Weißenburgs OB-Kandidat der CSU

6.3.2020, 11:49 Uhr
Weißenburgs OB-Kandidat der CSU

© Foto: Robert Renner

Braucht es eine Stichwahl, immerhin stehen ja drei Kandidaten zur Wahl, darunter ein Amtsinhaber mit zwölfjähriger Erfahrung? Bei dieser Frage zögert der 37-Jährige etwas, sagt dann aber auch entschlossen: "Aktuell rechne ich nicht mit einer Stichwahl."

Es war ebenfalls eine OB-Wahl, die ihn zur CSU geführt hat: 2008, als Bernhard Amend sich für die Christsozialen um den Posten des Weißenburger Oberbürgermeisters bewarb. Ihn wollte er unterstützen. Freilich hatte er zuvor schon Berührungspunkte mit der Partei. Sein Großvater war schließlich Alois Dantonello, jener streitbare und kernige Ramsberger, der lange die christsoziale Kreistagsfraktion geführt hat. Der habe bei ihm "schon Eindruck hinterlassen", sagt Kamm.

Also trat er in die Christlich-Soziale Union ein, aber nicht aus einer Laune heraus, sondern aus Überzeugung. "Ich stehe zu den Werten meiner Partei", unterstreicht er und findet gut, dass "die CSU Verantwortung auf allen Ebenen übernimmt". Schnell wurde er Schatzmeister des Stadtverbandes Weißenburg, Geschäftsführer und stellvertretender Ortsvorsitzender, auch dem Kreisvorstand der Christsozialen gehört er an.

Und jetzt ist er OB-Kandidat. Es sei keine Initiativbewerbung seinerseits gewesen, er sei gefragt worden. "Ich habe aber in gewisser Weise damit gerechnet", sagt er. Schließlich passe er altersmäßig als Kandidat, sei ein beständig mitarbeitendes Mitglied und gebürtiger Weißenburger.

Immer mehr fand er in den vergangenen Wochen Gefallen an der Rolle des OB-Kandidaten. Er gibt sich die volle Wahlkampfdosis: Präsenz in den digitalen Medien, Infostände in der Innenstadt, klassische Wahlveranstaltungen und den Zug von Haustür zu Haustür – ein dicht gedrängtes Programm, um sich bekannt zu machen und um für sich zu werben. Kamm strahlt wieder einmal: "Es macht Spaß."

Die meisten Menschen seien freundlich, wenn er klingle, hörten zu, ließen sich auf ein kurzes Gespräch ein. Manchmal bleibe eine Tür auch verschlossen und manchmal bekenne sich auch jemand unverblümt zur AfD. Doch insgesamt habe er sich die Sache schlimmer vorgestellt, weil er davon ausgegangen sei, dass mehr "persönliche Aspekte reinspielen".

Trotz des intensiven Wahlkampfes soll sein Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr Weißenburg nicht leiden. Kamm ist Vorsitzender des Feuerwehrvereins und Lösch- meister. In seiner Freizeit fährt er auch gerne Ski oder Fahrrad, aber die Feuerwehr ist sein "Haupthobby", sagt er. Deshalb versucht er dort weiterhin Präsenz zu zeigen – bei Übungen und bei Ernstfällen. Am Tag des Gesprächs für dieses Porträt war er morgens bei einem Einsatz, tags zuvor ebenfalls.

Von Beruf ist der 37-Jährige Sparkassen-Fachwirt und Betriebswirt, das Studium dazu hat er nebenberuflich absolviert. Gelernt hat er zuvor Bankkaufmann. Er arbeitet aktuell bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd als Immobilienfinanzierer. Auf die Frage, ob dies der Traumberuf gewesen sei, zögert Kamm, bejaht die Frage nicht und sagt dafür, dass er ihm Spaß mache, weil er Menschen dabei unterstützen könne, sich ein Eigenheim zu schaffen: "Ich bin eine Art Wunscherfüller", freut er sich.

