Weihnachtsgrüße aus Weißenburg

24.12.2019, 07:00 Uhr
Weihnachtsgrüße aus Weißenburg

© Foto: Markus Steiner

Der Beleg, dass alle mit Feuereifer und Herzblut bei der Sache waren – ganz so, als würde es sich um den echten Heiligabend-Gottesdienst handeln, der heute Abend um 23 Uhr in St. Andreas gefeiert wird. Die drei Wünsche, die ZDF-Redakteur Michael Sahr bei dem "Warm-up" an die Gemeinde gerichtet hatte, wurden alle erfüllt. "Schalten Sie bitte Ihre Handys aus und schauen Sie nicht direkt in die Kameras und konzentrieren Sie sich auf das Wort und singen kräftig mit."

Vorab hatte Dekanin Ingrid Gottwald-Weber in ihrer Begrüßung den Gottesdienstbesuchern noch einmal ihre Bedeutung erläutert: "Wir haben die letzten Tage viel geprobt und vorbereitet, aber ohne Sie können wir keinen Gottesdienst feiern!"

Weihnachtsgrüße aus Weißenburg

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Die Hausherrin dankte dem gesamten ZDF-Team und allen Helfern für ihren großen Einsatz: "Es war uns ein Vergnügen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten." ZDF-Redakteur Michel Sahr gab das Lob weiter: "Weißenburg gefällt uns sehr."

Der Fernsehmann erklärte, dass der aufgezeichnete Gottesdienst an Heiligabend um 22.30 Uhr, direkt nach der Carmen-Nebel-Show, ausgestrahlt wird und der Sender den Anspruch habe, "die Zwei-Millionen-Marke" nach Möglichkeit zu halten. Ein Anspruch, der erklärt, warum das ZDF einen riesigen Aufwand betreibt, um perfekte Bild- und Tonqualität abzuliefern und die Fernseh-Laien vorab möglichst gut auf ihre Rollen vorzubereiten.

Pünktlich um 17 Uhr beginnt dann der Gottesdienst mit dem Glockengeläut von St. Andreas und dem vom Gospelchor gesungenen Lied "Driving Home for Christmas" von Chris Rea. Nach der Begrüßung von Dekanin Gottwald-Weber und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm singt die Gemeinde das bereits beim "Warm-up" geprobte "Seht, die gute Zeit ist nah" aus voller Kehle mit.

Weihnachtsgrüße aus Weißenburg

© Foto: Markus Steiner

Weil der gesamte Weihnachts-Gottesdienst unter dem Leitthema "Beim Gotteskind zu Hause" steht, dürfen in ihren persönlichen "Statements" Doris Jäger, Petra Mrusek und Ali Kiani erklären, was für sie Heimat bedeutet und wie sie in Weißenburg eine neue Heimat gefunden haben.

Für viele Zuschauer, hat Pfarrerin Elke Rudloff erklärt, will auch der Fernsehgottesdienst ein Art Heimat bieten: Für all jene, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht den Weihnachtsgottesdienst in ihrer Kirche mitfeiern können, will der Gottesdienst im Fernsehen eine Alternative sein, die ihnen auch das Gefühl gibt, nicht alleine, sondern Teil einer großen Gemeinschaft zu sein.

Weihnachtsgrüße aus Weißenburg

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"Wo finde ich einen Ort, wo ich wirklich zu Hause bin?", diese Frage hat Landesbischof Bedford-Strohm an den Anfang seiner Predigt gestellt, die er nicht von der Kanzel herab, sondern am Ambo stehend und frei hält. Der Landesbischof nimmt noch einmal Bezug zu der berührenden Geschichte, die Christkind Hannah Schmidt ziemlich am Anfang des Gottesdienstes erzählt hat, wie sehr sie sich freut, wenn ihr Besuch Senioren- und Kinderaugen zum Leuchten bringt.

Bedford-Strohm schlägt eine Brücke zu Hannahs Kollegin Benigna Munsi, die bekanntlich in Nürnberg Christkind ist und einigen Menschen offenbar "nicht deutsch genug sei". Der Landesbischof kritisiert enge Grenzen im Kopf und falsch verstandene Heimatliebe und erinnert an die tiefe Sehnsucht aller Menschen nach Vertrautheit und Heimat: "Bei Gott bin ich zu Hause."

Weihnachtsgrüße aus Weißenburg

© Foto: Markus Steiner

Der Gottesdienst rührt an, trotz der vielen, grellen Scheinwerfer, der drei riesigen Kameras und des Bewusstseins, dass das ja "nur" ein Fernsehgottesdienst ist. Irgendwann vergisst man die Technik und hängt dem Gedanken nach, was für einen selbst eigentlich Heimat ist und wo das Gotteskind wirklich zu Hause ist.

Der spontane Applaus, der am Ende der Toccata ausbricht, löst die Spannung, die bei den meisten irgendwie doch zu spüren war. Kein Wunder: Ab heute Abend kennt man die Kirchengemeinde St. Andreas in ganz Deutschland.

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