Contra Mädchenschule: Schwierige Wahl für ein Kind

2.9.2019, 19:44 Uhr
Contra Mädchenschule: Schwierige Wahl für ein Kind

Sie schleppte mich zum Infotag der Maria-Ward-Schule. Ich hatte gar keine Lust und schon mehrere verbreitete Vorurteile auf den Lippen. Trotzdem war ich dort, und ich habe mich für die Schule entschieden – nicht weil es keine Jungs gibt. Die Schule war sauberer, kleiner und einladender als die anderen, die wir bis dahin besichtigt hatten.

Über Nachteile habe ich nie nachgedacht. Erst als sich Klassenkameradinnen ab der zehnten Klasse dafür entschieden, auf gemischte Schulen zu wechseln. Für mich kam das zwar nie infrage, aber ich verstand es bei den meisten Fällen. Denn es bringt Abwechslung, wenn auch Jungs in einer Klassengemeinschaft sind. Sie haben andere Einfälle und Interessen, die sich keinesfalls mit unseren widersprechen, sondern diese eher ergänzen können. In Zeiten von "#Me-Too" und der stärksten feministischen Bewegung aller Zeiten ist es wichtig, den Umgang mit Männern nicht zu vermeiden.

In der Schule sollen wir fürs Leben lernen, aber in einer ausschließlich weiblichen Umgebung lernt man nicht, wie man sich gegenüber einem Jungen behauptet oder mit ihnen diskutiert. Denn schon beim Bewerbungsverfahren für die Uni wird man mit männlichen Konkurrenten konfrontiert, wo es darum geht, sich zu behaupten. Im Berufsleben muss man mit Männern zusammenarbeiten und auch konkurrieren. Das haben wir nicht gelernt. Uns zu behaupten vielleicht, aber sich von einer männlichen Autorität nicht einschüchtern lassen. Das nicht.

Ob ich mich jetzt anders entscheiden würde, weiß ich nicht. Ich bereue meine Wahl nicht. Was ich bedauere ist, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, was sie bedeutet. Das ist jedoch schwierig, weil man im Alter von zehn Jahren nicht über das Wissen einer 18-Jährigen verfügt. Die Eltern sollten daher die Vor- und Nachteile abwägen.

Keine Kommentare