Treu seit 70 Jahren

WEISSENBURG - „Gnadenhochzeit“ wird der 70. Hochzeitstag genannt. Und eine Gnade ist es, so viele Jahre zusammen verbringen zu dürfen. Für Ludwig und Helene Pflaumer aus Weißenburg ist diese Gnade nun wahr geworden. Vor 70 Jahren gaben sich beide am 19. Oktober 1946 das Ja-Wort in der Weißenburger St.-Andreas-Kirche. Pfarrer Karl Frobenius vollzog die Trauung.

Glückwünsche, Blumen und Geschenke zu diesem Ehrentag überbrachten Weißenburgs Bürgermeis­terin Maria Schneller und Landrat Gerhard Wägemann persönlich. Und auch der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer und Bundespräsident Joachim Gauck übersandten zu diesem doch recht seltenen Ereignis besonders herzliche Grüße.

Für den 92-jährigen Ludwig Pflaumer und seine Frau Helene, die kürzlich erst ihren 90. Geburtstag feiern durfte, war es auch ein ganz besonderer Tag. Das Hochzeitsbild von 1946 schmückte das Wohnzimmer, und für ihre Gäste hatten die beiden noch immer rüstigen Rentner alles bestens vorbereitet. Das Licht der Welt erblickte Ludwig Pflaumer am 10. Mai 1924 in Eichstätt, seine Frau Helene, eine geborene Schwegler, kam am 24. September 1926 in Weißenburg zur Welt.

So richtig gefunkt hat es zwischen den beiden erst kurz nach Kriegsende im Bekanntenkreis. Ludwig Pflaumer hatte ein Lehramtsstudium in Angriff genommen, das er 1947 mit der zweiten Lehramtsprüfung abschloss. Seine berufliche Laufbahn begann in Treuchtlingen und führte ihn als Lehrer zunächst fünf Jahre nach Bergen. Dort unterrichtete er die Klassen fünf bis acht gemeinsam, bevor er weitere fünf Jahre in Oberhochstatt wirkte.

Sein nächster Dienstort war die Weißenburger Hauptschule, an der er 20 Jahre seinen Dienst ausübte, bevor er an der Schule in Alesheim den Pos­ten als Schulleiter übernahm. Zehn  Jahre stand Ludwig Pflaumer dort der Schule vor. Seit dem Ruhestand sind nun weitere 30 Jahre vergangen.
Seine Frau absolvierte die Ausbildung zur Kindergärtnerin, kümmerte sich jedoch um Haus, Hof und zahl­reiche Haustiere. Von Rückschlägen wurden die Pflaumers nicht verschont. Zwei ihrer drei Kinder verstarben schon viel zu früh. Die zweite Tochter lebt heute in Vietnam. Dort hat sich die studierte Bauingenieurin eine eigene Existenz aufgebaut und gratulierte natürlich ebenfalls zu diesem seltenen Hochzeitsjubiläum.

Ehrenamtlich war Ludwig Pflaumer lange Zeit im Briefmarkensammler-Verein 1922 Weißenburg aktiv. Seine Frau Helene engagierte sich sozial beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK).

Ein genaues Rezept für 70 glückliche Ehejahre hatte der Jubilar zwar auch nicht, aber schmunzelnd verwies er dazu auf einen 300 Jahre alten Vers von Christian Fürchtegott Gellert: „Ein Eh’stand ist alsdann beglückt, wenn eins sich in das andre schickt, wenn eins das andre liebt und scheut, er nicht befiehlt, sie nicht gebeut und beide so behutsam seien, als wollten’s miteinander frein.“

„Wir genießen das Jetzt, und was kommt, überlassen wir dem lieben Gott“, stellten die beiden immer noch glücklichen Eheleute gemeinsam fest und freuten sich, dass sie diesen Tag erleben durften.