Weißenburg muss Kanäle in den Ortsteilen sanieren

13.12.2019, 11:53 Uhr
Weißenburg muss Kanäle in den Ortsteilen sanieren

© Foto: Robert Renner

Das Thema stand in der jüngsten Bauausschusssitzung des Weißenburger Stadtrats auf der Tagesordnung. Etliche Bürger aus den vier Orten waren gekommen, um sich den Vortrag von Heinrich Wägemann vom Ingenieurbüro Klos aus Spalt anzuhören. Was er zu berichten hatte, dürfte weder ihnen noch den Ausschussmitgliedern sonderlich gefallen haben.

Der Diplom-Ingenieur legte Wert darauf, dass es sich nur um eine Übersicht und keine Detailplanung handelt. Die Kosten seien geschätzt und es lägen beispielsweise noch keine Baugrunduntersuchungen dazu vor. Wie dem auch sei, Wägemanns Darstellungen sowie die Foto- und Videoaufnahmen aus Kanalbefahrungen machten deutlich, dass einiges im Argen liegt.

Die geringsten Schäden weisen – wohl auch, weil sie die jüngsten unter den untersuchten sind – die Kanäle in Gänswirtshaus auf. Die Schäden dort sind dem Ingenieur zufolge alle im Inliner-Verfahren zu beheben. Sprich: Dort müssen die Straßen nicht aufgegraben werden, sondern die Rohre können durch ein Spezialverfahren von innen repariert werden. Kosten: circa 50 000 Euro.

Deutlich schwieriger ist die Situation in Kehl. Das beginnt damit, dass der Ortsteil ein relativ großes Außeneinzugsgebiet von Oberflächenwasser hat, nämlich von den Anhöhen in Richtung Segelflugplatz und Wülzburg. Niederschlagswasser von dort läuft in den regulären Mischwasserkanal und damit in die Kanalisation, wo es eigentlich nicht hinsollte. Eigentlich wären hier aufwendige Kanäle im gesamten Ortsbereich nötig, doch es ist kaum Platz vorhanden und nach Einschätzung Wägemanns wäre der Bau "unverhältnismäßig".

Die bestehende Kanalisation weist mitunter deutliche Schäden auf, die auch nicht überall von innen behoben werden können. Auf einer Länge von rund 150 Metern wird für die Sanierung die Straße aufgegraben werden müssen, was durch die beengten Verhältnisse im Dorf erschwert wird. Ferner müssen das Regenüberlaufbecken nahe der Bushaltestelle und dessen Ablauf saniert werden, sodass Wägemann auf Kosten von 350 000 Euro kam.

Unproblematisch ist das Außeneinzugsgebiet für Niederschlagswasser nördlich von Niederhofen. Es wird durch Weiher aufgefangen und fließt in Richtung Rohrbach ab. Niederschläge im Bereich Kreuzwirtshaus oberhalb von Niederhofen gehen in den Mischwasserkanal, könnten nach Angaben des Ingenieurs aber abgeleitet werden.

Die bestehenden Kanäle in Niederhofen sind nach Wägemanns Schilderung "in einem sehr schlechten Zustand". Auf über 320 Metern müssten sie in offener Bauweise erneuert werden. Ein Neubau sei hier günstiger als eine Sanierung.

Akuten Handlungsbedarf hat er vor allem im Höhenberger Weg ausgemacht, aber auch in der Markgrafenstraße, wo zum Teil Hausanschlüsse unterspült sind, an Bruchstellen Grundwasser in den Kanal läuft und an den Rohrverbindungen Fremdwasser in die Kanäle drückt. Erschweren würden die Maßnahme auch hier die beengten Straßenverhältnisse, hinzu kämen Kanäle für Oberflächenwasser, sodass voraussichtlich Kosten von 850 000 Euro entstehen.

Nochmals mindestens 700 000 Euro an Ausgaben schätzt der Ingenieur für die Kanalarbeiten in Oberhochstatt, die – unter anderem in der Straße Am Berg – auf rund 200 Metern ebenfalls in offener Bauweise zu erneuern oder sanieren sind. Auch Oberflächenwasserkanäle müssten überarbeitet werden. Letztlich seien aber für alle vier Ortschaften noch Detailplanungen nötig.

Auf Nachfrage von Stadtrat Heinz Gruber (Freie Wähler) machte Wägemann deutlich, dass es noch keine Prioritätenliste gibt. Die Schadensdarstellung sollte nur rechtzeitig erfolgen, weil bekanntlich in den Orten die Dorferneuerung läuft. Bevor in deren Zuge Straßenbaumaßnahmen begonnen würden, sollte eben klar sein, was im Untergrund zuvor zu tun ist.

Die Kosten tragen alle

"Recht viel Zeit haben wir aber nicht mehr", stellte Karl Roth (CSU) angesichts der Schadensbilder fest. "Das Problem beim Kanal ist, man sieht ihn nicht. Deshalb werden solche Kamerabefahrungen manchmal zum Albtraum", stellte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel fest und merkte an: "Zwei Millionen Euro sind natürlich schon eine Hausnummer."

Er wies zugleich darauf hin, dass die Kosten aber nicht von den jeweiligen Ortsteilbewohnern zu tragen sind, sondern dass die Weißenburger Kanalisation "eine Einheit ist". Das heißt, dass ein Teil der Kosten über Verbesserungsbeiträge, die von Zeit zu Zeit erhoben werden, von allen Bürgern der Stadt zu tragen sind. Der OB: "Ein Kattenhochstatter zahlt also hier genauso mit, wie ein Oberhochstatter mitzahlen muss, wenn in Kattenhochstatt der Kanal saniert wird."

Dadurch, dass viele mitzahlten, seien die Beträge für den Einzelnen überschaubar. "Stranguliert wird hier niemand", meinte Schröppel.

 

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