Die eigene Heizung ist passé

26.8.2010, 08:44 Uhr
Die eigene Heizung ist passé

© Steiner

Anfänglich musste Alesheims Bürgermeister Manfred Schuster einige Überzeugungsarbeit für das Nahwärmenetz leisten, an das auch sein Haus angeschlossen ist. „Das ist etwas ungewohnt, keine eigene Heizung mehr im Haus zu haben.“ Diese steht zentral am Ortsrand Richtung Kattenhochstatt in Form von zwei Biogas­anlagen von Martin Goppelt und der Familie Wieser. Dort wird mit Biogas nicht nur Strom erzeugt, sondern auch jede Menge Wärme. Verpufften die rund 400 Kilowatt bisher ungenutzt, werden künftig zwei Drittel Trommetsheims damit beheizt.

Seit November 2009 wurden dazu 3200 Meter Hauptleitung und 1700 Meter Hausanschluss-Rohre verlegt. Diese Arbeiten hat Schuster gleich doppelt nutzen können. Zum einen entstand im Zuge der Dorferneuerung in Trommetsheim der lang ersehnte Gehweg am Ortsausgang Richtung Weißenburg, zum anderen konnte hierbei ein Glasfaserkabel mitverlegt werden. Über das können die Trommetsheimer sowie die Bürger in Alesheim und Lengenfeld bald auch auf schnelles Internet zurückgreifen. Zu­dem dient die Breitbandverbindung auch zur Steuerung des Wärmenetzes. Geplant wurde Letzteres vom Hilpoltsteiner Büro „Böckler & Heinloth“, den Zuschlag für die Bauarbeiten hatte die Firma Grillenberger aus ­Degersheim erhalten.

Versorgung ist gesichert

Damit die Trommetsheimer bei ei­nem etwaigen Ausfall der Biogasanlage nicht im Kalten sitzen, wurden ein Blockheizkraftwerk und ein großer Pufferspeicher gebaut. „Die Versorgungssicherheit ist auf jeden Fall gegeben“, sagt Schuster. Und ebenso die Unabhängigkeit von den Öl- oder Gaskonzernen. Denn das Blockheizkraftwerk wird mit Hackschnitzeln aus den heimischen Wäldern befeuert. So bleibt die komplette Wertschöpfung vor Ort, freut sich Schuster. Das Geld für rund 90.000 Liter Heizöl, das in den 64 Anwesen bislang pro Jahr verfeuert wurde, wäre in andere Taschen geflossen, so aber können sich Landwirte vor Ort eine neue Existenz aufbauen.

Die Gemeinde betätigt sich als Wärmehändler und muss das Netz als kommunale Einrichtung kostende­ckend betreiben – vergleichbar mit dem Abwasser- und
Trinkwasserbereich. Die Kommune nimmt den Betreibern der Biogasanlage zu langfristig festgelegten Konditionen die Wärme ab und veräußert diese weiter an die Abnehmer. Pro Kilowattstunde Heizenergie werden 4,4 Cent fällig, als einmaligen Baukostenzuschuss musste jeder Teilnehmer 3000 Euro (beides jeweils plus Mehrwertsteuer) berappen.

Die Kosten blieben für den einzelnen Abnehmer bezahlbar, da die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) über ihr Programm „Erneuerbare Energien“ (271) rund 526.000 Euro Zuschuss für die Gesamtkosten von rund einer Million Euro zugesagt hat.

Schuster verweist angesichts der ­relativ geringen Kosten für den einzelnen Haushalt auch auf die weiteren Vorteile. Zum einen werde keine eigene Heizanlage mehr benötigt, zum anderen entfallen auch Kaminkehrergebühren oder Immissionsmessungen. Da das Nahwärmenetz auf mindestens 20 Jahre Lebensdauer ausgelegt ist, wird es so schnell keine Folgekosten geben. „Wahrscheinlich hält das Wärmenetz sogar deutlich länger“, gibt sich Schuster optimistisch.

Für den Bürgermeister leistet Alesheim damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, denn genutzt werden nur nachwachsende Rohstoffe und keine fossilen Energieträger. Zusammen mit den Fotovoltaikanlagen, den vorhandenen Biogas-Reaktoren und dem Wärmenetz ist Schuster überzeugt, dass in der Gemeinde mittlerweile ein Großteil der benötigten Energie vor Ort erzeugt und zumindest in Trommetsheim auch genutzt wird. Schuster: „Vielleicht ist unsere Energiebilanz auch schon positiv.“