Regen, Tau und Wind als Faktoren

Wie hoch ist die Gefahr genau? So berechnen die Experten den Waldbrandgefahrenindex für Franken

17.8.2022, 10:40 Uhr
Ein kleiner Funken und der ganze Wald steht in Flammen. Der trockene, heiße Sommer ist im wahrsten Sinne brandgefährlich.

© --/Wiesbaden112.de/dpa/Archivbild Ein kleiner Funken und der ganze Wald steht in Flammen. Der trockene, heiße Sommer ist im wahrsten Sinne brandgefährlich.

Bayern leuchtet rot am Mittwoch, 17. August. In Franken sogar zum Teil dunkelrot. In Zahlen bedeutet das: Die Waldbrandgefahr hat Stufe 4 bis 5 erreicht. Brisanter kann die Situation also nicht sein. In den vergangenen Tagen herrschte im Freistaat zuletzt in weiten Teilen wieder hohe Waldbrandgefahr

Wenn sich die Karte von gelb über rot nach dunkelrot verfärbt, steigen mancherorts Luftbeobachter in Flugzeuge, und Behörden warnen eindringlich vor weggeschnipsten Zigarettenstummeln. Doch wie wird der Waldbrandindex eigentlich erstellt? Und warum sinkt die Gefahr manchmal, obwohl bei anhaltend hohen Temperaturen kein einziger Tropfen vom Himmel fällt?

"Da sind mehrere meteorologische Variablen involviert: Der Niederschlag natürlich, aber auch Temperatur, Luftfeuchte, kurz- und langwellige Strahlung der Atmosphäre sowie Wind spielen eine Rolle", erklärt Wolfgang Kurtz vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Aus diesen Variablen leiten die Experten die Verbrennungsenergie und Entzündlichkeit der Streu ab, also des auf dem Waldboden liegenden Materials aus Blättern und Ästen, sowie die Laufgeschwindigkeit eines potenziellen Feuers.

"Es wird nicht nur betrachtet, wie viel brennbares Material es gibt, sondern auch, wie schnell sich ein Feuer verbreiten würde", schildert Kurtz. Wenn eine weggeworfene Zigarette einen trockenen Wald in Flammen setze oder ein heißer Automotor hohes Gras entzünde, "macht das schon einen Unterschied, ob man starke Winde hat, die das nochmal anfachen und weiter verbreiten".

In Deutschland verlassen sich die Behörden dabei auf die Einschätzungen des Deutschen Wetterdienstes. Der Waldbrandgefahrenindex wird auf der Basis des kanadischen "fire weather index" zentral von der agrarmeteorologischen Abteilung in der Zentrale in Offenbach erstellt. Bei akuter Waldbrandgefahr im Freistaat veranlasst zudem die Dienststelle in Weihenstephan entsprechende Rundfunkdurchsagen.

Hochsaison zwischen März und Oktober

In der Regel zwischen März und Oktober veröffentlichen die Experten auf Basis ihrer Stationsdaten täglich für alle Regionen Deutschlands eine von fünf Waldbrandgefahrenstufen - samt viertägiger Vorhersage. "Basis ist eine Gleichung, die die Feuerintensität beschreibt, also das Produkt aus Verbrennungswärme, der brennbaren Biomasse und der Laufgeschwindigkeit des Feuers. Die wiederum hängt von der Windgeschwindigkeit, der Streufeuchte und der Bodenfeuchte ab", erläutert DWD-Experte Kurtz. So könnten Regen, aber auch Tau den Boden befeuchten. Streu sei selbst bei hohen Temperaturen nicht mehr entzündbar, wenn sie zu über 35 Prozent feucht sei. "Das kann auch erreicht werden, wenn es von der Luft wieder befeuchtet wird."

Das ist auch einer der Gründe, warum die Waldbrandgefahr trotz anhaltend hoher Temperaturen immer wieder mal sinkt, obwohl es keinen einzigen Tropfen regnet. In den meisten Fällen liegt dies aber an einer Änderung der Wetterlage, wenn beispielsweise kühlere und damit feuchtere Luftmassen zuströmen oder sich die Windgeschwindigkeit ändert.

Auch der Graslandfeuerindex spielt eine wichtige Rolle

Neben dem Waldbrandgefahrenindex, der auf Basis eines modellartigen Nadel-, Laub- und Mischwalds berechnet wird, veröffentlicht der DWD auch den Graslandfeuerindex. "Beim Graslandfeuerindex wird ausgedörrtes Gras zugrunde gelegt, also nicht die Wiese, die noch blüht, sondern schon vergilbtes Gras wie Heuschnitt, das sehr brennbar ist", beschreibt Kurtz den Unterschied.

Maßgeblich für die offizielle Warnung aber ist und bleibt der Waldbrandindex. Der ist aus nahe liegenden Gründen vor allem im Sommer, speziell im August, oft sehr hoch, wenn die Natur schon länger mit wenig Niederschlag zu kämpfen hat. Aber auch im Frühjahr, vor allem im April, veröffentlicht der DWD häufig Warnungen, weil die Streu vom Winter zwar noch herumliegt, aber der Aufwuchs durch die Vegetation noch nicht so vorhanden ist wie später im Frühjahr.

Entwarnung gibt der DWD allerdings für den Rest der Woche. Sollte es wirklich länger regnen ab Donnerstag, 18. August, sinkt der Gefahrendindex erheblich. Bereits für den Freitag, 19. August; prognostiziert der Wetterdienst nur noch Warnstufe 1 für ganz Bayern.

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