Weißenburg soll Kindergarten in Oberhochstatt übernehmen

12.5.2021, 06:00 Uhr
Weißenburg soll Kindergarten in Oberhochstatt übernehmen

© Foto: Robert Renner

Die Übernahme ist der Stadt von der Kirchengemeinde angeboten worden. Der Kirchenvorstand hat sich diese Entscheidung nicht leichtgemacht. Seit vielen Jahren wurde immer wieder über das Thema diskutiert, verschiedene Lösungsmöglichkeiten wurden durchgespielt.

Auch holte sich das Gremium Rat bei der Landeskirche und der Verwaltungsstelle in Pappenheim. Letztlich entschied sich der Kirchenvorstand Ende März, der Stadt die Übernahme anzutragen, um den Fortbestand des Kindergartens langfristig zu sichern.


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Wichtig war den Kirchenvorständen auch, dass die religiösen Inhalte als wichtiger Pfeiler der kindlichen Bildung erhalten bleiben. Dies sicherte die Stadt mit Verweis auf den bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan zu, in dem Punkte wie Werteorientierung und Religiosität genannt sind, berichtete Oberbürgermeister Jürgen Schröppel in der Ausschusssitzung. Er zitierte dazu aus dem E-Mail-Verkehr zwischen Pfarrer Reinhold Friedrich und Rechtsdirektor Heiko Stefke.

Parallelen zur Breitungstraße

Schröppel erinnerte an Parallelen bei der Übernahme des Kindergartens an der Breitungstraße vom Missionsdienst für Christus, einer evangelischen Organisation, wo der kirchliche Bildungsauftrag auch weiter um- gesetzt worden sei und werde. Nach Lesart des OB lief die Übernahme "damals völlig problemlos". Er sehe "von daher auch in Oberhochstatt keine Probleme".

Schröppel wies ferner auf eine Sonderregelung für die Oberhochstatter Einrichtung hin, die bei der Eingemeindung 1978 getroffen worden sei. Es ist die einzige Kindertagesstätte im Stadtgebiet, "für deren Betrieb dem evangelischen Träger ein städtisches Gebäude kostenlos zur Verfügung gestellt wird", heißt es in den Sitzungsunterlagen.

Bei der Eingemeindung wurde auch geregelt, dass die Stadt den Bauunterhalt für das Gebäude übernimmt. Das habe die Stadt stets getan, stellte der OB fest.

Instandsetzungen sind nötig

Klar ist aber auch, dass "diverse Instandsetzungsarbeiten am Altgebäude" in den nächsten Jahren zu erledigen sind, hieß es in den Sitzungspapieren, was der OB auch bestätigte. Heinz Gruber, Stadtrat der Freien Wähler aus Kehl, pflichtete dem bei. "Eine Renovierung kommt auf jeden Fall auf uns zu", meinte er. Schröppel empfahl den Stadträten, der Übernahme zuzustimmen.

Generell brach er eine Lanze für die dörflichen Kindertagesstätten und Schulen. Er wolle "die Bildungseinrichtungen auf den Ortsteilen so lange wie möglich aufrechterhalten", machte er deutlich. Städtische Kindergärten gibt es derzeit in Suffersheim und Holzingen, Grundschulen betreibt die Stadt Weißenburg in Dettenheim, Emetzheim und Oberhochstatt.


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Quer durch alle Parteien gab es in der Ausschusssitzung Bekenntnisse zu den Einrichtungen auf den Ortsteilen. Den Kindergarten in Oberhochstatt zu erhalten, sei "auch für Kehl und Niederhofen sinnvoll", meinte Maria Schneller (CSU): Außerdem werde auch nachmittags Schulkinderbetreuung angeboten, was im Zusammenhang mit dem Grundschulstandort wichtig sei.

Ihr Parteifreund Klaus Drotziger unterstrich, dass "die Ortsteile ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Stadt" sind. Daher sei die Union hier dabei. "Ja, das übernehmen wir", sagte der Fraktionsvorsitzende.

Andre Bengel begrüßte für die SPD die Übernahme. Sie zeige, "welche hohe Wichtigkeit die Kinderbetreuung in unserer Stadt" habe. Andere Kommunen würden dies anders handhaben. Der Sozialdemokrat: "Wir sind da auf dem richtigen Weg."

"Personell mehr Puffer"

Für Claudia Pößnicker muss "das oberste Ziel" sein, die Einrichtung in Oberhochstatt zu erhalten, denn wohnortnahe Bildungseinrichtungen seien wichtig. Die Grüne wollte wissen, ob zur Problemlösung der Kirchengemeinde auch der Gebäude kauf angeboten worden sei. OB Schröppel entgegnete, dass die evangelische Kirche "genau auf dem gegenteiligen Trip" sei und derzeit vieles abstoße.

Auf die Frage nach der Personalübernahme beschied der OB Pößnicker, dass die Stadt gesetzlich dazu verpflichtet sei. Die Grüne, die selbst die Kita Arche Noah der Diakonie an der Schwärzgasse leitet, sieht in der Übernahme auch den Vorteil, dass die Stadt "personell mehr Puffer" habe, was die Arbeitsorganisation in der Ortsteil-Kita erleichtere.

Dies sei ja gerade "der Wettbewerbsvorteil" der Stadt. Sie habe in der Verwaltung "absolute Expertinnen", die sich um die Verwaltung aller städtischen Kitas kümmerten und den "pädagogischen Kräften den Rücken" freihielten.

Platz für 35 Kinder

Die Oberhochstatter Kindertagesstätte bietet Platz für 35 Kinder, berichtet die in der Stadtverwaltung zuständige Sabrina Lihr auf Nachfrage von Lizzy Pecoraro (SPD). 25 davon seien für Kindergartenkinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren, zehn Plätze entfielen auf den Hortbereich, in dem nachmittags die Schulkinderbetreuung laufe. Beschäftigt sind zwei Erzieherinnen und zwei Kinderpflegerinnen. Es gebe einen Hausmeister und eine Reinigungskraft.


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Im gleichen Gebäude befinden sich die Räume der Evangelischen Landjugend (ELJ) Oberhochstatt. Diese Nachbarschaft ist nicht sehr glücklich gewählt, weshalb es in der Vergangenheit auch immer wieder zu Konflikten kam. Es sei "angedacht", die ELJ im bisherigen Feuerwehrhaus unterzubringen, wenn das geplante Gerätehaus errichtet sei, erläuterte OB Schröppel auf Nachfrage von Maria Schneller.

Der Schul- und Kulturausschuss sprach sich einstimmig für die Übernahme aus. Die endgültige Entscheidung fällt in der Stadtratssitzung am Donnerstag, 20. Mai, um 17 Uhr im Wildbadsaal, dürfte aber unumstritten sein. Aktuell gilt die Regelung, dass die Ratssitzungen nur mit gültigem negativen Corona-Schnelltest besucht werden dürfen.

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