Zwei CSU-Abtrünnige sorgen in Burgthann für Unruhe

30.11.2019, 12:30 Uhr
Zwei CSU-Abtrünnige sorgen in Burgthann für Unruhe

Zwei Burgthanner, die viele - auch sie selber - eher bei den Christsozialen oder in deren Dunstkreis verortet hätten, tauchen mit einem Mal auf der Kandidatenliste der Freien Wähler für die Kommunalwahl auf. Björn Reese fordert gar den amtierenden Bürgermeister Heinz Meyer (CSU), seinen ehemaligen Parteigenossen, heraus.

Natürlich ist der Wechsel von einer Partei in eine andere aus den verschiedensten Gründen möglich und normal, der Schritt von den Schwarzen zu den Freien gar nicht so selten - Gaby Pauli und Florian Streibl lassen grüßen. Doch wenn man mit beiden Kandidaten spricht, hört man deutliche Unzufriedenheit heraus.

Franz Matzkowitz, der Ortssprecher für Dörlbach, Westhaid und Peunting im Gemeinderat, saß von Beginn seiner Amtszeit an - nun seit fast zwölf Jahren - mitten unter Christsozialen während der Gemeinderatssitzungen. Auch sagt er heute noch von sich: "Ich war schon eher ein bisschen schwarz." Doch dem Drängen vieler aus der Fraktion, in die Partei einzutreten, mochte der Parteilose nicht nachgeben, auch wenn es immer wieder hieß: "Franz, du bist doch einer von uns." Frei seine Meinung sagen zu wollen, war ihm aber immer das Wichtigste.

Das tun zu können, sah er in der CSU offensichtlich nicht gewährleistet. Die Parteidisziplin erschien ihm dort zu erdrückend. Zudem hat er auch Erfahrungen gemacht, die ihn veranlassten anzunehmen, dass ihn nicht alle Kräfte in der CSU willkommen heißen würden - wegen seiner Querdenkerei und seiner mangelnden Bereitschaft, mit seiner Meinung hinter dem Berg zu halten. Da er aber doch wieder in den Gemeinderat gewählt werden will und sich eine starke Fraktion hinter sich wünscht, zieht er jetzt auf dem Ticket der Freien Wähler in den Wahlkampf, denn "bei denen kann ich mal anderer Meinung sein, das geht bei der CSU nicht", glaubt er und verweist auf das Abstimmungsverhalten im Gemeinderat, bei dem kaum einmal ein CSU-Mitglied anders als die breite Masse stimmt.

Einer der das auch glaubt, ist Björn Reese. Er sah zudem Probleme auf sich zukommen, wenn er seine Karriere in der CSU weiterverfolgt hätte. Andere mit langjährigeren Ansprüchen hätten zu seinen Gunsten zurückstehen müssen - ein Stil, der ihm nicht entspricht, resümiert der Gastwirt und zog die Konsequenzen. Vielleicht hätte man solche Themen in offenen Gesprächen klären können, aber Transparenz und Offenheit sieht er nicht gerade als Stärke der Burgthanner CSU.

Wechsel zu den Freien Wählern

Da lag für ihn ein Wechsel zu den Freien eben nah, die seine Werte noch am besten verkörpern. "Ich bin konservativ-sozial eingestellt", bekennt der Oberferrieder, der einst wegen Stoibers Politik in die CSU eintrat. Und jene Transparenz und Bürgernähe, die er in seiner bisherigen politischen Heimat vermisst hat, sind die, auf die er nun als FW-Bürgermeister-Kandidat besonders setzt.

Die Sicht der beiden teilt CSU-Ortsvorsitzender Thomas Ritter naturgemäß nicht. Dass Matzkowitz, der sich um einen der vorderen Plätze auf der CSU-Liste beworben hatte, sich den Freien Wählern zugewandt hat, nachdem er bei den Christsozialen nicht so weit vorne landen konnte, wie er sich das vorgestellt hatte, kann Ritter wohl noch verstehen. Über Björn Reeses Vorgehen scheint er allerdings überrascht. Ihm, den der CSU-Vorsitzende als "engagiertes CSU-Mitglied" bezeichnet, das in alle Angelegenheiten des Ortsverbands "kontinuierlich eingebunden" und "im Landkreis an verschiedenen Stellen sehr engagiert war", habe man einen Spitzenplatz auf der Liste der CSU angeboten.

Den er zunächst auch akzeptiert hätte. Umso unerwarteter kam dann für Ritter und wohl auch andere in der CSU der Rückzug im Oktober, in dem Reese mitteilte, dass seine "Wertvorstellungen nicht mehr in ausreichendem Maße von der CSU abgedeckt werden". Offensichtlich ging es dem jungen Gastronom nicht um einen Karrierestart, sondern um inhaltlich-atmosphärische Verwerfungen in der Partei. Diese Entwicklung nimmt Vorsitzender Ritter freilich nicht wahr: "Es gib keine Verschlechterung der Stimmung in der letzten Zeit", hält er fest.

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