Überstunden bei Schwan-Stabilo in Weißenburg

24.5.2016, 08:01 Uhr
Überstunden bei Schwan-Stabilo in Weißenburg

© Schwan-Stabilo

„Fantastische Tropen“, „Energie des Waldes“, „Inspiration Sternenstaub“ – wer hinter derartigen Titeln Esoterikhefte oder Meditationsanleitungen vermutet, der irrt. Hinter diesen Na­men verbergen sich Malbücher. Fi­ligrane Tiermotive, Blumenranken oder Mandalas warten darauf, mit bunten Farben ausgemalt zu werden. Die Zielgruppe: Manager, Hausfrauen, Studenten.

Früher ein Kindheitshobby, mittlerweile ein Lifestyle-Trend: Illustratorin Johanna Basford hat mit dem Erwachsenenmalbuch „Secret Garden“ den Grundstein dafür gelegt und mit mehr als 1,5 Millionen verkauften Exemplaren die internationalen Bes­tenlisten erobert. Die schottische Grafikdesignerin hat eine Erklärung für die überraschende Beliebtheit: die relativ geringe Frustrationsrate. Ausmalen erfordert nun mal keine besonderen Talente.

Malbücher steigern den Stifteumsatz

Vor allem Stiftehersteller profitieren von dem Trend. Die Nachfrage nach Buntstiften und Filzern ist erheblich gestiegen, Arbeiter schieben Sonderschichten. Schwan-Stabilo ist als europäischer Marktführer für Filzstifte ganz vorne dabei: Marketingchef Horst Brinkmann spricht von einer „signifikant zweistelligen“ Umsatzsteigerung. Und das schlägt sich auch am Standort Weißenburg nieder: In der Industriestraße 47 werden fleißig Filz- und Faserstifte produziert – in einer zusätzlichen dritten Arbeitsschicht und sogar samstags, um der großen Nachfrage der beliebten Modelle „Point 88“, „Pen 68“ und „Stabilo Boss“ gerecht zu werden.

Mittlerweile hat Schwan-Stabilo auch ein eigenes Erwachsenenmalbuchset herausgebracht, sogar schon in der zweiten Auflage: 78 Malvorlagen kombiniert mit 15 Finelinern zum individuellen Kolorieren. Der Name ist Programm: Schwan-Stabilo verspricht gestressten Käufern eine „Kreative Auszeit“.

Auch zukünftig sieht es gut aus für die Stiftehersteller: Das Unternehmen Schwan-Stabilo sieht im Ausmaltrend ein längerfristiges Phänomen. Pressesprecherin Sabrina Hamann-Gleißner vermutet in dem Trend eine Gegenbewegung zur immer stärker werdenden Digitalisierung der heutigen Zeit.

Um den Trend zu erhalten, findet es die Pressesprecherin besonders wichtig, innovativ zu bleiben und Expertenwissen mitzubringen. Es bestehen nämlich durchaus nicht zu unterschätzende Unterschiede in diesem Bereich: beispielsweise zwischen herkömmlichen Mandalas und der „Zentangle“-Methode, bei der immer wieder markante Formen auf kleiner Fläche gezeichnet werden.

Neue Projekte

Trotzdem konzentriert sich Schwan-Stabilo nicht ausschließlich darauf, neue Farbtöne und Malbuchsets zu kreieren. Parallel läuft die Weiterentwicklung von zukünftigen Projekten wie dem digitalen Stift, der Handschrift auf Papier direkt auf Smartphones oder Tablets überträgt. Denn ob ein Malbuchtrend die zunehmende Digitalisierung der Welt aufhalten kann, ist fraglich.    
 

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