Wollten Prüfer nicht sehen, was bei der GfE passierte?

12.11.2012, 07:00 Uhr
Wollten Prüfer nicht sehen,  was bei der GfE passierte?

© Roland Fengler

Zwei hochrangige Vertreter der beiden Prüforganisationen hatte das Landgericht Nürnberg-Fürth als Zeugen geladen. Denn sowohl die Prager Außenstelle des Münchner TÜV Süd als auch die Stuttgarter Dekra-Zentrale hatten ein von der GfE als extrem sparsam angepriesenes BHKW auf den tatsächlichen Pflanzenölverbrauch untersucht.

Vom TÜV Süd waren nicht die beiden Gutachter, sondern nur deren Chef Jiri S. nach Nürnberg gereist. Insgesamt drei Mal waren dessen „Untergebene“ im Spätsommer 2010 in der GfE-Produktion gewesen. Dort hatten sie „kein Gutachten erstellt, sondern nur den Verbrauch des Dieselmotors gemessen, der den Generator betreibt“, wie der Mann auf Nachfrage beteuerte. Für die GfE-Verantwortlichen hatte jedoch das Vier-Seiten-Papier diese Bedeutung – ein Gutachten einer weltbekannten Prüforganisation, das bestätigte: Das GfE-BHKW produziert aus 105,1 Gramm Rapsöl eine Kilowattstunde Strom.

Doch TÜV-Süd-Papiere, die im Kundenauftrag erstellt werden, sind mit größter Vorsicht zu genießen. Denn nach Aussage des Mannes war das Einzige, was darin wirklich von den Gutachtern stammte, der gemessene Verbrauch an Wasser-Pflanzenöl-Gemisch. Alle anderen Werte und Daten hätten „meine Untergebenen vom Kunden übernommen.“ Weil Jiri S. nichts zum tatsächlichen Testverlauf sagen konnte, wurden nun doch seine beiden Mitarbeiter für Ende November als Zeugen geladen. Mit Thomas B. von Dekra Stuttgart war dagegen gleich der Gutachter nach Nürnberg gekommen. Glaubt man dem Technischen Leiter Umweltschutz, gab es an „konkreten Messungen von der Dekra: eigentlich gar nichts. Ich habe nur Strom-Werte aufgenommen, die auf Anzeigen abgebildet waren. Und ich habe die Kraftstoff-Volumina in einer kleinen, offenen Wanne mit einem Zollstock abgelesen.“ Weiter gab er an: „Aus den relativ hoch abgelesenen Daten habe ich eine Abschätzung gemacht.“ In der gleichen Nacht schrieb er ein Protokoll, das dem BHKW einen Stromwirkungsgrad von bis zu 91 Prozent schriftlich bescheinigte.

Schreiben war keine Bestätigung, sondern nur Protokoll

Wieso das Schreiben laut Thomas B. aber nun „keine Bestätigung des Wirkungsgrades, sondern ein vereinbartes Protokoll“ gewesen sein soll, konnte er vor Gericht nicht schlüssig erklären. Und auch nicht, warum er „obwohl das Ergebnis Ihrem technischen Weltbild widerspricht“ – wie der Vorsitzende Richter formulierte – nicht den Auftrag zurückgab.



Denn die GfE nutzte das Papier prompt: „Wir bekamen eine Presseerklärung, wo drinstand, dass wir ein Gutachten erstellt hätten“, so B.. „Wir haben die GfE aufgefordert, zu unterlassen, das Protokoll als Gutachten darzustellen.“ In einer Mail vom Oktober 2010 liest sich das aber völlig anders. „Jegliche Bekanntgabe bereits vorliegender Werte sowie weiterer Auskünfte verbleibt alleine der GfE“ schrieb Dekra-Umweltschützer B. damals zur Verwendung der Ergebnisse. Was die BHKW-Firma denn auch intensiv machte. Viele GfE-Kunden glaubten an die TÜV-Süd- und Dekra-Papiere und kauften eilig BHKW. Kurz darauf war die GfE-Gruppe pleite.

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