Er hätte auch sagen können: "Nein, mein Traumberuf ist Oberbürgermeister." Doch dies tat er nicht. Während der Berufswahl nach Fachoberschule und Wehrdienst habe er noch nicht an eine politische Laufbahn gedacht. Vor sechs Jahren hatte er zwar schon für den Stadtrat kandidiert, zog aber nicht in das Gremium ein. Bisher hat er also keine unmittelbare kommunalpolitische Erfahrung, lediglich über den Orts- oder Kreisvorstand der CSU. "Ich sehe das tatsächlich nicht als Nachteil", sagt Kamm. So könne er unbedarft Ideen einbringen und könne auch nicht für frühere Entscheidungen verantwortlich gemacht werden. "Ich will die Zukunft angehen. Am 15. März wird die Zukunft gewählt und nicht die vergangenen zwölf Jahre."

Damit spielt er auf Amtsinhaber Jürgen Schröppel an, ohne ihn namentlich zu nennen. Vielmehr spricht er häufig vom "Mitbewerber". Persönliche Angriffe gegen den Sozialdemokraten lehnt er ab, beim Vorstellen seines Wahlprogramms wird inhaltliche Kritik an Schröppel und dessen Amtsführung mitunter aber schon laut. Doch das gehört schließlich zum Wahlkampf.

In den ist er mit Slogans wie "Gemeinsam Weißenburg gestalten" oder "Weißenburg nach vorne bringen" gestartet. Obwohl er ein Kind der Stadt ist, wollte er bewusst nicht das 1984 bei Reinhard Schwirzer erfolgreiche Motto "Ein Weißenburger für Weißenburg" aufleben lassen. Das sei ihm vorgeschlagen worden, erzählt er. Kamm aber findet, dass der Spruch ausgrenzt.

Inhaltlich haben er und sein Wahlkampfteam sich vier Themenblöcke gesetzt: Familie, Mobilität, Bildung und Kultur sowie Wirtschaft und Umwelt. Auf Unternehmer und Investoren gelte es offen zuzugehen. Das heiße "nicht unbedingt, Zugeständnisse zu machen, aber zu begleiten" und beispielsweise klar zu sagen, was man unter einem bestimmten Gutachten für eine Ansiedlung verstehe.

Kommunikation sei das Thema. Als OB sehe er sich "eher als Unternehmer". Er habe Angestellte und er habe Kunden. Der Christsoziale: "Wenn der Kunde nicht bei mir kauft, stimmt etwas nicht." Daher ist ein Rathauschef nach seiner Lesart "das Bindeglied zwischen Verwaltung und Bürger".

Er selbst sieht sich als kompromissbereit, er habe aber auch seine Vorstellungen. "An denen halte ich schon fest", macht er deutlich. Er könne sich tief in Themen einarbeiten und klar seine Ziele verfolgen. Nicht immer aber müsse das Rad neu erfunden werden, oftmals gebe es andernorts schon gute Lösungen, wie den Kita-Planer, den er sich in Neuburg/Donau zeigen ließ.

Erschwerte Bedingungen

Da spielt freilich die eigene Lebenswelt mit rein. Seine Lebensgefährtin Christiane Geidel erwartet in diesen Tagen Zwillinge. Der errechnete Geburtstermin liegt wenige Tage nach der Wahl, trotzdem ist es für das Paar jetzt natürlich jeden Tag spannend. Trotz des Wahlkampfes sei ihr Partner immer für sie da und erreichbar, lobt Geidel. Beide haben die Kandidatur unter diesen erschwerten Bedingungen besprochen und waren sich sicher: "Wir kriegen das hin."

Geidel arbeitet im Bereich Artenschutz beim Landesbund für Vogelschutz in Hilpoltstein und hat, wie sie sagt, ihr "privates Interesse zum Beruf gemacht". Natürlich bringt sie Kamm auch Umweltthemen näher. Sie beschreibt ihren Partner als "bodenständig und zugleich zielstrebig". Er sei "nicht abgehoben oder weltfremd", stehe "mit beiden Beinen im Leben", sei "nicht beratungsresistent" und habe Witz.

Bei so viel Lob kann man ja nur strahlen. Und da ist es dann auch wieder, das gewinnende Lächeln des Tobias Kamm.

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