Was kommt in den Krug?

24.2.2019, 11:33 Uhr
Was kommt in den Krug?

© Archiv WT

Der Kirchweihausschuss hat viel zu tun. Zumindest bekommt er ein paar mehr Mails, Briefe und Anrufe, als das sonst im Februar der Fall ist. Der Grund ist der überraschende Abschied der Weißenburger Brauerei Sigwart (wir berichteten). Er sorgt dafür, dass bei der 2019er-Kirchweih in jedem Fall eine langjährige Tradition endet. Entweder gibt es dieses Jahr im Festzelt nicht mehr Biere zweier Brauereien oder es gibt erstmals nicht mehr ausschließlich Bier aus Weißenburg. 

Der Sigwart-Abschied aus Weißenburg hat jedenfalls ordentlich Betrieb in die regionale Brauereiszene gebracht. „Klar haben wir unseren Hut schon in den Ring geworfen“, sagt etwa Werner Sauer, der Brauereidirektor von Fürst Carl in Ellingen. „Wir möchten die Kirchweih sehr gerne machen und wir werden ein Super-Angebot machen. Ich hätte meinen Job verfehlt, wenn ich das nicht versuchen würde.“ Sauer hat sich bereits mit Kirchweihausschussvorsitzendem Andre Bengel zum Gespräch getroffen. „Wir können das darstellen, auch was die Menge betrifft. Das ist überhaupt kein Thema“, heißt es aus Ellingen. Das traue er grundsätzlich auch jeder anderen regionalen Brauerei aus der Region zu, so Sauer. Auch wenn die Zeit nach dem überraschenden Ende von Sigwart relativ knapp sei.

Sauers Kollegen in den Brauhäusern der Region sehen das ähnlich. „Wenn wir das zehn bis zwölf Wochen vorher wissen, würden wir das hinbekommen“, stellt Dietmar Gloßner, der Chef von Ritter-Bräu aus Nennslingen fest. Auch er habe sich beim Kirchweih­ausschuss schon mal in Erinnerung gerufen. „Ich habe den Herrn Bengel angerufen und gesagt, dass es auch in Nennslingen eine Brauerei gib, weil ich nur von Wettelsheim und Ellingen gelesen habe. Er hat gesagt, dass er das weiß. Jetzt warten wir halt mal.“ 

Es gelte nun die Entscheidung des Kirchweihausschusses abzuwarten, ob gewünscht werde, dass auch Bier aus der Umgebung ausgeschenkt werde. Denn bislang stand in den Verträgen, die der Kirchweihausschuss mit den Brauereien schloss, dass das Bier in Weißenburg gebraut sein muss. „Wir stehen auf jeden Fall Gewehr bei Fuß, wenn sich das ändern sollte“, so der Ritter-Chef. 

Alle stehen Gewehr bei Fuß

Fast wortgleich äußert sich auch Walter Gloßner aus dem nahen Thalmannsfeld für die Brauerei Felsenbräu. Man habe dem Kirchweihausschuss schon einen Brief geschrieben und weitere Gespräche angeboten. „Wir sind grundsätzlich für alles offen“, heißt es aus Thalmannsfeld. Das Brauen der Biermenge für die Kirchweih ist aus Gloßners Sicht kein Problem, längeren Vorlauf bräuchte man für die Planung der Logistik mit Garnituren, Kühlwagen, Tanks etc. Aber auch das sei für Felsenbräu hinzubekommen, das mittlerweile hinter Altmühltaler der größte Getränkehersteller des Landkreises sein dürfte. „Wir würden das gerne machen, klar“, stellte Walter Gloßner fest. „Wenn am Ende eine Entscheidung gegen Felsenbräu fällt, dann kann ich damit leben, was ich nicht verstehen würde, wäre, wenn am Ende eine Entscheidung gegen den Landkreis fällt.“ 

Das allerdings dürfte unwahrscheinlich sein.  Die Eichstätter Brauerei Hofmühl soll kein großes Interesse daran haben, das Weißenburger Kirchweihbier unter dem Namen Sigwart zu brauen, und auch im Kirchweihausschuss sind die Sympathien für eine solche Lösung überschaubar. Und dass sich andere Brauereien von jenseits des Landkreises wie Spalt oder Pyras an der lokalen Konkurrenz vorbeidrücken könnten, gilt ebenfalls als unwahrscheinlich. 

