Von der Bundesliga bis zur B-Klasse

9.6.2011, 09:44 Uhr
Von der Bundesliga bis zur B-Klasse

© Mühling

Herr Rank, wie sind Sie auf die verrückte Idee gekommen, alle möglichen Fußballklassen zu durchlaufen?

Werner Rank: Das war eigentlich Zufall. Als ich zur SG Herrieden gewechselt bin, hat mein bester Freund zu mir gesagt: „Na, jetzt hast du bald alle Klassen zusammen“. Das ist mir dann auch selbst erst bewusst geworden. In Herrieden habe ich Bezirksliga und Kreisliga gespielt. Als mein Engagement im August vergangenen Jahres dort endete, fehlten mir nur noch die drei unteren Klassen.

Der FC/DJK Weißenburg war für Sie mit seinen drei Mannschaften von daher genau der richtige Verein.

Rank: Ja, das stimmt. Ich habe im Internet nach einem Club gesucht, der diese Konstellation mit Mannschaften in der Kreisklasse, A-Klasse und der neu eingeführten B-Klasse bietet. Dann habe ich mich bei den Verantwortlichen gemeldet und wir haben vereinbart, dass ich in allen drei Teams zumindest einmal spielen kann.

Das hat sehr schnell geklappt und sie hätten es damit auch gut sein lassen können. Stattdessen haben Sie aber die komplette Rückrunde gespielt, waren sich nicht zu schade, sich auf die Bank zu setzen und hatten oft lange Sonntage, weil Sie oft in zwei Teams an einem Nachmittag eingesetzt wurden. Was treibt Sie an?

Rank: Es ist beim FC/DJK alles optimal gelaufen – sogar besser wie ich es mir erhofft hatte. Es macht total Spaß in diesem Verein zu spielen und zu trainieren. Es ist unglaublich, wie alle zusammenhalten und an einem Strang ziehen. Die Jungs sind alle gut drauf, wir gehen nach den Spielen oder dem Training öfter mal zusammen weg. Auch das Umfeld mit den Veranwortlichen ist hervorragend.

Der FC/DJK-Vorsitzende Mario Aprillia lobt ihr Engagement über den Fußball hinaus. Ihm hat gefallen, dass Sie sich im Verein einbringen und beispielsweise bei der Suche nach Sponsoren behilflich waren. Trainer Roland Lux bezeichnet Sie als einen „Klasse-Typ, der sich nicht in den Vordergrund schiebt, der sehr kameradschaftlich ist und der auch Kritik annimmt“.

Rank: Ich bin dem FC/DJK sehr dankbar, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, von März bis Juni in allen drei Mannschaften zu spielen. Dafür möchte ich etwas zurückgeben und bin froh, dass ich auch sportlich helfen konnte. Ich denke, es war eine erfolgreiche Saison mit dem Aufstieg der dritten Mannschaft als B-Klassen-Meister, dem vorderen Platz der A-Klassen-Zweiten und dem Kreisliga-Aufstieg der „Ers­ten“. Dem FC/DJK werde ich auf jeden Fall verbunden bleiben und immer wieder mal vorbeischauen, auch wenn ich vielleicht bald bei einem anderen Verein tätig bin.

Bei ihren Einsätzen sticht den Zuschauern sofort ins Auge, dass Sie noch immer pfeilschnell sind. Wie schaffen Sie das mit 42 Jahren?

Rank: Danke für das Kompliment. Ich versuche mich fit zu halten und bin nicht zuletzt durch meinen Sohn sportlich stets aktiv. Beim Fußball habe ich schon immer von meiner Schnelligkeit und Dynamik gelebt. Das war auch zu Profizeiten so, als ich in meinen Mannschaften technisch der wohl schwächste Spieler war. Dieses Manko habe ich durch Einsatz und Athletik versucht wett zu machen. Wenn ich auf dem Platz stehe, gebe ich 100 Prozent. Ich muss aber auch ehrlich zugeben, dass mir am nächsten Tag einiges weh tut und ich beim Aufstehen leichte Probleme habe.

Nach dieser Saison soll Schluss sein und den Meistertiteln mit dem FC/DJK mit dem aktiven Spielen.

Rank: Ja, so sieht’s im Augenblick aus. Ich will wieder als Trainer arbeiten, aber nur wenn ein passender Verein kommt.

Als Spieler hatten Sie selbst viele bekannte Trainer wie Horst Hrubesch, Rolf Schafstall oder Siggi Held. Sie haben mit Nationalspielern wie Hans-Uwe Pilz, Jens Jeremies oder Olaf Marschall gekickt und als Profi sehr viel erlebt. Was waren die Höhepunkte?

Rank: Mein erstes Bundesliga-Spiel von Anfang an, das war schon etwas Besonderes. Wir mussten mit Dynamo Dresden bei Borussia Dortmund antreten. Ich spielte im Sturm, beim Gegner spielten Jürgen Kohler, Julio Cesar und Matthias Sammer in der Defensive. Ich kann mich nicht erinnern, in diesem Spiel den Ball berührt zu haben (lacht). Ein Höhepunkt war sicherlich auch das Pokal-Halbfinale  in Dresden. Positiv in Erinnerung geblieben ist mir auch die Zeit bei Stahl Brandenburg. Gleich nach der Wende wechselte ich dorthin, habe im fünften Stock in einem Plattenbau gewohnt. Aber es war damals ein Supererlebnis, wie alle zusammengehalten und gefeiert haben.

Und was waren die bittersten Erfahrungen und Momente?

Rank: Ich habe mehrere Lizenzentzüge bei Ostvereinen miterlebt. Am Schlimmsten war es bei Rot-Weiß Erfurt. Der Verein hat damals darauf bestanden, dass ich einen Drei-Jahresvertrag unterzeichne. Nach einem Monat war es vorbei mit den Gehaltszahlungen und ich musste mein Geld über viele Gerichtsverhandlungen einklagen. Schlimm war auch die Sache bei Bayer Uerdingen. Ich hatte dort einen Zweijahresvertrag unterschrieben, dann ist mir noch am gleichen Tag bei einem weiteren Probetraining das Kreuzband gerissen und der Vertrag ist geplatzt. Aber die positiven Dinge überwiegen ganz klar und ich würde auch wieder alles genau so machen – nur in der Jugend würde ich früher zu einem großen Verein wechseln.

Interview: UWE MÜHLING

Zur Person:

Werner Rank

In elf Ligen hat Werner Rank (42) gespielt und in noch mehr Clubs. Sein Stammverein SG Herrieden gehörte genauso dazu wie die SpVgg Ansbach, die Amateure des 1. FC Nürnberg, BW 90 Berlin oder Stahl Brandenburg. Höhepunkt seiner Profizeit waren die beiden Bundesligajahre mit Dynamo Dresden (1993 bis 1995). Danach wechselte Rank zu Rot-Weiß Erfurt, dem FC Augsburg, dem VfR Mannheim und dem TSV Crailsheim. Anschließend folgte die Rückkehr nach Herrieden und jetzt der Sprung für ein paar Monate zum FC/DJK Weißenburg. „Der Elf-Ligen-Mann“ titelte kürzlich der kicker und widmete Rank eine Sonderseite, die nicht zuletzt für den FC/DJK einen schönen Imagegwinn bedeutete.  Der Ex-Profi arbeitet heute bei Radio 8 als Media-Berater und wohnt mit seiner Lebensgefährtin und dem gemeinsamen Sohn in Feuchtwangen.