Zu viele Bäume gefällt: Im Birkenweg sind die Birken weg

10.2.2018, 07:00 Uhr
Zu viele Bäume gefällt: Im Birkenweg sind die Birken weg

© Robert Renner

Am Birkenweg soll für gut drei Millionen Euro als kommunaler Wohnungsbau ein Komplex mit 15 Wohnungen entstehen. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein, weshalb das Baufeld freigeräumt wird. Dazu war auch geplant, ein paar der Bäume in der Grünanlage zu fällen. „Doch es ist leider eine Panne passiert“, sagte OB Schröppel in der jüngsten Bauausschusssitzung.

Es habe eine verwaltungsinterne Kommunikationspanne gegeben. Der Chef der Stadtgärtnerei habe den Auftrag „etwas zu wörtlich genommen und alles plattmachen lassen“. Das sei sehr ärgerlich, aber er könne es nun auch nicht mehr ungeschehen machen, machte Schröppel deutlich und schob nach: „Ich kann mich jetzt nur noch entschuldigen.“

Dem Vernehmen nach soll der verantwortliche Mitarbeiter ein kräftiges Donnerwetter in der Stadtverwaltung erlebt haben, was schon alleine deswegen nicht verwundert, weil in Weißenburg generell ja gerne kritisiert wird, wenn die Stadt Bäume fällt. In diesem Fall kommt aber erschwerend hinzu, dass Anwohner noch die Bebauung der Grünanlage beklagt und um den Erhalt möglichst vieler Bäume gebeten haben. Sie hatten sich sowohl bei der öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans als auch bei einer Infoveranstaltung zu dem Bauvorhaben im Rotkreuzheim gemeldet.

Dort hatte OB Schröppel noch versichert, dass nur jene Bäume beseitigt werden, die im Baufeld stehen. Dies ist auch in den Plänen so vermerkt. Doch gefällt wurden trotzdem alle. „Die Bürger könnten durchaus nun die Idee haben, dass sie an der Nase herumgeführt wurden“, sagte das Stadtoberhaupt, um gleich zu versichern: „Das ist aber keineswegs der Fall. Es war ein Versehen. Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler.“
Um diesen auszumerzen, reagierte die Verwaltung prompt. Bis zur Stadtratssitzung am Donnerstag, 22. Februar, um 17 Uhr im Gotischen Rathaus, soll ein Grünordnungsplan aufgrund der geänderten Situation erarbeitet und in den Bebauungsplan integriert werden. Dafür gab der Bauausschuss einstimmig grünes Licht. Damit wird unter anderem geregelt, dass die gefällten Bäume durch Neupflanzungen ersetzt werden. Der OB: „Da müssen wir dann auch etwas größere nehmen, um die Sache zu kompensieren.“

Zur Kenntnis genommen

Eine Grünplanung war bei der Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange übrigens auch vom Bund Naturschutz (BN) angemahnt worden. In der Beschlussvorlage für den Stadtrat heißt es dazu, dass „bereits Festsetzungen hinsichtlich zu erhaltender und zu pflanzender Bäume getroffen“ worden seien. Das mit dem Erhalten hat sich allerdings zwischenzeitlich erledigt. Die Schilderung und die Entschuldigung des OB wurde in der Bauausschusssitzung ohne weitere Diskussion zur Kenntnis genommen. Lediglich Heinz Gruber (Freie Wähler) merkte augenzwinkernd an, dass „in erster Linie Birken“ nachgepflanzt werden müssten, „ sonst stimmt der Name des Weges nicht mehr“.

Ungeachtet der Fällaktion war das Projekt sowieso Thema der Bauausschusssitzung. Der Planungsstand so­wie die aktuelle Kostenberechnung wurden vorgestellt. Die beiden Flachdachgebäude werden in Ziegelbauweise errichtet und erhalten Kunststofffenster. In den Wohnungen werden PVC-Böden verlegt, die Wände werden verputzt und gestrichen sowie die Bäder und WC-Räume gefliest. Auch die Flure und Treppen erhalten Fliesenböden.

Geheizt wird über ein Gas-Block­heizkraftwerk und einen Gasspitzenlastkessel sowie Fußbodenheizung. Die Gebäude erhalten einen Aufzug. Zwölf Wohnungen werden „behindertengerecht, drei Wohnungen rollstuhlgerecht“ ausgestattet, heißt es in den Sitzungsunterlagen. Alle Wohnungen werden über einen Balkon oder eine Terrasse verfügen.

Im Außenbereich wird auf der Ostseite des Grundstücks ein Unterstellplatz für Mülleimer, Fahrräder und eine Kehrmaschine geschaffen. Die Außenanlagen werden komplett überarbeitet. 26 Autostellplätze werden letztlich zur Verfügung stehen.

Geringer finanzieller Eigenanteil

Finanziert wird der Bau über das kommunale Wohnraumförderprogramm. Für den Bau gibt es 30 Prozent Zuschuss. 60 Prozent werden über ein zinsgünstiges Darlehen der BayernLabo, dem Förderinstitut der Baye­rischen Landesbank finanziert. Nur zehn Prozent beträgt der Eigenanteil der Stadt. „Mit einem Barmittelanteil von 300 000 Euro im Laufe der nächs­ten 30 Jahre erwirbt die Stadt ein Wohngebäude mit 15 Wohneinheiten, dessen Verkehrswert dann in jedem Fall höher ist. Durch einen kontinuierlichen Bauunterhalt können so nachhaltige Vermögenswerte geschaffen werden“, erläutern die Sitzungsunterlagen.

Nach den bisherigen Planungen waren in den Haushalt 2,9 Millionen Euro für das Vorhaben eingestellt. Nach den aktuellen Plänen sind nun 3,15 Millionen Euro nötig. Während die Baukosten gestiegen sind, werden die Baunebenkosten nun niedriger angesetzt. Dies lobte Bernhard Amend ausdrücklich. Wenn die Stadtverwaltung selbst viel in diesem Bereich mache, sei das eben möglich. Der CSU-Stadt­rat: „Da verkraftet man die Steigerung der Baukosten, die nicht unerheblich sind, doch deutlich besser.“

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