Schneider-Solo würde gehen

Damit dürfte es eher auf die Frage zulaufen, ob es ein Schneider-Solo gibt oder aber eine Öffnung für lokale Brauereien. „Wir sind da grundsätzlich für alles hoffen“, heißt es unisono aus Nennslingen, Thalmannsfeld und Ellingen. Und auch in Wettelsheim hat man sich Gedanken gemacht, bleibt aber erst mal zurückhaltend. „Klar würden wir das grundsätzlich gerne machen, aber solange der Ausschuss nicht entschieden hat, dass es kein Weißenburger Bier sein muss, ist das erst mal kein Thema“, stellte Jochen Engelhardt für die Brauerei Wettelsheimer fest. 

Ähnlich äußert sich auch Thomas Wurm von der Bieswanger Wurm-Brauerei. „Das ist erst mal eine Entscheidung des Kirchweihausschusses. Da will ich mich nicht einmischen, aber natürlich sind wir jederzeit zu Gesprächen bereit.“ Sowohl Wettelsheimer als auch Wurm-Bier haben noch keinen Kontakt zum Kirch­weihausschuss aufgenommen. Jochen Engelhardt verweist darauf, dass man eine sicheres Angebot auch erst machen könne, wenn man die Absatzmenge kenne. Über die gibt es zwar viele Vermutungen, aber außerhalb des Kirchweihausschusses kaum gesicherte Informationen.

Zwischenzeitlich hat sich auch die Brauerei Schneider zu Wort gemeldet und ein Fragezeichen aus der Welt geschafft. Grundsätzlich sei man in der Lage, die Weißenburger Kirchweih auch ganz alleine zu beliefern, stellte Inhaber Thomas Schneider fest. Seit Jahrzehnten teilten sich die Brauereien Sigwart und Schneider die Belieferung der Kirchweih, die als eines der größten Volksfeste in Westmittelfranken ein spannender Absatzmarkt ist. Die Brauerei Schneider wird in Weißenburg zwar nur noch in Teilzeit betrieben – für das Kirchweihbier und die Versorgung der Brauereigaststätte Kanne – aber Inhaber Thomas Schneider sieht in den Kapazitäten kein Problem. „Klar, ich müsste in zusätzliche Ausrüstung investieren, wie Garnituren, Kühlwagen . . . Aber das kann man alles kaufen. Allerdings braucht man dann natürlich auch eine gewisse Planungssicherheit.“

Das spricht wiederum ein wenig ge­gen die von Kirchweihausschuss-vorsitzendem Andre Bengel ins Spiel gebrachte Variante, das Jahr 2019 als Übergangsjahr mit einem Schneider-Solo zu nutzen und sich dann in aller Ruhe Gedanken für die langfristige Ausrichtung zu machen. Diskutiert wird nämlich auch, ein rotierendes System aufs Gleis zu setzen, das den Platz neben Schneider im jährlichen Wechsel an die Brauereien der Umgebung vergibt. Dann dürfte es zum üblichen Schneider-Bier mal Felsenbräu, Fürst Carl, Wettelsheimer, Ritter oder Wurm-Biere auf der Kirchweih geben. 

Für den Weißenburger Kirchweihausschuss wird die Entscheidung alles andere als einfach. Zumal es das ehrenamtliche Gremium am Ende sicher nicht allen recht machen kann. Dazu ist das Bier auf der Kirchweih einfach ein viel zu emotionales Thema, was ja auch irgendwie schön ist. 

Keine Kommentare