Wirte in Altmühlfranken klagen über bürokratische Hürden

31.3.2019, 13:07 Uhr
Wirte in Altmühlfranken klagen über bürokratische Hürden

© Jürgen Leykamm

Ines Wieland-Heinz vom Gasthof „Zum Hirschen“ in Muhr am See ist direkt betroffen. Über die Einstiegsqualifizierung (EQ) hat ihre Wirtschaft von der Agentur für Arbeit ei­nen jungen Afghanen vermittelt bekommen, der „sehr nett und sehr fleißig ist“, wie Wieland-Heinz betonte. Doch dieser „Einstieg“ droht zum „Ausstieg“ zu werden. Von behördli­cher Seite sei der Mann mittlerweile in einer Sammelunterkunft in Weißenburg untergebracht worden, obwohl er in Gunzenhausen eine Wohnung bekommen hätte. Ein schon unterschriebener Lehrvertrag infolge der Qualifizierung habe keine Anerkennung gefunden.

Die Wirtin beklagte vor allem ein unseliges Wechselspiel der Behörden: Ob Arbeits- oder Aufenthaltsgenehmigung, „jeder verweist bei seiner Entscheidung auf einen anderen“. So drehe sich das Karussell der Ungewissheit weiter im Kreis. Und dies alles in einer Lage, in der die Gastronomie händeringend nach Mitarbeitern suche: „Wenn man dann einmal jemanden hat, werden einem wieder Steine in den Weg geworfen.“

CSU-Landtagsabgeordneter Manuel Westphal versprach zwar, sich der Sache anzunehmen und kündigte an, dass Bayern „neue Duldungsformen“, die auf Bundesebene kommen sollen, schon vorwegnehmen will, doch insgesamt sieht er die Lösung für die Personalprobleme nicht bei den Flüchtlingen. Denn immerhin gebe es schon einige, die auch arbeiten dürften. Doch statt eine Stelle in der Gastronomie anzunehmen, würden diese „in unseren Arbeitslosenstatistiken“ zu finden sein. Trotz der angespannten Lage bei der Suche nach Mitarbeitern warnte BHG-Geschäftsführer Gerhard Engelmann vor dubiosen Per­sonalvermittlern: „Das ist schnelles Geld, das sie da verlieren“.

Gute Botschaft brachte Westphal von den Haushaltsberatungen in München. Für den Doppelhaushalt seien 30 Millionen Euro für ein Gaststätten-Modernisierungsprogramm vorgesehen. Es locke eine Förderquote von bis zu 40 Prozent. Er sei sich aber sicher, dass „das, was hier veranschlagt ist, schnell aufgebraucht sein wird“ – zumal die Summe auf zwei Jahre aufgeteilt ist. So gelte es bei den ersten Anträgen mit dabei zu sein, riet er den Wirten. Um sie vorzubereiten und sich so einen zeitlichen Vorteil zu verschaffen, könne man sich ja in puncto Anforderungen am bisherigen Förderprogramm orientieren, empfahl der Ab­geordnete, der den Kreisverband auf dem Laufenden halten will, sobald sich neue Details ergäben.

Berta Jäger macht weiter

Als weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt standen Neuwahlen an. An oberster Stelle gab es keine Änderung. Die neue Vorsitzende des Kreisverbandes des Bayerischen Hotel- und Gaststättengewerbes (BHG) heißt wie die bisherige: Berta Jäger vom Jägerhof in Absberg. Doch nach dem Ende dieser Wahlperiode, in drei Jahren, sei dann doch „Zeit für eine Veränderung“, kündigte sie an.

Zur ersten Stellvertreterin wurde Betti Städtler („Brandenburger Hof“, Weißenburg) gewählt. Sie löst damit Nicole Vierheller ab, die der Führungsriege aber als Revisorin weiter angehört. Obendrein fungiert sie nun als Ausbildungsbotschafterin an den Schulen. Bislang war der Landkreis der einzige weit und breit, der auf eine solche Repräsentantin verzichtete.

Eine Wiederwahl erfuhr Alfons Pröls („Schwarzer Bär“, Weißenburg) als zweiter Stellvertreter der Vorsitzenden. Neu in der Runde ist Schriftführer Marcus Wilken, Barbara Weinlich bleibt Kassenführerin. Werner Gloßner und Wolfgang Peszt über­nehmen weiterhin die Aufgabe der Kassenprüfung. Als Beisitzer fungieren Bernhard Heinz und Gerhard Müller.

„Wir wollen“, so Jäger nach der Wahl, „mit Tatkraft unsere Betriebe unterstützen, egal wie viele Hindernisse wir in den Weg geschmissen bekommen – wir stellen uns den Widrigkeiten entgegen.“ Welche das sind, erläuterte BHG-Geschäftsführer Engelmann. Eine überbordende Bürokratie müsse abgebaut und das Arbeitsgesetz flexibler gestaltet werden, die Ausbildungsattraktivität gelte es zu stärken und für eine gerechtere und transparentere Besteuerung der betroffenen Branchen zu sorgen. Hier aber seien Berlin und Brüssel gefragt. Einige ursprünglich geplante Beeinrächtigungen durch den Gesetzgeber habe man abwehren können, so Engelmann.

Er stellte kurz ein neues Kind des Verbandes vor – eine GmbH, die über einen Pool aus Firmen verfügt und so günstige Einkaufsmöglichkeiten garantiere. Was den Tourismus anbelange, sei 2018 schon ein gutes Jahr gewesen. Heuer wolle man aber „noch einen draufsatteln“.

Dieses Bestreben hat natürlich auch Hans-Dieter Niederprüm, Geschäftsführer des Tourismusverbandes „Fränkisches Seenland“. Leider hörten viele kleine Anbieter von Übernachtungsmöglichkeiten auf, bedauert er. „Das kann ich verstehen“, kam es als Kommentar aus dem Publikum. Immerhin konnte Niederprüm feststellen, dass die Vertreter der jungen Generation, die die Betriebe weiterführten, sehr professionell zu Werke gingen.

Niederprüm rief dazu auf, das Online-Buchungssystems des Verbandes zu nutzen. Leider „hinkt hier Gunzenhausen noch hinterher“, eine Info-Veranstaltung habe mangels Interesse so­gar abgesagt werden müssen.

In die Pflicht nahm der Geschäftsführer die Gaststätten bezüglich der Öffnungszeiten. Dass ein Wanderer nach stundenlanger Tour vor verschlossener Türe stehe, sei nicht zumutbar. Er verwies als positives Beispiel auf die Wirte auf dem Jura: „Einer hat immer auf“, sei dort die Devise. Was die Beteiligung an der Broschüre „Gastro-Tipps“ anbelange, zeigte er sich ganz zufrieden. „Es könnten aber auch noch mehr dabei sein“, so Niederprüm, sei das Heft doch „ein Renner auf den Messen“.

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