Zirkus-Elefant in der Oberpfalz angekettet - Peta sieht Verhaltensstörung

13.8.2019, 18:16 Uhr
Zirkus-Elefant in der Oberpfalz angekettet - Peta sieht Verhaltensstörung

© Peta

Immer wieder schwenkt er seinen Rüssel und seinen Kopf hin und her, wirkt nervös. Der rechte Vorderfuß eines Elefanten, der derzeit mit seinem Zirkus in Regensburg auftritt, ist mit einer Kette angebunden - wohl aus Sicherheitsgründen. "So leiden Elefanten bei Circus Afrika", heißt es im Titel des Videos, das Peta derzeit in den sozialen Netzwerken verbreitet. Die Aufnahmen seien den Tierrechtsaktivisten zugespielt worden und sollen einen Dickhäuter in der Oberpfalz zeigen. "Während sich Circus Afrika in der Öffentlichkeit als tierfreundlich präsentiert, müssen die Elefanten hinter der Glitzerkulisse große Qualen erleiden", sagt Yvonne Würz, Biologin und zuständige Fachreferentin bei Peta. "Kein Tier verdient es, so herzlos behandelt zu werden." 

Die Aktivisten kritisieren besonders das nächtliche Anbinden, das bei Zirkussen Praxis ist, Tag für Tag. Eine "erhebliche körperliche und seelische Belastung für die bewegungsfreudigen Tiere" sei das, so Peta. "In der Natur wandern afrikanische Elefanten bis zu 80 Kilometer pro Tag."

Das sagt die Stadt Regensburg

Ob das Video wirklich einen Elefanten des "Circus Afrika" zeigt, der noch bis Ende August in Regensburg gastiert, ist unklar. "Das Video ist bekannt", sagt eine Sprecherin der Stadt Regensburg. Auf den Aufnahmen sei aber nicht ersichtlich, um welchen Spielort es sich handle. Die Experten aus der Oberpfalz betonen aber: In Regensburg seien regelmäßig Tierschutzkontrollen durchgeführt worden. "Unter anderem wurde auch das Verhalten und die Anbindung der Elefanten überprüft", erklärt die Sprecherin. Bei Mängeln ergreife man sofort Maßnahmen. 

Das Schwenken mit Rüssel und Kopf, das bei Elefanten auch "Weben" genannt wird, sei aber in der Tat ein Zeichen für eine Verhaltensstörung, teilt die Stadt Regensburg mit. "Eine schaukelnde Hin- und Herbewegung des Kopfes und ein Ziehen an den Ketten ist auf dem Video ersichtlich", sagt eine Sprecherin. "Eine Beurteilung des Verhaltens sollte aber immer vor Ort durch Begutachtung der Tiere über einen gewissen Zeitraum und in verschiedenen Situationen erfolgen." Die Sequenz sei relativ kurz und durch einen Zeitraffer verändert worden. 

Diskussion um bundesweites Wildtierverbot

Seit Jahren schwelt die Diskussion um Wildtierverbote in deutschen Zirkussen. Mehrere Kommunen preschten vor, erließen Richtlinien, die Elefanten, Löwen und Nashörner aus ihren Städten fernhalten. Eine rechtliche Grundlage fehlt bislang aber - deshalb kippten einige Stadträte auch in Franken ihre Verbote wieder. Nach einem Bericht der Rheinischen Post scheitert ein deutschlandweites Gesetz auch am Widerstand von Agrarminister Julia Klöckner (CDU). Auch die Behörden in Regensburg sind der Auffassung, dass "ein generelles Wildtierverbot in Zirkussen auch durch Bundesrecht geregelt werden muss", wie die Stadt mitteilt.

 

Aktivisten wie Peta fordern dennoch ein Verbot. Der Elefant des "Circus Afrika" solle seinen Besitzern abgenommen und in eine Auffangstation gebracht werden, appellieren die Tierrechtler an die Regensburger Veterinärbehörde. Einen Anlass sieht die Stadt dafür aber nicht. Das nächtliche Anbinden etwa, erklärt eine Sprecherin, sei nach den Zirkusleitlinien ("Leitlinien für die Haltung, Ausbildung und Nutzung von Tieren in Zirkusbetrieben oder ähnlichen Einrichtungen") etwa zulässig. Das habe "sicherheitsrechtliche Hintergründe", so die Behörden. 

Bewegungsmangel kann Verhaltensstörungen provozieren

Dabei wird der Elefant mit zwei Ketten - eine am Hinterbein und eine am entgegengesetzten Vorderbein oder am Hals - angekettet. Um Druckstellen zu vermeiden, müssen die Ketten täglich wechselnd am rechten oder linken Bein angebracht werden. "Die Länge der Ketten muss so bemessen sein, dass der (...) Elefant sich bequem ablegen und einen Schritt vor und zurück machen kann." Zudem müssen die Sicherungen abgepolstert sein. 

Vor Verhaltensstörungen schützt das die Tiere aber nicht zwangsläufig. "Gerade hoch entwickelte Tiere wie Elefanten haben ein großes Bedürfnis, die von der Natur gegebenen Lebensäußerungen und Sinnesleistungen sowie ihre Fähigkeiten sozialer und mentaler Art zu nutzen", teilt die Stadt mit. "Bewegungsarmut und mangelhafte Beschäftigung können ursächlich für die Entwicklung von Verhaltensstörungen sein." Bei Veterinärkontrollen versuche man sicherzustellen, dass die Dickhäuter genügend Freilauf, Training und Pflegemaßnahmen bekommen - das könne "die Stereotypien unterbrechen und zum Wohlbefinden der Tiere beitragen". Immer wieder habe man in der Vergangenheit entsprechende Anordnungen getroffen. 

"Circus Afrika" wirbt mit artgerechter Haltung

Der "Circus Afrika", der im Fokus der Peta-Kritik steht, wirbt mit seiner artgerechten Haltung. "Professionelle Haltung und Tierpflege gehört zum Grundsatz unseres Circus", heißt es auf der Homepage. Die Lebenserwartung der Elefanten sei deutlich höher als in freier Wildbahn. "Wir lieben Tiere verstehen sie und arbeiten gern gemeinsam mit ihnen." Man setze auf ein partnerschaftliches Verhältnis, einige Dickhäuter seien bereits als Babys in den Zirkus gekommen. 

Erst kürzlich machte der "Circus Afrika" Schlagzeilen. Ebenfalls in der Oberpfalz entwischte beim Ausladen die Elefantendame "Ghandy" Mitarbeitern und spazierte in Cham an einer Straße entlang. Das siebeneinhalb Tonnen schwere Tier löste einen Polizeieinsatz aus. 

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