Zu langes Warten auf Endergebnis der bayrischen Landtagswahl

16.9.2013, 17:16 Uhr
Hier ein Bild vom Urnensturz in Lauf.

© Lena Müller Hier ein Bild vom Urnensturz in Lauf.

Wer erst nach dem amtlichen Endergebnis der bayerischen Landtagswahl ins Bett gehen wollte, startete mit Schlafdefizit in die neue Woche. Bis spät in die Nacht wurde in einigen Stimmbezirken gezählt und geprüft. Erst um 2.14 Uhr stand das vorläufige Resultat fest, rekordverdächtig spät: Zumindest in den letzten 30 Jahren waren die bayerischen Wahlhelfer immer mindestens eineinhalb Stunden schneller gewesen. Bei den Landtagswahlen 2003 und 2008 kam das Resultat noch vor Mitternacht.

Zwar hing der Wahlausgang wahrlich nicht am seidenen Faden, doch das späte Ergebnis ist ungewöhnlich. Dabei kam viel zusammen: der Ansturm auf die Briefwahl, lange Schlangen im Wahllokal und die Zettel-Flut des bayerischen Wahlrechts. „Wir sind schon mit einer halben Stunde Verspätung gestartet“, erzählt Anke Schwarz, Sprecherin des Statistischen Landesamtes, wo die Ergebnisse zusammenlaufen.

Die ersten Zahlen gingen erst um 20.39 Uhr in München ein, der niederbayerische Stimmbezirk Rottal-Inn meldete einen überwältigenden Sieg für die CSU-Kandidatin Reserl Sem.

Ansturm bis nach 18 Uhr

Als Grund für die Verzögerung nennen viele Wahlämter das Rekordniveau bei der Briefwahl. Nicht alle Kommunen stellten rechtzeitig mehr Helfer für die Auszählung der Briefwahlstimmen ab. „Man hat mit alten Werten kalkuliert“, sagt Schwarz. „Die Zahl der Briefwähler ist auf einem neuen Höchststand, damit hatten wir nicht gerechnet“, erklärt Birger Nemitz, Sprecher des Landkreises München. Dessen zwei Stimmkreise waren die letzten, die ihre Erstmeldungen absetzten. Das lag zum Teil auch an der große Andrang in den Wahllokalen - weil alle, die bis 18 Uhr kamen, noch wählen durften, konnten einige Wahlvorstände erst später mit der Auszählung beginnen.

„Der Ansturm war gewaltig, wir hatten weit nach 18 Uhr immer noch Schlangen in den Wahllokalen“, sagt Ina Franz von der Gemeinde Neubiberg, eine der Nachzüglerinnen im Münchener Umland. Dann habe der Computer auch noch falsch gerechnet, erzählt Ordnungsamtsleiterin Christa Galida. „Wir haben verzweifelt den Programmfehler gesucht – und irgendwann einfach den PC aus- und wieder eingeschaltet.“

Bei manchen Wählern sorgten die Schlangen in den Wahllokalen für Unmut. Beim Landeswahlleiter gingen Beschwerde-E-Mails ein. Unregelmäßigkeiten seien bislang aber nicht bekannt, sagt Schwarz. Im Einzelfall gibt es auch kuriose Gründe für Verzögerungen. So meldete der niederbayerische Stimmkreis Regen und Freyung-Grafenau erst um 0.39 Uhr sein Ergebnis – auf Facebook hatte der Landkreis Regen dagegen schon fast zwei Stunden früher den Sieg von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) verkündet.

Kompliziertes bayrisches Wahlsystem

„In einem Wahlkreis wurden zunächst 113 Briefwahl-Umschläge übersehen“, erläutert Heiko Langer, Sprecher des Landratsamtes. Am Resultat änderte das nicht viel, Brunner konnte sich letztlich über 49,5 statt 49,49 Prozent freuen. In einem anderen Wahllokal hätten die Helfer als erstes die Stimmzettel für die Bezirkswahlen ausgezählt, berichtet Langer. Dabei ist vorgegeben: Der Landtag hat Priorität.

Auch Fürth und München-Giesing meldeten ihre Ergebnisse recht spät. „Es kommt immer mal bei Wahlen vor, dass noch einmal nachgezählt werden muss“, berichtet Daniela Schlegel, Sprecherin des Münchener Kreisverwaltungsreferats. Zudem sei die Zahl der Stimmzettel diesmal recht groß gewesen: Landtags- und Bezirkswahlen mit jeweils zwei Zetteln, dazu noch Verfassungsänderungen.

Das bayerische Wahlsystem ist auch etwas komplizierter als in anderen Ländern, da bei der Zweitstimme nicht nur die Liste der gewünschten Partei angekreuzt wird, sondern jeder Wähler einen Kandidaten herauspicken kann. Allerdings sind diese Gewichtungen bei der ersten Auszählung am Wahlabend noch nicht relevant, da geht es zunächst nur um die Gesamtstimmen je Partei.

Mit einem Landtagswahlergebnis spät in der Nacht sind die Bayern im Übrigen keineswegs allein: Bei der äußerst knappen nordrhein-westfälischen Landtagswahl vor drei Jahren lief das vorläufige Endergebnis auch erst um 2.16 Uhr über die Ticker.

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