Weniger Zuzüge: Corona lässt Bayern langsamer wachsen

21.3.2021, 06:04 Uhr
Weniger Zuzüge: Corona lässt Bayern langsamer wachsen

© Günter Distler

So war die Sogwirkung der Metropolregion München 2020 nicht ganz so stark wie in den vorangegangenen Jahren, aber den Zuzug und die weiter steigenden Immobilienpreise und Mieten hat das Virus nicht gestoppt. Nach den im Februar veröffentlichten Daten des Immobilienverbands Deutschland (IVD) Süd sind Häuser und Wohnungen von Frühjahr bis Herbst 2020 ein weiteres Mal beträchtlich teurer geworden.

Der Markt in der Landeshauptstadt und in den umliegenden Landkreisen zeige sich von der Pandemie weiterhin relativ unbeeindruckt, konstatiert Professor Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. "Beim Zuzug gibt es nur eine kurze Atempause, aber der Beginn eines nachhaltigen Trends ist das nicht", glaubt Kippes. Die Nachfrage nach Wohnraum und somit auch die Mieten würden nicht nur in München, sondern auch in den Nachbarkommunen nach wie vor steigen.


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Laut einer aktuellen Einschätzung des regionalen Planungsverbandes dürfte die aktuelle Einwohnerzahl von Bayerns mit Abstand größter Stadt wie schon 2020 bei 1,48 Millionen liegen. Im Jahr zuvor war sie noch um 19.000 gestiegen, und zwischen 2009 und 2019 war der Großraum München um satte 273.000 Menschen gewachsen.

Erschwerte Einreise zeigt Wirkung

Die Pandemie hat nun aber zu einem deutlichen Rückgang der Zuzüge geführt. Unter anderem die erschwerte Einreise wegen der Corona-Bestimmungen zeigt Wirkung, und so weisen die neuesten Zahlen des Landesamtes für Statistik zum Beispiel für den April 2020 jeweils knapp 7000 Zuzüge aus dem Ausland und aus den anderen Bundesländern aus. Vier Jahre zuvor waren im gleichen Zeitraum etwa 25.000 Menschen aus dem Ausland und etwa 10.000 Menschen aus anderen Bundesländern in den Freistaat gezogen.

Stellt man diesen Zahlen die Wegzüge gegenüber, haben sich die Wanderungsgewinne für Bayern auf einen Bruchteil der Vorjahreszahlen reduziert. 2019 hatten die Wanderungsbewegungen noch ein bayernweites Plus von 58.000 Einwohnern ergeben, wenn man Zu- und Wegzüge miteinander verrechnet. Nachdem die Pandemie den Freistaat erreicht hatte, sanken diese Zahlen um mehr als 50 Prozent.


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Das sorgte zum Beispiel dafür, dass sich die Bevölkerungszahl Nürnbergs im Corona-Jahr 2020 sogar ganz leicht reduziert hat. Laut den jüngsten Zahlen des örtlichen Amts für Stadtforschung und Statistik lebten zum 31. Dezember 2020 532.331 Menschen mit Hauptwohnsitz in der fränkischen Großstadt, das sind 3555 Personen beziehungsweise 0,7 Prozent weniger als 2019.

Eine gewisse Tendenz zur Stadtflucht

In der Nachbarstadt Fürth, die vor der Corona-Krise oft um mehr als 1000 Einwohner innerhalb eines Jahres gewachsen war, ein ähnliches Bild. Ende 2019 waren laut dem Landesamt für Statistik (LfStat) 128.500 Bürger in der Kleeblattstadt gemeldet, im November 2020 – der derzeit aktuellsten verfügbaren Zahl in der Bevölkerungsstatistik – waren es 128.400 Einwohner, also 100 weniger. Der umliegende Landkreis Fürth wiederum verzeichnete auch im vergangenen Jahr leichte Zuwächse bei der Bevölkerung und lag im November 2020 bei 118.500 Einwohnern – 2500 mehr als noch Ende 2016.

In welchem Umfang eine Corona-bedingte Übersterblichkeit die bayernweiten Bevölkerungszahlen beeinflusst, kann angesichts der noch zu dünnen Datenlage nicht seriös beantwortet werden. Eine gewisse Tendenz zur Stadtflucht jedoch lässt sich aus den LfStat-Zahlen mittlerweile herauslesen. Zum Beispiel wenn man sich die Daten für die Stadt Erlangen und deren Umland ansieht. So stagnierte Erlangens Einwohnerzahl im Jahr 2020 bei 112.500, während der Landkreis Erlangen-Höchstadt auch während der Pandemie leichte Zuwächse verzeichnen konnte und nun 138.100 Einwohner hat – 3500 mehr als noch Ende 2016.

Rückgänge in Oberfranken

In manchen strukturschwachen Regionen wiederum, zum Beispiel im nördlichen Oberfranken, verliert allerdings auch der ländliche Raum Einwohner. Diese Entwicklung ist nichts Neues, sie wurde durch Corona nur ein wenig beschleunigt. Für den Landkreis Kronach etwa hatte das Landesamt für Statistik in seiner regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung bis 2028 einen Bevölkerungsrückgang von 11,8 Prozent errechnet. Von Ende 2016 bis November 2020 reduzierte sich die Einwohnerzahl dieses Landstrichs an der Grenze zu Thüringen von 67.600 auf 66.400, die des Nachbarkreises Hof von 95.900 auf 94.500.

Die Gesamtbevölkerung in Bayern dagegen wuchs auch im Corona-Jahr: von Ende 2019 bis einschließlich November 2020 um immerhin 23.000 Menschen auf nunmehr 13,148 Millionen Einwohner. Mittelfranken verzeichnete in diesem Zeitraum ein Plus von etwa 1600 auf 1.776.800 Einwohner, die Oberpfalz wuchs um circa 700 auf aktuell 1.113.800 Menschen und Oberfranken immerhin um 300 auf 1.062.700 Einwohner zum Stichtag 30. November 2020.

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