Theaterprojekt: 250 Weißenburger Mittelschüler spielen "Momo"

23.7.2014, 19:10 Uhr
Volle Bühne: Das "Momo"-Ensemble der Weißenburger Mittelschule im Bergwaldtheater.

© Markus Steiner Volle Bühne: Das "Momo"-Ensemble der Weißenburger Mittelschule im Bergwaldtheater.

Deshalb sah man nach dem Schlussbild nach 75 Minuten überall nur zufriedene Gesichter, und die 1085 Zuschauer spendeten begeisterten Applaus und forderten lautstark „Zugabe“. Kein Wunder: Michael Endes Märchen in der Inszenierung von Brigitte Brunner und Thomas Hausner hatte in jeder Minute bewiesen, dass es perfekt in den Bergwald passt. Angefangen vom Prolog (Laura Bernreu­ther) bis hin zum selbst komponierten Schlusslied „Zeit braucht Zeit“ (Eva Bader) klappte alles wie am Schnürchen.

Das Riesenprojekt, zu dem die Lehrererin Brigitte Brunner ihren Schulleiter Markus Scharrer und das gesamte Kollegium überredet hatte, hat nach unzähligen Proben, die im September vergangenen Jahres begannen, die gesamte Mittelschule verändert. „Wir sind noch mehr zusammengewachsen und wissen jetzt, dass wir uns 100-prozentig aufeinander verlassen können“, war Rektor Scharrer nach der Premiere überzeugt. Das ohnehin schon gute Schulklima habe sich durch das Theaterprojekt noch weiter verbessert.

Fächerübergreifender Unterricht

Die Lerneffekte exakt zu benennen, dürfte indes schwierig sein. Das Stück war aber in vielerlei Hinsicht geradezu ideal, um fächerübergreifend und handlungsorientiert auch Lehrplan­inhalte einzuüben. Während beispielsweise im Werkunterricht an einer motorbetriebenen Drehbühne in Form einer Spirale gebastelt wurde, wurden im Fach Textilarbeit Kostüme geschneidert oder in Mathematik Zeitberechnungen durchgeführt.

Am Tag der Premiere selbst waren einige Schüler bereits um 4 Uhr morgens beim Alesheimer Bäcker im Einsatz und backten aus Brezenteig Zigarren, die die Grauen Herren am Leben erhalten. Auch daran kann man sehen: Die Schüler standen mit vollem Einsatz hinter dem Projekt. Schulleiter Scharrer ist sich aber auch sicher, dass die Schüler nicht nur Lehrplaninhalte, sondern auch etwas fürs Le­ben gelernt und Selbstvertrauen dazugewonnen haben. Momo (Gamze Souleiman) genoss jedenfalls ihren mehr als verdienten Applaus: „Das ist zwar ungewohnt, aber toll.“

Regisseur Thomas Hausner beeindruckte vor allem die Disziplin und die Pünktlichkeit, mit der alle Darsteller an allen Proben und auch bei der Aufführung teilnahmen: „Alle Rädchen haben heute perfekt inei­nandergegriffen.“ Die Sympathien des Publikums flogen neben der Hauptdarstellerin Momo vor allem noch Gigi Fremdenführer (Christian Wolf) zu, der für seine Gesangs- und Tanzeinlagen mehrfach Szenenapplaus erhielt.

Insgesamt fühlt es sich aber falsch an, einzelne Rädchen aus dem Uhrwerk hervorzuheben, weil gerade auch bei diesem Theaterstück eines gilt: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Und so wird man dem Stück wohl am ehesten gerecht, wenn man am Ende einfach noch mal Meister Hora (Thomas Hausner) zu Wort kommen lässt – mit dem Zitat, mit dem auch das Stück endet: „Ich habe Euch die Geschichte von Momo erzählt. Zeit ist das Leben. Das Leben wohnt in Eurem Herzen. Lasst Euch ein biss­chen Zeit.“

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