Verkehrschaos an der Schönau in Weißenburg befürchtet

26.5.2020, 07:31 Uhr
Verkehrschaos an der Schönau in Weißenburg befürchtet

© Foto: limes-luftbild.de

Der Bauausschuss des Stadtrats hat in einer Senatsentscheidung die notwendige Bebauungsplanänderung auf den Weg gebracht. Diskutiert wurde über die Zahl der Autostellplätze und den Verlust der bestehenden Grünfläche.

Bei der WBG Altmühlfranken handelt es sich um die frühere Wohnungsbaugenossenschaft für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Sie wurde 1950 gegründet, hat ihren Sitz in Weißenburg an der Schulhausstraße 9 und besitzt Wohnungen mit Größen zwischen 44 und 100 Quadratmetern, Garagen und Stellplätze in Ellingen, Pleinfeld, Pappenheim, Treuchtlingen und Weißenburg.

Auf dem Grundstück neben dem Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt an der Ecke Schönau/Julius-Schmuck-Straße soll ein drei- bis viergeschossiger Baukörper mit flachgeneigtem Zeltdach mit zwölf Wohneinheiten (Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen) entstehen. Die Wohnungen im Unter- und Erdgeschoss sind rollstuhlgerecht und barrierefrei geplant. Errichtet wird der Bau mit Fördermitteln der Regierung von Mittelfranken aus dem Programm "Mietwohnraum in Mehrfamilienhäusern (Sozialer Wohnungsbau)".

Bekannt wurden die Baupläne der WBG schon vor rund einem Jahr.
Mitte Januar teilte die WBG dann der Stadt mit, dass das Bauprojekt realisiert werden soll. Er ist froh, dass sich die WBG für einen Bau in Weißenburg entschieden hat und so kostengünstige Mietwohnungen in der Stadt entstehen, sagte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) in der Bauausschusssitzung. Das Vorhaben sollte seiner Meinung nach "positiv begleitet" werden.

Dafür fand sich auch eine Mehrheit, wenngleich die beiden Freien Wähler Alexander Kohler und Heinz Gruber die Bebauungsplanänderung ablehnten. Dass auf dem Grundstück ein Teil des Baumbestandes für den Neubau geopfert werden solle, könnten sie noch hinnehmen, nicht akzeptabel sei aber die Parkplatzsituation.

Vorgesehen sind für die zwölf Wohnungen eine Carportanlage und oberirdische Stellplätze für insgesamt 15 Autos. "Zu wenig", befindet Gruber, zumal die Parksituation im gesamten Umfeld schon "prekär" sei. Auch wenn öffentliche Transportmittel und Radwege ausgebaut würden, brauche jeder Hausstand "trotzdem mindestens ein Auto, üblicherweise zwei Autos". Somit werde die eh schon schlechte Situation weiter verschärft.

Gruber griff damit Einwände auf, die von Anwohnern der Schönau und der Julius-Schmuck-Straße gegenüber der Stadt geäußert wurden. In einem Schreiben heißt es, dass die Parksituation in dem Wohngebiet "für die Bewohner und das Personal des Altenheims sowie die Anwohner eine ständige Gefahr und Belästigung" darstellt. Weiter wird von einem "sehr hohen, gefahrenträchtigen Verkehrsaufkommen" geschrieben.

Eine andere Anwohnerfamilie schildert: "Es gibt Tage, da kommen wir in der jetzigen Situation schon nicht in unsere Garageneinfahrt rein, geschweige denn wieder raus. Vom Befahren der rechts und links zugeparkten Straße mag man gar nicht reden." Mit dem Neubau werde ein Verkehrschaos "vorsätzlich in Kauf genommen".

Einige Stadträte sehen diese Probleme denn auch, gewichten aber das Schaffen bezahlbaren Wohnraums höher. So begrüßte für die CSU Klaus Drotziger das Bauvorhaben, äußerte aber auch Verständnis für die Sorgen der Anwohner. Maximilian Hetzner (Bündnis 90/Die Grünen) hingegen "kann nicht nachvollziehen", wie man ein soziales Wohnungsbauprojekt gegen ein paar Parkplätze aufwiegen kann.

Ähnlich sieht dies Andre Bengel (SPD). Er wies zudem auf die "selbst gemachte Parkplatzsituation" hin. Mancher Anwohner müsse eben auch überlegen, ob er "nicht auf seinem eigenen Grundstück parken" könne, statt sein Auto am Straßenrand abzustellen. Außerdem gebe es in Weißenburg nicht mehr allzu viele Flächen, die zur Innenentwicklung geeignet seien. Da müssten dann auch die Fragen der Grünordnung zurückstehen.

Auf diese war Alexander Kohler, bekanntlich auch Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz (BN), eingegangen. Er erkundigte sich nach der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) und bat darum, zu klären, ob die große Linde auf dem Areal wirklich gefällt werden muss. Den Erhalt der Allee im nordwestlichen Bereich des Grundstücks begrüßt der BN aber ausdrücklich.

Auch das Opfern der bestehenden Grünfläche zugunsten des Neubaus kritisieren Anwohner. Einer bezeichnete sie in seinem Schreiben an die Stadt als "grüne Lunge" für das Umfeld. Ein anderer weist darauf hin, dass dort "viele Vögel und andere Tierarten" beheimatet seien. Er zählt "Eichelhäher, Fledermäuse, Dompfaff, Buntspecht, Eichhörnchen und Feldhamster" auf.

Auch wenn mancher Stadtrat äußerte, wegen des Verlustes der Grünfläche "Bauchschmerzen" zu haben (Grünen-Stadtrat Hetzner), vermochten aber auch diese Punkte nicht zu überzeugen.

Übrigens: Jener Teil des Grundstücks, der für den Bau nicht benötigt wird, soll Grünfläche bleiben. Derzeit ist die Fläche vorwiegend mit Hecken und Bäumen bewachsen und auch im Bebauungsplan für das Gebiet "Am Nußbaum" von 1983 als öffentliche Grünfläche mit den Zweckbestimmungen "Parkanlage" beziehungsweise "Spielplatz" festgesetzt. Für Bäume, die dem Bau im Wege stehen, sind Ersatzpflanzungen vorgeschrieben.

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