Weißenburger Brothaus: Mittagessen und Geborgenheit

15.12.2014, 08:42 Uhr
Weißenburger Brothaus: Mittagessen und Geborgenheit

© Steiner

Rosa ist so ein Mensch. Die Seniorin, die jahrelang ihre Mutter gepflegt hat, fiel nach dem Tod ihrer Mutter in ein tiefes Loch und wünschte sich nur noch den Tod. Ohne die Menschen im Brothaus hätte sie sich vielleicht das Leben genommen. „Ich habe drei Tage lang nichts mehr gegessen und getrunken, weil ich keinen Lebensmut mehr hatte.“

Weil Marketa Klasing und ihre Mitstreiter sich um sie kümmerten, wurde ihr ein neues Leben geschenkt. „Die haben mich ins Leben zurückgeholt“, sagt sie heute und freut sich, dass sie mit den rund zwei Dutzend anderen, die regelmäßig ins Brothaus kommen, den Tag der offenen Tür feiern kann.

Inzwischen ist die karitative Einrichtung, die sich nur aus Spenden­geldern finanziert, an ihre Kapazitätsgrenzen angelangt. Die ohnehin schon beengten räumlichen Verhältnisse ha­ben sich noch einmal verschlimmert, weil seit Kurzem auch der 51-jährige Jaroslav hier eine Bleibe gefunden hat. Der gebürtige Pole war von einer polnischen Firma angeheuert worden, um einen älteren Weißenburger zu pflegen. Als der verstarb, warf sein Sohn Jaroslav aus dem Haus, der damit von heute auf morgen obdachlos wurde.

Ohne festes Dach über dem Kopf und ohne Freunde irrte er in Weißenburg umher, schlief im Bahnhofsbereich und bezog die Bahnhofstoilette als neue Bleibe. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Brothauses fanden ihn, nahmen ihn auf und kümmerten sich um ihn. Inzwischen hat Jaroslav über das Netzwerk des Vereins „Hope and Grace e.V.“, der seit September der Träger des Brothauses ist, eine neue Arbeit gefunden.

Nur ein Beispiel von mehreren, die für Pastor Markus Eugster von der Freien Christengemeinde Weißenburg eines belegen: „Auch hier gibt es Obdachlose, denen wir helfen müssen. Wir gehen zu ihnen hin und laden sie ein.“ Im Brothaus sei jeder willkommen. Dem Pastor geht es auch darum, dass Nächstenliebe nicht nur gepredigt, sondern auch im Alltag gelebt wird: „Wir wollen, dass die Stadt durch uns verändert wird.“

Belinda Kaiser glaubt, dass das im Brothaus ganz gut gelingt: „Man bekommt hier ein Essen, aber noch wichtiger ist die Gemeinschaft.“ Das spürt man auch am Tag der offenen Tür. Die Menschen sitzen gemütlich in den neu renovierten Räumen, trinken Kaffee und essen Kuchen und wirken irgendwie glücklich.

Weil Weihnachten vor der Tür steht und der Verein immer Geld gut gebrauchen kann, haben auch Oberbürgermeister Jürgen Schröppel und FDP-Stadtrat Alexander Kohler vorbeigeschaut und ein Geschenk mitgebracht. Der OB brachte einen Scheck in Höhe von 500 Euro mit, die Raiff­eisenbank spendete noch einmal 300 Euro, und Kohler überwies dem Verein 3300 Euro. Den Betrag hatte er anstelle von Geschenken bei seiner Geburtstagsfeier gesammelt. Für Kohler ist das Geld beim Brothaus gut aufgehoben: „Es macht Freude, zu sehen, wenn Menschen, die am Boden lagen, wieder ein geregeltes Leben führen wollen und wenn man sieht, dass sie es auch schaffen.“
 

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