Sprachförderung für die Kleinsten

28.4.2011, 08:52 Uhr
Sprachförderung für die Kleinsten

© Kühnel

Gespannt sitzen die Kleinen auf blauen Matten und hören zu, was sie machen müssen, wenn es daheim brennt. Vor ihnen sitzt ein Praktikant, der zugleich bei der Freiwilligen Feuerwehr in Weißenburg ist. Seine Ausrüstung hat er auch dabei. Helm, Atemschutzmaske, Jacke, Handschu­he, Hose, Stiefel. Die Kinder sind begeistert.

Auf einer kleinen Bank im Hintergrund beobachten Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD), Landtagsabgeordneter Gerhard Wägemann (CSU) und der Bundestagsabgeordnete Josef Göppel (CSU) aus Herrieden die Situation. Der Bundestagsabgeordnete möchte vor Ort Eindrücke über die Arbeit im Kindergarten sammeln. Die Kindertagesstätte (Kita) Am Hof ist in das Förderprogramm „Schwerpunkt-Ki­tas Sprache und Integration“ aufgenommen worden.
Hintergrund der Förderung: Bis zum Jahr 2014 stellt der Bund rund 400 Millionen Euro für dieses Programm zur Verfügung. Für die Kita Am Hof bedeutet das konkret, dass sie aus Bundesmitteln ein Budget von 25000 Euro pro Jahr bekommt. In einer Mitteilung der Familienministerin Kris­tina Schröder heißt es, dass dies
den Spielraum schaffe, „eine Halbtagsstelle einer zur Sprachförderung

qualifizierten, angemessen vergüteten Fachkraft zu schaffen“.
„Die ersten Bewerbungsgespräche sind schon am Laufen“, erzählt Sab­rina Lihr, die zuständige Mitarbeiterin für städtische Kitas bei der Stadt Weißenburg. Die zukünftige Mitarbeiterin wird dann direkt vor Ort im Kindergarten arbeiten. „Es soll eine gezielte Einzelförderung, aber auch eine Förderung in kleinen Gruppen geben“, meint die Kindergartenleiterin Ursula Klinkhammer-Lambert. Als konkrete Beispiele nennt sie dabei unter anderem spezielle Spiele und die Wortschatzerweiterung. Hierbei sollen die Kinder auch an Bücher herangeführt werden, zum Beispiel durch das Beschreiben der Darstellungen in Bilderbüchern. „Es sollen aber auch Sprachhemmungen abgebaut werden. Damit wird dann zusätzlich die emotionale Kompetenz gefördert“, erläutert Klinkhammer-Lambert die Idee der Maßnahmen.

In den Förderrichtlinien zum Bun­desprogramm steht als Ziel unter
anderem: „Kinder mit besonderem Sprachförderbedarf frühzeitig durch eine alltagsintegrierte Förderung zu unterstützen.“ Weiterhin heißt es, dass hierbei keine einmaligen Fähigkeiten getestet werden, sondern „ein lang­fristiger Prozess ermöglicht wird“.

Lihr wie auch Familienministerin Schröder weisen jedoch ausdrücklich darauf hin, dass dies nicht nur für Kinder mit Migrationshintergrund gelte, sondern für alle, die besonderen sprachlichen Förderbedarf haben. Die Familienministerin ergänzt in ihrem Schreiben: „Frühkindliche Förderung ist der Schlüssel zu einer besseren
Integration. In den ersten Lebensjahren wird bereits der Grundstein für
die spätere Entwicklung in Schule und Ausbildung gelegt.“

Und genau da setzt das Förder­programm an. In der Kita Am Hof soll es nach Aussagen von Lihr bereits Anfang Juni losgehen. „Voraussetzung ist natürlich, dass wir passendes Fachpersonal gefunden haben.“ Der Förderbescheid gilt dann bis zum 31. Juli 2012. Göppel betonte bei seinem Besuch in Weißenburg jedoch, dass das Programm bis Dezember 2014 geplant sei. In den ersten neun Monaten wird dabei die neue Mitarbeiterin auch an mehreren Fortbildungsmaßnahmen zu dem Themenkomplex teilnehmen.

„Pionierarbeit“

Die Kindergartenleiterin und Lihr freuen sich jedenfalls sichtlich über die bewilligte Förderung und sind froh, dass sich der Aufwand für die Antragstellung gelohnt hat. Allerdings gestehen beide, dass es auch „ein Stück Pionierarbeit“ sein wird. Denn eine solche Stelle gab es noch nicht. Im gesamten Wahlkreis Weißenburg-Gunzenhausen-Ansbach haben bis jetzt auch nur zwei weitere Einrichtungen den Zuschlag zur Förderung bekommen: der Kindergarten und die Kinderkrippe Breitungstraße in Weißenburg sowie die Villa Kunterbunt in Windsbach.

Josef Göppel zeigte sich nach seinem Besuch im Kindergarten Am Hof jedenfalls beeindruckt und meinte abschließend: „Die Diskussionen in Berlin hören sich immer ganz anders an. Jetzt habe ich genau das Bild, was ich brauche.“