Oechsler meldet wieder Rekordumsatz
5.11.2010, 21:07 UhrDamals war die Krise als Grund für die geplante Massenentlassung angegeben worden. Das Weißenburger Werk des Konzerns mit Sitz in Ansbach ist besonders stark von der Automobilindustrie abhängig und litt deshalb stärker unter der Krise als andere Oechsler-Standorte. Nun ist aber Schluss mit dem Krisenkater, es darf wieder gefeiert werden. Der Konzern vermeldet ein Umsatzplus von 30 Prozent im laufenden Jahr und damit einen neuen Rekordumsatz von 150 Millionen Euro. Allein 130 Millionen Euro werden in den deutschen Standorten in Ansbach, Weißenburg und Coburg erwirtschaftet.
„In weniger als einem Jahr haben wir es geschafft, aus einer verlustreichen Marktsituation gestärkt und mit neuen Perspektiven hervorzugehen“, freut sich der Oechsler-Vorstand Dr. Claudius Kozlik. Es sei mit umfangreichen und teilweise unkonventionellen Sparmaßnahmen wie Kurzarbeit, bedingtem Verzicht auf die Jahresabschlusszahlung 2009 sowie mit einer ausgeprägten Investitionszurückhaltung gelungen, den krisenbedingten Auftragsrückgang zu kompensieren.
In der Krise war Kozlik die treibende Kraft, als es um die Entlassung eines großen Teils der Weißenburger Belegschaft ging. Das aber ist Geschichte. „Jetzt sollen auch die Beschäftigten vom Aufschwung profitieren“, heißt es in der Pressemitteilung. Oechsler wird bereits in diesem Monat eine Jahresabschlusszahlung an die Belegschaft leisten, die eigentlich erst im Mai 2011 fällig wäre. Die Zahlung beläuft sich auf drei Millionen Euro.
Dank für die Loyalität
Aufgrund der Umsatzeinbußen war für jene Zahlung im Sommer 2009 ein bedingter Verzicht mit den Beschäftigten an den deutschen Standorten vereinbart worden. „Der Gesamtvorstand dankt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Loyalität und Flexibilität, die einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet haben, dass die Oechsler AG die Krise besser bewältigen konnte als viele Wettbewerber“, teilte das Unternehmen mit. „Als modernes Familienunternehmen mit langer, guter Tradition wissen wir, dass Erfolg nur mit engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesichert werden kann und wissen den Einsatz unseres Teams sehr zu schätzen“, wird zudem Kozlik in dem Schreiben zitiert.
Das allerdings dürfte manchem Mitarbeiter am Weißenburger Standort zynisch vorkommen. Immerhin hatte der Oechsler-Vorstand mit allen Mitteln versucht, einen Teil dieser Mitarbeiter aus dem Betrieb zu bekommen, und setzte dabei auch den Betriebsrat stark unter Druck. Mit dem dürfte er demnächst allerdings keine Probleme haben. Anstatt von Personalabbau ist im Moment von Wachstumsperspektiven an allen Standorten und Investitionen die Rede.
Im laufenden Jahr seien bereits fünf Millionen Euro für neue Projekte in die Hand genommen worden. In Weißenburg habe sich der Aufschwung schon bemerkbar gemacht. Die Zahl der Mitarbeiter ist im Vergleich zum vergangenen Jahr um sechs auf nun 217 erhöht worden, heißt es in der Pressemitteilung. Am Firmensitz in Ansbach schuf man 41 neue Arbeitsplätze und erhöhte die Belegschaft damit auf 875 Mitarbeiter. Insgesamt beschäftigt die Oechsler-Gruppe derzeit 1 600 Menschen. Hiervon befinden sich 1 100 im Inland.
Die Oechsler AG gehört damit im Bereich der produzierenden Industrie zu den zehn größten Arbeitgebern in Mittelfranken, heißt es in dem Schreiben. Die 1864 von Matthias Oechsler gegründete und bis heute in Ansbach ansässige Oechsler AG ist ein führendes Unternehmen der Kunststofftechnik und beliefert weltweit Kunden in den Branchen Automobil-, Medizin-, Kommunikations- und Industrietechnik. Neben der Fertigung von Präzisions-Kunststoffteilen und Baugruppen bietet sie auch Leistungen in Produktentwicklung, Prototyping, Produktmanagement sowie im hoch spezialisierten Werkzeugbau. Zu den Kunden der Gesellschaft gehören internationale Industrie- und Pharmakonzerne sowie führende Automobilzulieferer.