Zeitplan für das Fürther Stadion ist in Gefahr

18.9.2012, 13:16 Uhr
Dieses Gelände ist für den Stadionneubau vorgesehen. Wo die Kleeblätter bald spielen sollen, wohnen aber heute noch Kiebitze.

© Sportfoto Zink / WoZi Dieses Gelände ist für den Stadionneubau vorgesehen. Wo die Kleeblätter bald spielen sollen, wohnen aber heute noch Kiebitze.

Nicht nur deshalb werden Zweifel laut, ob die neue Spielstätte der Spielvereinigung tatsächlich schon 2014 bezogen werden kann. Sechs bis sieben Flussregenpfeiferbrutpaare, etwa genauso viele Kiebitze und Feldlerchen. Alles in allem knapp 40 Vögel stehen einem 35-Millionen-Euro-Projekt im Wege. Noch jedenfalls.

Die Kaufverträge für das Grundstück sind fast unterschriftsreif, die Spielvereinigung arbeitet mit Hochdruck an den Vorgaben für die Ausschreibung des Bauvorhabens, aber bevor das Stadionprojekt richtig Fahrt aufnimmt, muss geklärt werden, wohin die Vögel umziehen können und: wer dafür bezahlt.

Im Juni hatte Oberbürgermeister Thomas Jung die voraussichtlichen Kosten für die Bereitstellung neuer Brutgebiete noch im „unteren fünfstelligen Bereich“ angesiedelt. Jetzt fällt seine Schätzung etwas großzügiger aus. „Zwischen 50000 und 500000 Euro“, so Jung, sei alles möglich.



Das letzte Wort in dieser Angelegenheit hat die Regierung von Mittelfranken. Sie muss das Gutachten der Bayreuther Firma Opus bewerten und deren Lösungsvorschläge mit ähnlichen Verfahren abgleichen. Stadioninvestor Thomas Sommer drückt es so aus: „Das muss unanfechtbar sein, sonst landen wir irgendwann vor einem EU-Gericht in Brüssel.“

Bei den Ausgleichsflächen geht es nicht nur um die reine Größe — momentan ist von drei Hektar die Rede —, sondern auch um deren Beschaffenheit. „Bodenbrüter“, erläutert Opus-Chef Franz Moder, „mögen es zum Beispiel überhaupt nicht, wenn da überall Bäume rumstehen.“ Laut OB Jung hat die Stadt bereits Grundstücke im Fürther Norden, am Rande des Knoblauchslandes, ins Auge gefasst. Doch selbst wenn die Regierung dieser Lösung zustimmt, muss sich immer noch jemand finden, der die Kosten übernimmt.

„Nicht realistisch“

Nach Aussage von Sommer will Grundstückseigner Herbert Mederer, Chef des Fruchtgummi-Herstellers Trolli, der gestern krankheitsbedingt nicht erreichbar war, 50000 Euro in den Hut werfen. Damit dürfte es aber nicht getan sein. Er selbst sehe sich diesbezüglich nicht in der Pflicht, sagt Sommer. Die Stadt fühlt sich auch nicht zuständig, und die SpVgg hält sich noch bedeckt. Will heißen: Je teurer der Vogel-Umzug wird, desto mehr Zeit könnte der Fußball-Bundesligist bei der Planung seines neuen Stadions verlieren.

Zeitplan für das Fürther Stadion ist in Gefahr

© Winckler



Thomas Jung sagt, er habe von Anfang an Zweifel am Zeitplan gehabt. „2014 haben Sie von mir nie gehört.“ Gemessen an der Dauer von öffentlichen Bauprojekten sei es „eigentlich nicht realistisch“, in zwei Jahren ein neues Fußballstadion zu errichten. Investor Sommer sagt: „Wenn wir es relaxt angehen, dann kann es schon Ende 2014, Anfang 2015 werden.“ Doch von der Finanzierung her gebe es auch bei einer solchen Verzögerung „kein Problem“.

SpVgg-Geschäftsführer Holger Schwiewagner gibt sich ebenfalls gelassen. „Nach dem Umbau des Ronhofs haben wir die Gewissheit, auch am Laubenweg für die erste Liga gerüstet zu sein.“ Er habe 2014 noch nicht aus den Augen verloren, werde die Stadionplanung aber nicht zulasten der Qualität „übers Knie brechen“.

Dass der Neubau an der Johann-Zumpe-Straße notwendig sei, obwohl der Ronhof mit dem Umbau deutlich attraktiver geworden ist, betont Schwiewagner ausdrücklich. „Das sieht schön aus, aber letztlich ist das nur Kosmetik, die Substanz des alten Stadions wird einfach nicht besser.“

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