommen. Spenden können auch Privatpersonen, die an der Zukunft des Waldes interessiert sind. Mit einer Investition von 50 Euro pro Klimabündel kann man einen wertvollen Beitrag leisten und erfährt zudem, an welcher Stelle die Spendenbäume ihren Platz finden.

Das Projekt „Schutzimpfung für den Wald“ soll auch die zukünftigen Generation ansprechen. Hier richtet Plabst das Wort an die Vertreter der Schulen, die an diesem Nachmittag gekommen sind. Mit Aktionstagen, Ausstellungen oder Gemeinschaftspflanzungen kann man schon die Kleinen für das Thema Wald sensibilisieren.

Abschließend betonte Rolf Bungart von Ostwind noch einmal den Stellenwert des Waldes für sein Unternehmen. Man müsse den Wald fit für die Zukunft machen, denn ohne den nötigen Einsatz wird sich aufgrund des Klimawandels der Wald und damit auch das Landschaftsbild verändern. Als Windkraftunternehmen profitiert Ostwind vom, wie Bungart es nennt, „zweiten Stock des Ökosystems Wald“, in dem man Windenergie ernten kann. Der erste Stock, das Holz, diene der Forstwirtschaft.

Flankiert wurde die Auftaktveranstaltung „Schutzimpfung für den Wald“ mit einer kleinen Ausstellung von ausgesuchten Bäumen, die bei dem Projekt zum Einsatz kommen sollen und Infotafeln zu weiteren Bäumen, die ebenfalls von Interesse sind. Darüber hinaus konnten die Besucher Erzeugnisse der Mosterei Billing und Manufaktur Gelbe Bürg verkosten. Daneben zeigten die Drechselarbeiten von Gerhard Winter und die Skulpturen von Hubert Beckstein, dass Holz noch zu mehr taugt, als nur den Kachelofen damit zu beheizen.

Keine Kommentare