Wunderbare Bühnenversion von "Tintenherz"

15.6.2016, 12:00 Uhr
Wunderbare Bühnenversion von

© Struller

Man kennt das ja: vorne die Bühne, davor die Stühle – fertig ist das Theater. Die U21-Nachwuchsgruppe der Weißenburger Bühne ist mit der Adaption des Jugendbuchklassikers „Tintenherz“ von Cornelia Funke nun ganz neue Wege gegangen. Das starre Format ist aufgelöst; drei Spielstätten gibt es, die Stuhlreihen sind T-förmig aufgestellt: zwei Reihen mit Stühlen senkrecht zur großen Bühne, eine parallel dazu. Dazwischen ein breiter Gang für die Schauspieler.

Das Publikum ist so stets im Geschehen, hautnah dabei. Ohne die übliche Distanz.
Da ist in der einen Ecke Maggies und Mos Zuhause, in der anderen Ecke die Wohnstube von Tante Elinor. Auf der Hauptbühne die „Unterwelt“, Capricorns Kapitale, auch das „Dorf des Teufels“ genannt. Dazu werden alle Möglichkeiten genutzt, die der Wildbadsaal bietet. Die Balkontüren nach draußen, die Saaltüren nach drinnen. Ständig kann es passieren, dass die Männer des Finsterlings Capricorn auf wilder Hetzjagd hereinstürmen, das Publikum muss auf alles gefasst sein.

Wunderbare Bühnenversion von

© Struller

Ein halbes Jahr hat die U21 unter Leitung von Anja Michel, Antje Wagner und Barbara Swienty geprobt und aus dem 576-Seiten-Buch „Tintenherz“ eine wunderbare Bühnenversion geschaffen. Um das Stück zu straffen und die Geschichte voranzutreiben gibt es zwei Erzähler, Lukas Paschner und Julia Knöll. Und von den Jungschauspielern geht jeder Darsteller in seinem Part auf: ob Haupt- oder Nebenrolle, das ganze Ensemble gibt ein außergewöhnlich professionelles stimmiges Ganzes.

Amelie Dormer als Mos Tochter Meggie, die Gefühle – Angst, Miss­trauen oder Freude – wunderbar in ihrer Mimik ausdrücken kann. Oder die ständig meckernde Tante Elinor, gespielt von Marlene Baranowski, für die Bücher „tintenschwarze Kinder“ sind und die sich plötzlich mit Mos „rotznasiger Tochter“ Meggie rumschlagen muss. Das „Elendsgestell“ Staubfinger, dargestellt von Leo Wollner, eine getriebene Figur, immer von Argwohn gebeutelt.

Und die Bösen: Flachnase (Tom Teufel), der kindlich-naive Sidekick von Basta. Sophie Damerow spielt diesen Basta, in derben Stiefeln und schwarzem Ledermantel, und scheint sich in dieser messerfuchtelnden Rolle augenscheinlich ziemlich wohlzufühlen. Schließlich der Ober-Bösewicht Capricorn: Johanna Tiede hat als Finsterling eigentlich nicht viel Text, aber aus jedem Heben der Augenbraue, jeder kleinen Geste trieft das Teuflische.

Zwei Termine gibt es noch für „Tintenherz“ – Freunde guten Theaters sollten sich das nicht entgehen lassen.

Weitere Aufführungstermine von „Tintenherz“ mit der U21 der Weißenburger Bühne: Samstag 18. Juni, um 19.00 Uhr und Sonntag, 19. Juni, um 15.00 Uhr im Innenhof des Rathauses (bei schlechtem Wetter im Wildbadsaal).
 

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