Wurststreit um fränkisches Traditionsfest: Fleisch komplett abserviert - "Wo soll das aufhören?"

WÜRZBURG - Der Würzburger Hafensommer hat Tradition. Jahr für Jahr zieht das Festival mehr als 10.000 Besucher in die unterfränkische Stadt. In diesem Jahr spitzt sich aber ein Streit um die Wurst zu, der jetzt auch die Kommunalpolitik erfasst.

In diesem Jahr kommt mit den Sportfreunden Stiller ein echter Hochkaräter zum Würzburger Hafenfest. Und auch sonst kann sich das Programm eigentlich sehen lassen, nur: Darüber spricht 2023 kaum jemand. Stattdessen debattiert eine ganze Stadt heftig über die Wurst. Oder vielmehr: Fleisch und Fisch. Denn das soll es bei der diesjährigen Auflage des Festivals nicht geben. Wirklich überraschend ist das eigentlich nicht, schon im letzten Jahr verbannten die Veranstalter Wurst und Steaks, nur Fisch gab es noch. Die Gemüter kochen nun aber hoch.

Eröffnet hat das Feuer ein CSU-Mann. "Ich bin für Freiheit. Jeder Mensch soll selbst entscheiden, wie er sich ernährt. Man soll beraten und Angebote schaffen. Aber man sollte die Leute nicht zwingen", sagte der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth dem "Bayerischen Rundfunk". Der Lokalpolitiker spricht von Bevormundung. "Wo hört das Ganze auf, machen wir dann in der Rathauskantine weiter? Was ist mit den Volksfesten?"

Veranstalter begründet Fleischverzicht mit Nachfragesituation

Der Streit um die Identitätspolitik tobt. Die Grünen etwa werfen der CSU ein Wahlkampfmanöver vor. Die Stadt Würzburg, die auch Veranstalter ist, hält die Aufregung ebenso für übertrieben. Dass man Fisch aus dem Angebot streiche, hänge schlichtweg mit der Nachfrage zusammen. Unter den gut 10.000 Besuchern seien vegetarische Gerichte mit Abstand am gefragtesten gewesen. Außerdem soll die Veranstaltung bis 2030 klimaneutral werden - und das geht eben ohne Fleisch deutlich schneller.

Die Grünen betonen, das Hafenfest nehme lediglich die Trends der Gesellschaft auf. Zur Wahrheit gehört aber auch: Ganz kritiklos verlief der Fleischverzicht 2022 schon nicht - damals verbannten die Veranstalter beispielsweise die klassische Bratwurst. Dementsprechend war die Nachfrage danach dann eben auch, nicht-vegetarische Gerichte gab es mit der Ausnahme von Fisch einfach nicht.