Weißenburger Kulturzentrum wird geschlossen

26.1.2016, 09:20 Uhr
Weißenburger Kulturzentrum wird geschlossen

© Archivfoto: Renner

Wann genau steht Oberbürgermeis-ter Jürgen Schröppel zufolge noch nicht fest. „Wir warten auf die Freigabe für den sogenannten vorgezogenen Maßnahmenbeginn“, sagte er in einem Pressegespräch. Die Stadt sei startklar und könne mit der Sanierung beginnen. 1,5 Millionen Euro wird sie die aufwendige Reparatur der Balkenkonstruktion kosten. 40 bis 50 Prozent Zuschuss wird es aus dem bayerischen Entschädigungsfonds geben. Wie lange das Kulturzentrum gesperrt werden muss, ist noch nicht absehbar. „Wir sind bemüht, das in einem Jahr abzuschließen“, sagte das Stadtoberhaupt. Doch Unwägbarkeiten gebe es bei solch alten Gebäuden und solchen Maßnahmen immer. Das ganze Schadensausmaß würde sich oft erst zeigen, wenn man auch an schlecht zugängliche Stellen komme.

Schützenzeche in der Schranne

Sicher ist, dass die Karmeliterkirche zu manch größerer Veranstaltung, für die sie regelmäßig in der Vergangenheit genutzt wurde, in diesem Jahr nicht zur Verfügung steht, beispielsweise zur Verabschiedung der Mittelschulabsolventen. Gesperrt ist sie auch zur Schützenzeche. „Die wird in diesem Jahr in die Schranne verlegt“, berichtete Schröppel.

Noch keine Ausweichpläne gebe es für die Berufsausbildungsmesse (BAM), die bekanntlich stets im Herbst gleichzeitig in Weißenburg, Treuchtlingen und Gunzenhausen über die Bühne geht. In Weißenburg wurde sei immer auf zwei Standorte (Schranne und Karmeliterkirche) verteilt.

Problematisch wir es auch mit dem Neujahrsempfang 2017. Bis dahin dürften die Sanierungen kaum abgeschlossen sein. Möglicherweise sind sie aber so weit fortgeschritten, dass man den Saal schon wieder nutzen kann, meinte Schröppel. Überlegt habe er auch schon, ob man mit dem Empfang ins Technologie- und Studienzentrum (TSZ) ausweichen könne. Doch das sei alles noch in weiter Ferne.

Aber nicht nur städtische Veranstaltungen sind betroffen. Auch viele Vereine und andere Organisationen können nicht wie gewohnt die Karmeliterkirche nutzen, beispielsweise die Volkshochschule (vhs) oder auch der Sängerkreis, der stets mit einem Frühlings- und einem Weihnachtskonzert dort zu Gast ist. „Als Ausweichquartier steht in erster Linie der Wildbadsaal zur Verfügung“, erklärte der OB. Dieser Saal ist freilich deutlich kleiner. Während bei Reihenbestuhlung im Kulturzentrum 425 Menschen im großen Saal und knapp 100 auf der Empore Platz finden, sind es im Wildbadgebäude gerade einmal 200.

Doch was sein muss, das muss sein. Die Dachreparatur lässt sich nicht mehr aufschieben. Die Schäden sind schon länger bekannt. Das namhafte Ingenieurbüro Mittnacht aus Würzburg, das auch bei der Sanierung der Spitalkirche tätig war, kam in einem Tragwerksgutachten für den Dachstuhl zu dem Ergebnis, dass die erst 1970 instand gesetzte Balkenkonstruktion grundlegend repariert werden muss. Dringend notwendig war schon vor gut fünf Jahren eine Notsicherung. 

Der Komplex des heutigen Kulturzentrums ist in verschiedenen Phasen entstanden, und so sind es auch die einzelnen Dachstühle. Der älteste Teil ist jener über der Sakristei, der 1469 bis 1471 aufgestellt wurde. Von 1470/71 stammt das Gebälk über dem heute nicht genutzten Ostflügel. Der Chorraum wurde 1478/79 überdacht. Und die Konstruktion über dem Seitenschiff des Langhauses stammt aus den Jahren 1552/53.

1473/74 entstand das Dach über dem Langhaus der Kirche, dem heutigen großen Saal des Kulturzentrums. Die Balkenkonstruktion über dem Kirchenraum stand abgesehen von den Eingriffen in der Barockzeit also fast 500 Jahre, bis sie 1970 saniert wurde. Damals wurde ein sogenanntes Sprengwerk eingebaut. Es setzt die Tragfunktion des Dachstuhls außer Kraft, erläuterte Hermann Auernhammer vom Weißenburger Stadtbauamt, als die Untersuchungsergebnisse bekannt gegeben wurden. Das Gebälk lastet seit diesem Umbau nur noch auf einzelnen Punkten auf dem Mauerwerk – und zwar „gewaltig“, wie der Ingenieur schilderte.

Balken verfault

Die Untersuchungen hatten ferner ergeben, dass manche Hölzer verfault sind, besonders im Traufbereich. Der Dachschub drückt die Wände nach außen, weil die Rückverankerung defekt ist. Der in der Barockzeit eingebaute Walm auf der Westseite führt ebenfalls zu Fehlern beim Abtragen der Dachlast. Druck auf die Giebelwand ist die Folge. An manchen Stellen hat sich der Dachstuhl bereits um 20 Zentimeter gesetzt. Auch der Dachstuhl über dem Chorraum weist Schäden auf. Und das Pultdach über dem Seitenschiff ist unterdimensioniert.
Dass die Maßnahme erst jetzt angegangen wird, liegt vor allem daran, dass die Stadt für das Projekt Mittel aus dem bayerischen Entschädigungsfonds haben wollte. Aber der war über Jahre hinweg ausgebucht. Da halfen dann die Notsicherung und das Netz unter der Stuckdecke.

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