Weißenburgs "Haus für Kinder" wächst

23.6.2020, 13:27 Uhr
Weißenburgs

© Foto: Jürgen Leykamm

Wäre dies jetzt erst tatsächlich der Baubeginn gewesen, wäre das noch ambitionierter. Doch immerhin liegt der tatsächliche Baubeginn schon ein wenig zurück und es ist schon einiges passiert. Wegen der Corona-Auflagen war bei der tatsächlichen Grundsteinlegung eine Feier nicht möglich.

"Die Bodenplatte ist betoniert und die Außenwände stehen schon", stellte Ruffertshöfer fest. Die Holzbauweise ist in Sachen Tempo natürlich auch von Vorteil.

161 Kinder sollen hier einmal betreut werden. Ob im Krippen-, im Kindergarten- oder im Hortalter. Mit dieser Kapazität stelle die im Bau befindliche schon "eine der überregional größeren Einrichtungen dar", so der Diakoniechef.

Die Planungen für das Projekt starteten im Jahr 2018. Das Diakonische Werk erhielt seitens der Stadt den Zuschlag, die daraufhin allerdings eine Bedarfserhöhung feststellte. Was das Projekt auf wesentliche breitere Füße stellte. Nun war seitens des Gesetzesgebers eine europaweite Ausschreibung bei der Architektensuche nötig. "Das hat uns noch eine Schleife extra drehen lassen", so der Geschäftsführer, der sich aber sehr zufrieden über das Ergebnis zeigte: Der beauftragte Architekt ist Sebastian Hrycyk aus München, der sowohl mit Bauten in Holzbauweise wie auch mit der Errichtung von Kindertagesstätten bestens vertraut ist.

Fast ein Passivhaus

Ende Juli 2019 wurde der Bauantrag gestellt, am 1. März 2020 erfolgte der Baubeginn. Für die Umsetzung der Maßnahmen hätten "zahlreiche Firmen aus der eigenen Region gewonnen werden können", zeigte sich Ruffertshöfer zufrieden.

Das Gebäude entstehe nun in ökologischer Bauweise und verfüge über eine Hybridwärmepumpenheizung, die auch kühlen könne. Dazu verhelfe die Fotovoltaikanlage auf dem Dach dem Haus zu einem Status "nahe dem Passivhausstandard". Die gesamte Nutzfläche beträgt dabei 1850 Quadratmeter.

Dass all dies nicht ganz billig ist, leuchtet ein. Das Investitionsvolumen beträgt dabei stolze sechseinhalb Millionen Euro. Es fließen aber staatliche Fördergelder in Höhe von 4,25 Millionen Euro. Doch den Restbetrag muss das Diakonische Werk leisten, das auch das Grundstück in das Vorhaben miteingebracht hat.

Es sei aber auch "ein besonderes Projekt, dass mich in meiner Landtagstätigkeit sehr beschäftigt hat", so MdL Wolfgang Hauber (FW). Er hatte in München auf eine Aufstockung des Sonderinvestitionsprogramms zur Kinderbetreuungsfinanzierung gedrängt. Ganz nach dem Geschmack von Landrat Manuel Westphal (CSU), der in der Maßnahme ein Paradebeispiel dafür sah, wie gut "Ideen über Parteigrenzen und politische Ebenen hinweg" umgesetzt werden können.

Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) zeigte sich erfreut darüber, dass mit der Diakonie die Bandbreite an Kindertagesstätten-Betreibern in Weißenburg erweitert wurde. Er verlieh zugleich seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Eröffnung auch "zeitgerecht geschieht – das ist für uns ganz wichtig".

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© Foto: Jürgen Leykamm

In der Zeitkapsel indes landeten die Pläne des Architekten, die aktuelle Ausgabe des Weißenburger Tagblatts, das Bild eines Kindes, ein Säckchen Münzen, Jahresberichte des Diakonischen Werkes und mehr. Pfarrer Uwe Bloch als Diakonie-Vorsitzender bestätigte der neuen Einrichtung, eine mit "besonderer Ausstrahlung für den gesamten Landkreis" zu sein: sowohl bezüglich der Pädagogik wie auch der Architektur. Es sei zudem die erste Kindertagesstätte, die das Diakonische Werk in Weißenburg betreibe.

Und sie hat es in sich, wie Architekt Hrycyk in seinen Worten deutlich machte: Ein geräumiger Innenhof, dort ein- und im öffentlich einsichtigen Bereich zweistöckig, fast vollständig als Holzbau aus Fichte. "Wir konnten sehr spielerisch planen", zeigte sich der Architekt erfreut. "Das hat das Kind in uns wieder freigesetzt", so Hrycyk. Nichtsdestotrotz habe man ein Jahr lang an verschiedenen Varianten gefeilt. Herausgekommen ist ein Konstrukt mit Dachterrasse, Ruheoasen, Freispielfläche und vielen Vorzügen mehr.

Was den Zeitrahmen der Umsetzung anbelangt, sei dies allerdings "eine recht knackige Geschichte". Doch die sei allen Aufwand wert, wie Ruffertshöfer betonte. Denn mit der Umsetzung werde der Quartiergedanke mit Leben erfüllt. Seien doch Tagespflege und Beratungszentrum der Diakonie in direkter Nähe. Auch andere Träger sind im Umfeld zu Hause, weswegen Hrycyk das Areal als "Sozialmeile" bezeichnete.

Das Haus selbst werde nach der Fertigstellung auch einen Begegnungsraum, Therapieräume sowie eine Sporthalle beherbergen. Überhaupt verwirklicht die Diakonie deutlich mehr als das erforderliche Raumsummenprogramm – deshalb bleiben trotz einer 100-Prozent-Förderung noch gewaltige Summen an der Diakonie hängen. Doch das kommt den Kindern zugute. Die Räume sind zudem sehr flexibel gestaltet. Sprich: Je nach Bedarf kann die Zahl der Hort-, Kindergarten- und Krippenkinder angepasst werden. Generell aber gelte: Sich ausleben, sich zurückziehen, sich begegnen – all dies hat in dem neuen Gebäudekomplex seinen Platz.

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