Stalaktiten im Technikgeschoss der Mogetissa-Therme

12.11.2020, 06:02 Uhr
Stalaktiten im Technikgeschoss der Mogetissa-Therme

© Miriam Zöllich

"Aus Nutzersicht ist es nur schwer zu vermitteln, warum saniert werden muss", weiß André Goldfuß-Wolf, technischer Geschäftsführer der Weißenburger Stadtwerke. Denn die 2001 mit der Hallenbaderweiterung neu eröffnete Mogetissa-Therme steht optisch eigentlich noch recht gut da.

"Aber sagt man so schön: Oben hui, unten pfui." Deswegen führt er uns durch die Eingeweide des Gebäudes, verschlungene Gänge voller Maschinen, Gerätschaften, Rohre und Leitungen.

Das Problem ist ein Bau- beziehungsweise Planungsfehler. Im Zuge der Erweiterungsarbeiten vor rund 20 Jahren wurde unter den Fliesen im gesamten Schwimmbadbereich nicht richtig abgedichtet. "Und Wasser folgt nun mal immer der Schwerkraft", klagt Goldfuß-Wolf bei seinem Gang durch das Technikgeschoss.

Er zeigt Stellen, an denen das chlorhaltige Wasser durchgesickert ist und über die Jahre regelrechte Stalaktiten gebildet hat. An einigen Stellen stehen Blechkübel auf dem Boden, um die Tropfen aufzufangen – kaum etwas ist wohl symbolträchtiger für ein undichtes Haus.

Exakte Bestandsaufnahme

Erkundungsgänge durch die Therme und das Technikgeschoss bestimmen derzeit den ersten, von außen noch kaum sichtbaren, aber enorm wichtigen Schritt der Sanierungsarbeiten. In diesem Zuge hat man gleich noch vollständige fotogrammetrische Aufnahmen des Baukörpers durchführen lassen, die genaue Grundriss- und Schnittpläne liefern. "Die bestehenden Pläne der verschiedenen Geschosse stimmten nicht überein", berichtet der Stadtwerke-Geschäftsführer.

Stalaktiten im Technikgeschoss der Mogetissa-Therme

© Miriam Zöllich

"Wir müssen nun erst einmal herausfinden: Welches Bauteil ist wie beschädigt? Und dann ein Gesamtbild erarbeiten", sagt er weiter. Man hat die Technik untersucht und auch Bohr- und Stemmproben an der Betonschicht vorgenommen. Überall sind kleine Löcher in der Wand und in der Decke, in den leeren Schwimmbecken wurden Fliesen und Estrich abgetragen.

Schon jetzt ist klar: Die Elektrik ist stark in Mitleidenschaft gezogen worden und muss komplett erneuert werden. Ebenso die Lüftungsanlagen, die deutliche Spuren des durchgesickerten Wassers aufweisen.

Betonsubstanz ist die große Unbekannte

Die Wasseraufbereitungsanlage ist nach 20 Jahren ohnehin am Ende ihrer Lebensdauer, und die Warmwasseraufbereitung hat in der Vergangenheit aufgrund der großen Speicherkapazität hin und wieder Legionellenprobleme verursacht. Die Anlage soll nun durch eine neue mit Durchlauferhitzer ersetzt werden. "Das hätten wir in jedem Fall machen müssen", sagt Goldfuß-Wolf.

Ein große Unbekannte in der bevorstehenden Sanierung ist bisher noch die Bausubstanz aus Beton. Im besten Fall weist der Beton nur leichte Schäden auf. Dann wird ein Schutzanstrich aufgetragen, der eine Verschlechterung zumindest verzögert.

Wahrscheinlicher sind aber mittlere Schädigungen der Betonsubstanz, vor allem im Bereich des alten Hallenbads. Hier könnte man mit einem sogenannten kathodischen Korrosionsschutz den aktuelle Schädigungsgrad "einfrieren" und weitere 20 bis 25 Jahre gewinnen.

"Im schlimmsten Fall müssen wir aber eine Betonvollsanierung machen", erläutert André Goldfuß-Wolf. Das bedeutet, man müsste alle Leitungen, Rohre und technischen Geräte demontieren, die Betonschicht abtragen, erneuern und alles wieder einbauen.

Solche Szenarien oder andere Unwägbarkeiten hat man in der großzügigen Zeitplanung von 30 Monaten für die Sanierung bereits miteingeplant, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer. "Wenn‘s gut läuft, können wir vielleicht schon in der Badesaison 2022/2023 wieder aufmachen – es kann aber auch Herbst 2023 werden."

Nachhaltige Sanierung

Natürlich gilt es nicht nur, die Folgeschäden der Undichtigkeit zu beseitigen, sondern auch die Ursache. Im gesamten Schwimmbadbereich werden die Fliesen abgeschlagen, der Boden samt Dichtung erneuert und dann wird wieder gefliest. Optisch wird der Badbesucher – bis auf ein leicht verändertes Design Fliesen vielleicht – kaum etwas merken.

Auch die Schränke und Umkleidekabinen werden abmontiert, zwischengelagert und am Ende wieder eingebaut. "Wir wollen nachhaltig arbeiten und so wenig Müll wie möglich produzieren", so die Devise der Stadtwerke. Auch bei der Auswahl der Materialien und neuen Geräte will man auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit achten.

Die einzige Veränderung, die tatsächlich auch ins Auge fallen wird, ist das neue Raumprogramm im Bereich der Umkleiden. Die bisherigen Sammelumkleiden und Kabinen im Vereins- und Schulbereich sollen mit einem Mauerdurchbruch an den Umkleidebereich für die öffentlichen Badegäste angeschlossen werden. "Außerdem schaffen wir Aufenthaltsräume und Sanitäranlagen für das Personal – das ist bisher nur rudimentär vorhanden", berichtet Goldfuß-Wolf.

Die Bestandsaufnahme wird Ende November abgeschlossen, schätzt der Geschäftsführer. Dann geht es an die Zeit- und Kostenplanung. Mit ein bisschen Glück könnte man in zwei Förderprogramme rutschen: Der Freistaat subventioniert Schulschwimmen, der Bund hat ein Förderprogramm für Sportstätten. Das würde durchaus guttun, denn für die aufwendige Sanierung stand zuletzt ein Betrag von etwa neun Millionen Euro im Raum.

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